Kapitel 48

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Kaum standen wir wieder im Wohnzimmer, klingelte es an der Tür. Wir alle sahen uns an, niemand erwartete jemanden. Dann klopfte es laut. Ich entschied mich als einzige zur Tür zu gehen und diese zu öffnen, aber wen ich da sah, hatte ich nicht erwartet.

Mit geöffnetem Mund starrte ich die Person vor mir an. Was machte sie denn hier? Hilfesuchend sah ich zu meinen Eltern, die nun stirnrunzelnd zur Tür kamen. Als sie erkannten, wer da stand, wurden sie bleich.

"Jetzt aber ehrlich, ihr tut ja alle so als hättet ihr einen Geist gesehen!" Sagte sie fröhlich und quetschte sich mit ihrer Tasche durch die Tür, an uns vorbei. Mitten im Hausgang blieb sie stehen und sah sich um. Jeder Anwesende starrte sie an und sie starrte zurück.

"Hätte ich gewusst, dass ihr so viel Besuch habt, hätte ich mir ein anderes Wochenende ausgesucht um zu kommen."

Mein Vater schien sich als erstes wieder zu fangen.

"Megan, was machst du hier?" Fragte er seine Schwester kritisch. "Hättest du dich nicht anmelden können? Im Moment passt es garnicht."

Tante Megan sah sich um. "Ja das sehe ich, ihr tut ja alle so als wäre ich das böse in Person!", kicherte sie. "Meine Kleine hat mich ja nicht mal begrüßt, sondern nur angestarrt! Und ich hätte mich ja angemeldet aber kurz nach dem ihr umgezogen seid, habe ich mein Handy verloren und ein neues geholt. Da war aber eure Nummer nicht mehr drin, also habe ich versucht eure Nummer oder Adresse raus zu finden, was sich schwieriger gestaltet als ihr vielleicht glaubt, also bin ich in den nächsten Bus, dann in einen Zug, dann wieder Bus und so weiter, bis ich hier gelandet bin. Da ich aber keinen Plan hatte, wo ihr überhaupt wohnt, habe ich mich durch gefragt und bin ein paar seltsamen Menschen begegnet. Jedenfalls seid ihr als 'die Neuen mit den hübschen Kindern' bekannt." Ratterte sie runter ohne einmal Luft zu holen.

Ich entschied mich dazu, ihr normal gegenüber zu treten. Sie wusste nichts von übernatürlichen Wesen und das sollte auch so bleiben. Dennoch war ich misstrauisch, es gab immernoch Facebook und das auch ohne SIM Karte.

"Tut mir leid Meg, ich war nur so überrumpelt, dass du einfach in der Tür standest. Es ist so schön dich wieder zu sehen." Ich lief auf sie zu und umarmte sie. "Deine Geschichte erklärt auch warum du mir nicht geantwortet und mir nicht zum Geburtstag gratuliert hast." Sagte ich ihr noch.

Ihre Augen weiteten sich. "Shit! Oh Hales, das habe ich total vergessen. Die Uni macht gerade viel Stress. Der wie vielte ist denn heute?" Aus ihrer Jeans Shorts holte sie ein nagel neues Handy raus. Ich wunderte mich darüber, da sie das Geld dafür eigentlich garnicht hatte und auch die Fahrt hier her, war viel zu teuer für sie.

Ich wurde noch misstrauischer, sagte aber nichts weiter dazu. Den Rest des Abends redete Megan viel von ihrem Zuhause und was es dort neues gab. Zuhören tat ich ihr jedoch nicht. Es interessierte mich nicht mehr. Mein Leben war hier, an der Seite von Nathan. Wenn sie es in den Monaten, in denen wir hier lebten, nicht geschafft hatte uns zu kontaktieren oder den Stunt abzuziehen, den sie da nun hingelegt hatte, gab es einen Grund, warum es gerade in dem Moment war. Und der war nicht, dass sie uns vermisste.

Irgendwann, beim Abendessen, sprach sie mich anscheinend an, doch ich bekam es nicht mit, da ich mit Finja über Megans auftauchen diskutierte. Erst als Mia mir, unter dem Tisch, gegen das Schienbein trat, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder den Menschen am Esstisch zu.

"Hm? Was gibt's?" Warf ich in die Runde. Megan fing an zu lachen.

"Hailey wo bist du denn mit deinem Kopf? Hat das was mit dem Süßen da neben dir zu tun?" Lachte sie und nickte mit dem Kopf in Nathans Richtung. Finja meldete sich, meine Augen färbten sich Silber, das spürte ich und ein Knurren verließ meine Lippen.

Nathan bemerkte meine Reaktion und legte seine Hand, unter dem Tisch, auf meine. Sofort beruhigte ich mich und sah dankbar zu ihm. Dann wandte ich mich an Megan.

"Nein. Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen. Es wäre aber nett, wenn du ihn bei seinem Namen nennen würdest. Er heißt Nathan, nicht Süßer." Gab ich immernoch leicht gereizt von mir.

Sie hob abwehrend die Hände und meinte sie würde mich so garnicht kennen. Natürlich kannte sie mich so nicht. Sie kannte mich nicht als Werwolf und schon garnicht kannte sie mich mit einem Mate. Mal von den Sachen abgesehen die, seit dem er mein Mate war, passiert waren. Das hat uns enger zusammen geschweißt, inniger Verbunden, unsere Liebe verstärkt. Daraufhin verlief das Abendessen schweigend.

Ich mag sie nicht. Knurrte meine innere Wölfin in meinem Kopf.

Ja, irgendwas stimmt nicht. Ich kann es fühlen. Gab ich nachdenklich zurück.

Megan wurde auf der Couch einquartiert, da unser Gästezimmer, welches Mias Zimmer werden sollte, vom König der Werwölfe belegt war. Mia schlief bei Caleb, damit Nathan bei mir schlafen konnte. Es war unüblich, dass Megan nicht mit mir in einem Zimmer schlief, aber diesmal wollte ich nicht und dagegen konnte sie nichts tun.

Nachdem sich alle eine gute Nacht gewünscht hatten, gingen Nathan und ich in mein Zimmer. Er hatte ein paar Klamotten von Caleb bekommen, da er hier nichts hatte. Diese waren ihm jedoch etwas zu eng, da er mehr Muskeln hatte, als mein Bruder. Nachdem ich aus dem Bad gekommen war, stand er hilflos im Raum. Ich ging zu meinem Bett und setzte mich darauf.

"Alles okay, Nate?" Fragte ich ihn besorgt.

"Bist du dir sicher, dass du das willst?" Fragte er und kratzte sich verlegen im Nacken.

Mit einem Grinsen im Gesicht krabbelte ich über mein Bett zu ihm . Vor ihm kniete ich mich hin und zog ihn an dem Kragen seines Shirts zu mir herunter. Dann gab ich ihm einen sanften Kuss auf seine vollen Lippen.

"Ja. Ich bin mir sicher. Ich habe endlich meinen Mate wieder und das möchte ich in vollen Zügen genießen. Außerdem wird nichts weiter passieren, wir kuscheln und schlafen, ist doch nichts dabei."

Ein dreckiges Grinsen schlich sich auf sein wundervolles Gesicht. Er drückte mich leicht nach hinten und schon lag ich auf meinem Rücken und er über mir.

"Dann, meine Schöne, hättest du dir etwas anderes anziehen sollen." Ich dachte nach was ich denn anhatte, vor meinem Kleiderschrank hatte ich mir schnell irgendwas bequemes gegriffen, ohne darauf zu achten. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen, eine enge, sehr kurze Hose und ein weißes, halb durchsichtiges Top. Die Röte stieg mir in die Wangen.

"Es wird nichts passieren. Dann musst du dich eben zurück halten. Außerdem habe ich dir noch nicht verziehen, dass du mit Mikayla geschlafen hast, wenn auch durch einen Zauber." Erwiderte ich ihm, bevor ich ihn von mir runter schubste.

Nathans Augen weiteten sich. "Das weißt du? Aber wie? Ich schwöre ich wollte das nicht! Ich .."

"Ich weiß." Unterbrach ich ihn "Ich weiß, dass du es nicht wolltest, aber du hast es getan. Und die Schmerzen zu vergessen ist nicht so leicht."

"Sch-Schmerzen?" Fragte er erschrocken.

"Ja, Schmerzen. Jedes mal wenn du sie berührt hast, war es an der selben Stelle bei mir so, als würde man mich verbrennen. Es gab sogar Brandblasen. Ich habe es Finja und ihrer Heilung zu verdanken, dass man davon nichts mehr sieht." Gab ich ihm leicht niedergeschlagen zur Antwort.

"Oh Göttin, Hailey. Das wusste ich nicht! Aber das ist auch nicht normal... wir müssen heraus finden, was da los ist. Ich muss.."

"Du musst dich jetzt hin legen und mit mir kuscheln. Das Thema ist für heute beendet. Und jetzt komm, es ist spät." Unterbrach ich ihn erneut und legte mich bereits ins Bett.

Er wollte mir noch etwas erwidern, ließ es aber doch bleiben und legte sich zu mir.
Von hinten kuschelte er sich an mich heran und ich gab ein zufriedenes Seufzen von mir, bevor ich meine Augen schloss. Seinen Arm legte er über meine Taille und streichelte mit seiner Hand meinen Bauch. Instinktiv rutschte ich näher an ihn heran, sodass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Meine innere Wölfin schnurrte zufrieden auf. Daran könnte ich mich gewöhnen, dachte ich noch, bevor ich in einen Traumlosen Schlaf fiel.

Mate? Werwolf? Bitte was ?!Where stories live. Discover now