2. Kapitel

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Wir hielten Blickkontakt. Etwas in seinen Augen leuchtete auf, ich weiß nicht was es war.

Hätten seine Augen doch nie so aufgeleuchtet.

Ich löste mich nur schwer von seinen dunklen Augen. Seine mysteriösen, glänzenden Augen.
Ich sah Suyeon weiter zu. Sie war fertig, und Mr. Jeon nickte.
„Das war sehr gut, Suyeon." sagte er und stellte sich wieder vor uns beide.
Unsere Blicke streiften sich ein weiteres Mal.
„Tanzen ist kein Spiel." fing er an und verschränkte die Arme leicht vor der Brust.
„Tanzen heißt Konzentration. Präzision. Ein falscher Schritt, und man hat verloren."
Seine Stimme klang hart, er sprach direkt. Sein Gesicht war ernst.

Hätte ich diesen Worten doch nie gelauscht.

Suyeon lachte kurz leise, was unseren Tanzlehrer leicht irritierte. Das sah man ihm an.
Ich atmete tief durch und sah ihn an.
„Wollen Sie uns weiß machen, dass das Leben wie ein Tanz ist?" fragte ich.
Überrascht sah er mich an und fasste sich ans Kinn, ehe er leicht nickte.
„Ja, ein sehr guter Vergleich Miss Choi." sagte er.
Der Chef verabschiedete sich und verließ den Raum. Ich sah ihm kurz hinterher.
Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Mr. Jeon.

Hätte ich ihn nie beachtet.

„Wenn eine von Ihnen meine Tanzpartnerin zu 100% sein will, erwarte ich absolute Aufmerksamkeit, Konzentration und Perfektion." sagte er.
Ich schluckte. Keine Fehler sind möglich, aber es ist verdammt schwer. Es ist wirklich ein Kampf.
„Ich erwarte absolute Körperspannung, kein Gejammere. Sie müssen alles beherrschen und mit mir harmonieren. Mehr erwarte ich nicht."
Ich nickte und Suyeon ebenfalls, doch sie war abwesend. Sie starrte auf seine Muskeln, biss sich auf die Unterlippe.
„Mr. Jeon, haben sie eine Freundin?" fragte Suyeon. Es hatte nichts mit dem Thema zutun, aber sie fragte es.

Hätte ich doch nie auf die Antwort gewartet.

Ich war nun doch auch interessiert. „Nein habe ich nicht. Zu diesem Thema möchte ich mich nicht weiter äußern, da es äußerst unwichtig für das Tanzen ist."
Wir nickten. Ich mehr als Suyeon, aber es ging mir einfach darum zu tanzen.

Hätte ich gewusst, was dieser Wunsch auslösen würde.

Mr. Jeon kam plötzlich zu mir und hielt mir seine Hand hin. Ich nahm diese und er zog mich hoch.
Ich stand nun vor ihm und sah zu ihm hoch. Er ist groß.
Viel größer als ich. Ungewohnt. Meine bisherigen Tanzpartner waren nur stückchenweise größer als ich.
Er legte eine Hand an meine Hüfte und in der anderen hielt er meine Hand.
Ich wusste nicht was ich tun soll, war etwas unbeholfen. Also legte ich meine Hand einfach auf seine Schulter.
„Suyeon, starte die Musik."

Hätte sie die Musik nie gestartet.

Ich hörte, dass es recht poppige Musik ist.
„Mach dich bereit für einen Ceroc."
Mein Kopf ratterte und schnell wusste ich, welcher Tanz es ist.
Ich nickte und schon fing er an zu führen. Sein Körper ist komplett angespannt, wieder der konzentrierte Blick.
Ich konzentrierte mich ebenfalls, spannte meinen Körper an. Vereinzelt brannten Muskeln, aber ich muss es ignorieren.
Er drehte mich, verkreuzte meine Arme, drückte mich weg, zog mich wieder zu sich.
Ich vertanzte mich, stolperte, drohte zu fallen.
Er zog mich am Arm zurück, ich prallte gegen seine Brust.
Suyeon stoppte die Musik.
„Es tut mir-" Er stoppte mich mit einer Handbewegung. Ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

Hätte er mich nie angelächelt.

„Es ist okay. Du warst sehr gut. Das Stolpern ist nicht allein deine Schuld, mein Fuß stand blöd." Ich nickte leicht, war überrascht von der nachsichtigen Reaktion.
Suyeon stand nun auf. Sie war dran, weshalb ich aufmerksam zu sah.
Auch die beiden harmonisierten extrem gut. Besser als ich und er. Trotzdem war er mit ihr nicht zufrieden.

Hätten wir nie harmoniert.

„Deine mangelnde Körperspannung ist nicht akzeptabel. Im Thema Körperspannung könntest du dir ein Beispiel an Miss Choi nehmen."
Suyeon sah mit einem tödlichen Blick zu mir, während ich ziemlich stolz auf mich bin.
Ich meine, er ist mit mir zufrieden und hat nicht gemeckert.
Und Suyeon soll sich ein Beispiel an mir nehmen.
Ich wusste nicht, warum ich mich so freute.
Wahrscheinlich, weil er perfekt tanzen kann und ich vielleicht doch eine Chance habe, seine Tanzpartnerin zu werden.

Hätte ich nur nie eine Chance gehabt.

Suyeon setzte sich wieder neben mich und wir sahen beide zu ihm hoch.
„Sie beide haben großes Talent. Aber ich kann nur eine von Ihnen wählen. Deswegen geben Sie sich am besten Mühe."
Wieder klang er hart und wieder war er direkt. Es schüchterte einen fast schon ein.
Ehrlich gesagt schüchterte er mich ein, man kann mich schnell einschüchtern.
Peinlich.
Suyeon stand auf und sah auf die Uhr.
Wir haben schon lange trainiert, fiel mir jetzt auf.
Es ist bereits Mittagszeit. Ich merkte auch, wie mein Magen leise knurrte und versuchte, mir den Hunger nicht anmerken zu lassen.
Suyeon seufzte genervt und tippte ständig mit dem Fuß auf den Boden.
„Gibt es irgendein Problem Miss Kang?" fragte Mr. Jeon. Zwar eher desinteressiert, aber immerhin fragte er. Sie warf ihre Haare nach hinten und nickte. Arrogant und selbstsicher natürlich.
„Ich trainiere ja wirklich gerne mit Ihnen, aber ich habe Hunger." meckerte sie.
Unser Tanzlehrer seufzte leise und nickte dann. „Gut, dann gehen wir etwas essen." sagte er und lächelte kurz.
Er sah abwartend zu mir, ich stand ebenfalls auf und zog meine Schuhe wieder um.

Wäre ich nie aufgestanden.

Wir gingen zu dritt nach unten. Der anfängliche Nieselregen war nun starker Regen.
Ich holte einen Schirm aus meiner Tasche und sah zwischen Suyeon und Mr. Jeon umher.
Beide sahen mich erwartungsvoll an.
„Ihr könnt beide mit unter meinen Schirm." murmelte ich.
Während Suyeon nur augenverdrehend nickte, lächelte Mr. Jeon leicht.
„Vielen Dank Yujin." Er sprach mich mit meinem Vornamen an.
Es irritierte mich. Erst Miss Choi aber jetzt Yujin? Ich verstehe diesen Wechsel nicht.
Zu dritt quetschten wir uns unter meinen Schirm und gingen zu einem kleinen Imbiss.

Wäre er mir nie so nah gekommen.

Wir bestellten uns Ramen und saßen dann zusammen an einem Tisch.
Ich beobachtete die Tropfen, die gegen die Glasscheibe knallten und dann herunter liefen.
Irgendwie ein trostloses Bild.
Mr. Jeon räusperte sich, und ich widmete ihm nun meine Aufmerksamkeit.
„Haben Sie schonmal im Regen getanzt?"

𝐎𝐧𝐞 𝐥𝐚𝐬𝐭 𝐃𝐚𝐧𝐜𝐞 || 𝐉.𝐉𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt