7. Kapitel

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Wer bin ich?
Das Mädchen, dass Glück hatte oder Pech?
Das Mädchen, dass von ihm gewählt wurde, ihm vertraute, gebrochen wurden?
Soll ich glücklich sein? Soll ich weinen? Soll ich vergessen?
Wie soll ich vergessen?

Ich sah in den Handspiegel. Dunkle Augenringe zierten meine Augen. Mein müder Blick sah mich selbst im Spiegel an.
Meine sonst so glänzenden Haare waren matt und schon längst nicht mehr schön.
Meine Finger zitterten und um überhaupt mal zu schlafen, nahm ich ab und zu Schlaftabletten.
Meine eigentlich reine Haut wirkt grau und ist nicht mehr weich, sehr rau.

Das zierliche Lächeln, dass sonst immer meine Lippen umspielte, war verschwunden.
Ich sah mich, den Eisblock.
Die, die es Leid ist auf Liebe zu hoffen und zu warten.

Ich sah mich, das Mädchen, dass sie geändert hatte.

Der nächste Spiegel flog die Klippe hinunter, an der ich wieder stand. Wie so oft. Zu oft.
Ich starrte auf die Wellen, die laut gegen die Wand der Klippe schlugen und den Schaum, der sich immer wieder zurück zog und nach vorne schwamm.
Ist das Wasser kalt?

Ein Schritt und ich würde es wissen.
Ein Schritt, und alles Leid wäre vorbei.
Ein Schritt, und ich könnte vergessen.

Ein Schritt, und er müsste mich nie wieder sehen.

Mein Wecker klingelte ein weiteres Mal, und dieses Mal schlug ich so heftig zu, dass er komplett den Geist aufgab.
Prima Yujin, hast du super gemacht!
Ich stand genervt aus meinem Bett auf. Ich habe wieder bis in die Nacht trainiert und bin irgendwann auf dem Boden aufgewacht, bevor ich ins Bett geschlurft bin.
Auch wenn ich ein hoffnungsloser Fall bin.
Meine Füße schmerzten und meine Knie, aber immerhin kann ich den Schritt jetzt wirklich perfekt. Ich darf mein Mutter nicht enttäuschen.
Ich habe es ihr versprochen.

Nach meiner Morgenroutine lief ich sofort zum Tanzstudio, um pünktlich zu sein, was ich dann schlussendlich auch war.
Ich stand also in Mr. Jeons Zimmer und dehnte mich, um mich aufzuwärmen.
Wenige Minuten später betrat dann auch mein Tanzlehrer das Zimmer und sah mich überrascht an.
„Miss Choi?" fragte er und legte den Kopf schief. „Gibt es ein Problem?" fragte ich verwirrt.
Er schüttelte leicht mit dem Kopf, ehe er dann auch mit dem aufwärmen begann. Wieso sieht bei ihm alles so viel eleganter aus als bei mir?
Ich seufzte leise und dehnte mich weiterhin.
Pünktlich zu Beginn der Stunde war dann Suyeon auch da, weshalb wir nun vor ihm standen und er uns beide wieder ernst an sah.
„Miss Kang, bitte führen Sie den Schritt vor." sagte er an Suyeon gewandt, welche nur arrogant grinsend nickte.
Nicht schlecht, aber nicht perfekt. Nicht wie mein Schritt.

Nicht die Arbeit die ich hineinsteckte.

Er nickte zufrieden. „Hier und da gibt es noch Sachen die verbessert werden müssen, aber sonst sehr gut." sagte er lächelnd, ehe er sich zu mir drehte. „Miss Choi?" fragte er nun.
Ich nickte stumm und schluckte.
Jetzt oder nie.
Wie er es am Anfang wünschte, spannte ich meinen Körper an und konzentriere mich voll auf den Schritt.
Ich sah nur mich im Spiegel an, ehe ich sprang.
Ehe ich den Schritt so perfekt machte wie sonst nie.
Ich steckte all meine Arbeit, meinen Schmerz, meine Mühe in den Schritt.
In diesen einen Schritt, der alles entscheiden sollte.
Und am Ende stand ich wieder kerzengerade auf dem Boden und lächelte breit, so als hätte es mich keine Anstrengung gekostet.
Als wäre es ein Kinderspiel.

„Yujin..."

Mr. Jeon sah mich begeistert an. Suyeon hingegen geschockt. Man konnte deutlich sehen, wie wütend sie ist.
Ich lächelte nur noch breiter und entspannte mich nun etwas.
All die Arbeit hatte sich glücklicherweise gelohnt.
„Miss Choi, kommen Sie bitte mit und unterschreiben Sie den Vertrag?" fragte mich Mr. Jeon.
Überrascht nickte ich. Ich dachte, ich sei ein hoffnungsloser Fall..?
Ich folgte ihm aus dem Raum zum Büro unseres Chefs und Mr. Jeon klopfte an. Nach dem „Herein." unseres Bosses betraten wir das Büro.
Dort lag der selbe Vertrag wie auf dem Tisch im Café. Erst jetzt fiel mir auf, dass mein Name da bereits mit Computerschrift hingeschrieben steht.
War das auch im Café so?
„Miss Choi, sie müssen hier unterschreiben." sagte mein Boss und ich nickte, ehe ich den Vertrag überflog.

Ich, Jeon Jungkook, bestätige Choi Yujin als meine Tanzpartnerin anzusehen und ihr alles so perfekt wie möglich beizubringen.
Darunter war seine Unterschrift. Jungkook also... Aus dem Augenwinkeln warf ich ihm einen kurzen Blick zu, blieb kurz an seinem vollem, leicht welligem, schwarzem Haar und seinen schönen, braunen Augen hängen.
Seine Lippen umspielten ein leichtes und warmes Lächeln.
Jetzt sah er gar nicht mal so streng aus...
Aber ich weiß das er es ist. Weswegen ich innerlich tief durchatmete.

Hiermit bestätige ich, Choi Yujin, dass ich alles tun werde um meinen Tanzlehrer Jeon Jungkook so zufrieden wie möglich zu stellen.
Ich unterschrieb.
Dann gab ich dem Chef den Vertrag zurück. Dieser lächelte breit. „Schön, dass das endlich geklappt hat." meinte er und rieb sich die Hände. „Suyeon könnten wir zu Park Jimin schicken." murmelte er.
Jungkook nickte. „Ja, ich denke er wird mehr als zufrieden mit ihr sein. Aber für mich ist sie, wie ich schonmal erwähnte, ein hoffnungsloser Fall." meinte er.
Meine Augen weiteten sich und ich starrte auf den Tisch. SIE!?
Also meinte er gar nicht mich. Ist ja peinlich, ich dachte echt die ganze Zeit, dass er damit von mir redete.
Ich sah nun wieder lächelnd auf. „Gut, wir müssen üben. Unser Tanz tanzt sich schließlich nicht von selbst. Oder eher unsere Tänze." meinte Mr. Jeon.
Ich nickte und stand auf, ehe ich mich verbeugte bevor ich das Büro mit ihm verließ.
„Mr. Jeon..." fing ich an, aber er unterbrach mich. „Jungkook." sagte er schnell. Ich nickte. „Okay, also... Jungkook. Was tanzen wir denn?" fragte ich neugierig.
„Na ja, das ist dass Problem. Wir müssen erst noch entscheiden, was wir machen." meinte er und kratzte sich am Hinterkopf.
Jetzt war er irgendwie entspannt und... nicht so ernst. Vielleicht kommt es mir auch nur so vor. Mysteriös, mehr kann ich dazu nicht sagen.

„Yujin!"

„Ah okay, und wie suchen wir das aus?" fragte ich dann. Er lachte leise.
„Wir besprechen einfach, was wir tanzen wollen. Und dann entscheiden wir." sagte er lächelnd.
Ich nickte und er öffnete die Tür, Suyeon saß frustriert auf dem Boden. „Ah, Miss Kang. Sie sollen zum Chef." sagte er, nun wieder ernst.
„Du wirst dafür bezahlen." zischte sie im vorbeigehen in mein Ohr, weshalb ich leise seufzte.
„Hast du irgendwelche Tanzwünsche?" fragte er mich, weshalb ich den Kopf schief legte.

„YUJIN!" Sein Zittern in der Stimme entging mir nicht.

𝐎𝐧𝐞 𝐥𝐚𝐬𝐭 𝐃𝐚𝐧𝐜𝐞 || 𝐉.𝐉𝐤Where stories live. Discover now