6. Kapitel

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Das nervige Klingeln meines Weckers zerstörte meinen schönen Schlaf.
Ich stand also mehr als genervt auf und war extrem müde. Einfach, weil ich bis vor 2 Stunden trainiert habe. Und es ist jetzt um 7 Uhr morgens.
Uff, das wird definitiv ein langer Tag.
Ich sah mich im Spiegel an. Meine hüftlangen, kaffeebraunen, leicht welligen Haare waren ziemlich verwuschelt und meine grün-braunen Augen sahen mich übermüdet und gelangweilt an.
Ich habe keine von Natur aus schwarzen Haare. Ich bin nur halb Koreanisch.
Ich machte mich also fertig und schlurfte durch mein Haus, vor meinem Milchkaffee würde heute erstmal nichts laufen.
Diesen bereitete ich mir mit meiner Kaffeemaschine und Milch zu und roch genüsslich den Duft des gemahlenen Kaffees.
Mein Blick wanderte zur Uhr. Ich habe noch eine halbe Stunde.
Ich trank genüsslich meinen Kaffee aus und packte mir dann Schlüssel, Handy und ein wenig Geld in meine Tasche, ehe ich meine Haus verließ.
Ich lief wie immer zur Arbeit. Frische Luft ist gut und befreit den Kopf, weshalb ich so gut wie immer lief.
5 Minuten vor Schichtbeginn kam ich im Café an.

Wäre ich nie ins Café gegangen.

Ich band meine Schürze um und machte meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen. Morgens ist noch nicht viel los, weshalb ich noch relativ entspannt war.
Ich arbeitete jetzt schon eine Stunde, es ist um neun und es war etwas mehr los, allerdings nicht so das es übermäßig stressig ist.
Als plötzlich zwei mir bekannte Gäste das Café betraten. Ich dachte, mich zu irren, aber ich erkannte die beiden.
Mr. Jeon und Suyeon.
Ich ging an den Tisch und sah beide ziemlich kalt an. „Bestellung bitte." sagte ich einigermaßen ruhig.
Er war ziemlich überrascht, mich hier zu sehen. Kein Wunder, woher sollte er auch wissen, dass ich hier arbeite.
„Einen Cappuccino und ein Wasser bitte." bestellte mein eigentlicher Tanzlehrer.
Ich schrieb es auf, nickte und ging zu einer Kollegin, diese gab ich die Bestellung.
Etwas später kam ich mit dem Tablet zurück stellte Kaffee und Wasser auf dem Tisch ab.
Ich sah interessant aussehende Blätter auf dem Tisch, weshalb ich kurz einen Blick auf sie warf.

Hätte ich die Blätter nie gesehen.

Ein Vertrag.
Ich bin etwas überrascht. Also würde Suyeon wirklich seine Tanzpartnerin werden? Schnell drehte ich mich um und ging.
Ich legte meine Schürze ab und ging hinter das Café, wo ich draußen tief durchatmete. Hatte ich keine Chance, weil ich einfach ein normales Mädchen bin?
Hatte ich keine Chance, weil ich vielleicht nicht seinen Idealen entsprach?
Oder hatte ich keine Chance, weil ich es einfach nicht so gut kann wie sie?
Meine Gedanken wurden von einer männlichen Stimme in der Nähe unterbrochen. Ich erkannte die Stimme, es ist Mr. Jeon.
Unbemerkt bewegte ich mich mehr in die Richtung der Stimme und sah um die Ecke. Er stand entspannt da und telefonierte. Ich weiß nicht mit wem.
„Wer? Ach sie. Ja, ein wirklich hoffnungsloser Fall." sagte er. Ich schluckte.
Redet er von mir? „Yujin hat den Schritt nicht drauf, nein." sagte er dann. Ich senkte den Kopf.
Ich bin also der hoffnungslose Fall. Leise seufzend ging ich wieder rein und machte weiter, schließlich mussten die Gäste bedient werden.
Und trotzdem ging mir das Gespräch nicht aus dem Kopf. Hoffnungsloser Fall.

Wäre ich es wirklich gewesen.

Ich war unkonzentriert, weshalb ich stolperte und mit dem Tablet drohte zu fallen, jedoch konnte ich mich im letzten Moment abfangen und stand schnell auf.
Wow, ich habe nichts verschüttet. Na ja. Ich hörte ein gehässiges Lachen und wusste direkt, dass es von Suyeon kam.
Ihre schulterlangen, glatten, schwarzen Haare bewegten sich dabei und ihre schokobraunen Augen glänzten belustigt.
Es ist so ein Lachen, wo man gerne mitten ins Gesicht schlagen würde.
Ich ignorierte sie und ging zu dem Tisch, an dem ich die Bestellung auch aufgenommen hatte. „Entschuldigung, dass Sie so lange warten mussten." sagte ich mich verbeugend.
Der Mann lächelte nur. „Kein Problem. Sie haben sich gut abgefangen. Sie sind ziemlich sportlich." meinte er.
Überrascht nickte ich. „Ja, ich tanze." erklärte ich kurz.
„Das ist ja toll. Sind Sie bereits bei einem Tanzstudio angemeldet? Ich würde für meinen besten Tänzer noch eine Tanzpartnerin suchen." sagte er lächelnd.
Uhm, wow. Das kam ziemlich plötzlich.

Hätte ich das Angebot nur angenommen.

„Tut mir sehr Leid Mr., aber ich habe mich bereits an einem anderen Studio beworben. Wenn es dort nicht klappt, schaue ich allerdings gerne bei Ihnen vorbei." meinte ich lächelnd.
Ich merkte nicht, wie Mr. Jeon mit kritischem Blick an mir vorbei lief und hörte auch sein leises Schnauben nicht.
„Das würde mich sehr freuen." meinte er lächelnd und reichte mir eine Visitenkarte. „Da steht alles nötige drauf. Vielleicht bis bald." meinte er grinsend.
Ich verbeugte mich ein weiteres Mal, ehe ich die anderen Gäste bediente.
Meine Schicht ist nun fast vorbei, und Suyeon sitzt immer noch mit unserem Tanzlehrer an einem Tisch. Sie unterhalten sich total angeregt und lachen immerzu.
Ich seufzte frustriert. „Yujin, alles ok?" fragte mich meine Kollegin. Ich nickte leicht. „Ja... klar. Mache mir nur Sorgen wegen morgen." meinte ich lächelnd.
Sie nickte verstehend. „Morgen entscheidet dein Tanzlehrer, oder? Mr. Jeon oder so?" fragte sie. Ich nickte leicht.
Mr. Jeon sah zu uns hinter, was ich bemerkte. Was hat er denn für gute Ohren?
„Ich denke zwar nicht, dass ich eine Chance habe, aber... Positiv denken." sagte ich aufgesetzt grinsend.
Sie schüttelte leicht mit dem Kopf. „Setz dich nicht unter Druck, okay? Niemand sollte das tun." sagte sie ruhig.

Hätte ich mich wirklich nie unter Druck gesetzt.

Seufzend nickte ich. „Leider hast du Recht. Aber du weißt doch, mein Versprechen." meinte ich und sah auf den Boden.
Sie nickte nur. „Ich bin mir sicher, dass deine Mutter stolz auf dich wäre. Egal was du tun würdest." meinte sie aufmunternd lächelnd.
Mein Blick streifte seinen, die ganze Zeit hat er zu uns gesehen. Hat er womöglich gehört, was ich gesagt habe? Worüber wir uns unterhalten haben?
Ich band meine Schürze ab. „Meine Schicht ist vorbei, Haewon kommt dann heute Abend und macht meine eigentliche Schicht. Bis übermorgen." sagte ich lächelnd.
Sie umarmte mich kurz, ehe ich mit schnellen Schritten das Café verließ.

Und zu Hause wieder trainierte. Ohne Pause, ohne an irgendetwas zu denken. Ich trainierte, und trainierte, und trainierte...
Bis ich erschöpft und verschwitzt auf dem Boden einschlief.

𝐎𝐧𝐞 𝐥𝐚𝐬𝐭 𝐃𝐚𝐧𝐜𝐞 || 𝐉.𝐉𝐤Место, где живут истории. Откройте их для себя