𝐎𝐧𝐞 𝐥𝐚𝐬𝐭 𝐃𝐚𝐧𝐜𝐞 || 𝐉.𝐉𝐤

3. Kapitel

Leicht schüttelte ich mit dem Kopf. „Nein, ich habe noch nie im Regen getanzt." sagte ich.
Mr. Jeon lächelte leicht.
„Sie sollten es mal tun. Es ist etwas ganz anderes als normales tanzen." erklärte er.
Suyeon tippte auf ihrem Handy umher und sah dann auf. „Wir könnten ja im Regen tanzen." sagte sie.
Ihr Zwinkern machte mich wütend. Musste sie mit jedem Typen den sie sah flirten?
Diese Frage kann ich mir selbst beantworten: Ja, muss sie.
Mr. Jeon war nicht wirklich von ihr angetan, was mich wunderte. Jeder Typ stand auf dieses perfekte Gesicht und den super Körper.
Ich sah wieder aus dem Fenster und schließlich war unser Ramen fertig.

Wären wir nie in diesen Imbiss gegangen.

Jemand tippte mich an, und ich sah zu ihm herüber. „Gibt es ein Problem Mr. Jeon?" fragte ich sofort und er lachte kurz.
„Nein, aber dein Ramen wird kalt." Ich sah auf mein Essen und nickte.
„Ja, ich werde sofort essen." sagte ich und begann, meinen Ramen zu essen.
Ich kam mir vor wie in der Schule, wie damals als ich noch jünger war. Ich tat, was der Lehrer sagte, ohne Widerrede. Ein komisches Gefühl.
Der Lehrer aß schnell. Extrem schnell. Er war innerhalb von ein paar Minuten fertig und ich konnte mir einen überraschten Blick nicht verkneifen.
Mr. Jeon sah mich fragend an, schnell wendete ich den Blick ab. Wieder sah ich nach draußen, während ich nun nebenbei meinen Ramen schlürfte.
„Miss Kang, wir können dann im Regen tanzen." meinte Mr. Jeon plötzlich.
Suyeon strahlte ihn an. „Sehr gerne!" sagte sie.
Ich atmete tief durch und aß weiter. Wieso mit Partner tanzen, wenn man auch alleine tanzen kann?

Hätte ich doch niemals getanzt.

Nachdem Suyeon und ich fertig waren, standen wir auf, bezahlten und gingen wieder raus in den Regen.
Ich stand mit meinem Schirm am Rand und sah zu Suyeon, welche Mr. Jeon mit in den Regen zog.
Sie tanzten etwas offenes, keinen langsamen und engen Paartanz, sondern einen rockigen und schnellen.
Natürlich hatte er wieder die Körperspannung, die man brauchte.
Ich sah also den beiden dabei zu, wie sie Spaß hatten. Wahrscheinlich qualifizierte sich Suyeon jetzt mehr als Tanzpartnerin als ich.
Obwohl mir klar war, warum sie im Regen tanzen wollte. Sie hat schließlich ein weißes Oberteil an.
Beide waren nun klitschnass und lachten zwischendrin immermal, während ich mit meinem Schirm einfach da stand und nichts tat.
Gut, dann tanze ich eben alleine.

Alleine kann ich sowieso besser tanzen.
Ich schloss meinen Schirm und legte ihn an den Rand, ehe ich mich auch in den nassen Regen begab.
Mr. Jeon sah leicht verwirrt zu mir herüber, doch ich achtete nicht auf seinen Blick sondern konzentrierte mich auf die Choreographie eines Liedes.
Ich spannte wieder alle Muskeln an, ignorierte das leichte ziehen und brennen und begann, alleine zu tanzen.
Ich spielte die Musik in meinem Kopf ab und blendete alles andere aus.

Hätte er mich nie beobachtet.

Die Tropfen prasselten auf meine Klamotten und meine Haut, ich war triefend nass aber ich beachtetet die Nässe und die Kälte nicht.
Das einzige woran ich dachte war, die Choreographie perfekt umzusetzen.
Mit Leidenschaft, mit den anmutigen und gefühlvollen Bewegungen.
Einige Leute liefen mit verwirrten Blicken an mir vorbei, weshalb ich lächeln musste.
Mr. Jeon hatte selber aufgehört mit Suyeon zu tanzen und verfolgte jede meiner Bewegungen mit den Augen.
Mein letzter Schritt und ich stellte mich wieder gerade hin.
Wandte meinen Blick zu Mr. Jeon, welcher leicht nickte. „Das war sehr gut Miss Choi."
Ich neigte kurz den Kopf und nahm dann meine Tasche und meinen Schirm.
Diesen öffnete ich wieder, schließlich soll meine Tasche einigermaßen trocken bleiben.

Hätte er mich nie gelobt.

Wir begaben uns zurück zum Tanzstudio, wo wir uns alle erstmal abtrockneten und frische Sachen anzogen.
Deswegen sollten wir also Wechselsachen dabei haben. Und trotzdem irgendwie ein komischer Grund.
„Haben Sie eine Besonderheit festgestellt, als sie im Regen getanzt haben?" fragte Mr. Jeon uns.
Suyeon zuckte mit den Schultern. „Man war halt nass und so." sagte sie.
Ich dachte nach. Als ich alleine im Regen getanzt habe, habe ich mich frei gefühlt. Alle Lasten waren kurz wie weggeblasen.
„Ich habe mich frei gefühlt, alle Pflichten waren kurz wie weg geblasen und man hat nur auf den Moment geachtet." sagte ich.

Hätte ich doch nie geantwortet.

Mr. Jeon sah mich mit großen Augen an. Ich habe langsam das Gefühl, dass er nie mit meinen Antworten rechnet.
„Sie sind die Erste, die neben mir das Gleiche denkt oder eher sagt." erklärte er ruhig und trotzdem etwas überrascht.
Auch ich war überrascht und sah ihn an. Ein leichtes Lächeln umschleicht seine Lippen und er wirkt zufriedener als vorher.
Suyeon warf mir einen wütenden Blick zu und drehte sich beleidigt weg.

Wir saßen mittlerweile auf dem Boden, da Mr. Jeon uns erklärte was wir für Paartänze können müssen.
„Die diesjährige IDC..." Mr. Jeon wurde von Suyeon unterbrochen, da diese ihre Hand hob. Ich sah fragend zu ihr.
„Was ist IDC?" Ich seufzte kurz.
„International Dance Competition." sagte Mr. Jeon. Dann sah er zwischen uns beiden umher.
„Die diesjährige IDC wird anspruchsvoller als die vorherigen. Man erwartet mehr als vorher, und der Boss meinte ich solle diese Jahr tanzen. Ohne Partnerin funktioniert dies allerdings schlecht."
Ich nickte verstehend. Von Jahr zu Jahr wird es anspruchsvoller, was mir logisch ernscheint. Man erwartet immer besseres, bei jedem folgenden Wettbewerb.
„Eine von uns wird sicherlich die richtige Tanzpartnerin für sie sein. Da bin ich mir zu 100% sicher." sagte sie grinsend.
Suyeons selbstsicheres Grinsen machte mich zwar einerseits wütend, aber andereseits irritierte es mich auch irgendwie.
Ich seufzte ein weiteres mal leise auf.

Gegen Suyeons selbstsicheres Auftreten habe ich nicht wirklich eine Chance.
Andrerseits bin ich, wenn ich tanze, ein ganz anderer Mensch.
Es ist jetzt schon zu kompliziert.
Wie soll es dann werden, wenn er vielleicht mich auswählt und wir trainieren?
„Wir sind nicht zum Spaß hier. Deswegen werde ich euch heute einen schwierigen Schritt beibringen. Und die, die es besser meistert wird dann meine Tanzpartnerin." sagte Mr. Jeon.

Hätte ich es nur nicht probiert.

Suyeon und ich nickten, ich schluckte nervös. Er setzte mich in gewisser Weise unter Druck durch diese Aussage.
Ich will es nicht nur meistern, ich muss. Sonst habe ich versagt.
Sonst habe ich mein Versprechen gebrochen. Das kann ich mir nie verzeihen.
Wenn ich mein letztes Versprechen breche, dann ist es vorbei.
Dann kann ich aufgeben, werde ich aufgeben. Ich möchte diesen letzten Wunsch erfüllen.

Hätte es dieses Versprechen nie gegeben.