18. Der Brief

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Pov William

Der Papierkram auf meinem Schreibtischtisch häufte sich. Müde schloss ich für einen kurzen Moment meine Augen, bloß um sie kurz darauf wieder zu öffnen und weiter zuarbeiten. Auch, wenn ich es niemals öffentlich zugeben würde, ich vermisste meinen Wirbelwind. Auch mein Kollege Knox fehlte mir. Wie es den beiden wohl ergeht? Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als meine Bürotür aufging und Alan Dieses betrat. Er wollte mir lediglich seine fertig bearbeiteten Dokumente geben. Er verabschiedete sich und ließ mich wieder allein. Frustriert ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Er fühlte sich so schwer und überhitzt an. Vielleicht bekomme ich ja ein Burnout. Könnten Shinigami überhaupt ein Burnout bekommen? Ich beschloss, dass ich lieber nach Hause gehen sollte. Ich würde sowieso nicht mehr zum Arbeiten kommen.

Die Sache war also beschlossen. Mittlerweile befand ich mich schon in meinem Wohnviertel. Die Sonne war schon längst untergegangen. Hatte ich wirklich so lange gearbeitet? Ich wollte die Tür zu meiner Wohnung aufschließen, als mir etwas auffiel. Aus meinem Briefkasten schaute eine kleine weiße Ecke. Von wem sollte ich denn bitteschön Post bekommen? Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, der Brief kam von Grell. Hastig, aber dennoch vorsichtig um ihn ja nicht zu zerknicken holte ich das sorgsam gefaltete Briefpapier hervor. Mit diesem in der Hand betrat ich letztendlich meiner Wohnung und begab mich in die Küche um etwas scharfes zu holen. Damit öffnete ich behutsam den Umschlag und zog das Schriftstück hervor

Mein liebster William,

du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisse. Ich würde alles dafür tun, nur um jetzt bei dir zu sein, und wenn es nur bedeuten würde, dass ich in einem anderen Raum sitze und stillschweigend meine Arbeit verrichte. So würde ich doch trotzdem wissen, dass du bei mir bist und es nur ein zweiminütigen Weg bräuchte, und bei dir zu sein. Eine, ja ich würde schon sagen Freundin, hat mich auf die Idee gebracht dir diesen Brief zu schreiben. In gewisser Maßen ist es also ihr Verdienst. Leider kann ich nicht viele Leute hier zu meinen Freunden zählen. Es war zu Anfang erdrückend, hier Nichts und Niemanden zu kennen, weder die Kultur, noch die Personen, die hier, mit mir in dieser Abteilung arbeiten. Dennoch konnte ich dieses Gefühl vergessen, wenn ich an ich dachte. Das mag jetzt alles ein bisschen kitschig wirken, aber du kennst mich ja. Zu meiner Verwunderung stammen viele Shinigamis, die in dieser Abteilung arbeiten aus Amerika. Ich will dir eigentlich nur sagen, wie sehr ich dich vermisse und ich hoffe, dass ich dich bald wiedersehen kann.

In Liebe
Deine Grell <3

Das war das kitschigste und zugleich schönste, was ich jemals in meinem Leben lesen durfte. Endlich konnte ich meine Gefühle offen zeigen, und wenn ich sie nur auf Briefpapier festhalten konnte. Aber wer hätte gedacht, dass Grell und ich jemals in so einem Verhältnis zueinander stehen würden? Ich jedenfalls nicht. Aber ich war froh, dass ich sie hatte und immer auf sie zählen konnte. Was würde ich nur ohne sie tun? Ich hatte schon gemerkt, diese Woche ohne sie war schrecklich. Es war so ungewohnt zu Arbeit zu gehen und nicht von einem roten Flummi umarmt und überschwänglich begrüßt zu werden. Es war einfach nicht das Selbe. Ich müsste Grell auf jeden Fall antworten, doch konnte ich nicht gleich zu Stift und Papier greifen, um ihm ebenfalls meine Antwort zu schicken. Ich müsste das Alles erstmal auf mich wirken lassen. Ich war glücklich, glücklich darüber, dass Grell mir geschrieben hatte, aber auch traurig darüber, dass sie nicht bei mir sein konnte. Das Glücksgefühl überwiegte der Trauer jedoch letztendlich, sodass ich, William T. Spears, anfing zu lächeln und einfach nicht mehr damit aufhören konnte. Anscheinend hatte die Woche ein doch nicht ganz so ,,grauenvolles" Ende, wie vorerst angenommen. Morgen würde ich gleich damit beginnen, einen Antwortbrief für Grell zu verfassen. Fest entschlossen schlief ich ein, gespannt darauf, was die nächsten Tage so an sich haben würden.

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So, nach vier Anläufen ein akzeptables Kapitel + Brief zu schreiben habe ich es endlich geschafft. Zugegeben, ich bin nicht komplett zufrieden. Vor allem das Ende gefällt mir nicht sonderlich, aber es war die beste Version und ich wüsste nicht, wie ich dieses Kapitel sonst abschließen sollte. Ich hoffe dennoch es hat euch gefallen. Noch nebenbei, das war so ziemlich das kitschigste, was ich je geschrieben habe. ^~^

Rot ist die Farbe der LiebeWhere stories live. Discover now