|Kapitel 5| - Wieder vereint?

1K 43 10
                                    

Liv's Sicht:

Ein komisches Gefühl steigt in mir auf. Angst vermischt mit Nervosität. Unkontrollierbar.
Was, wenn etwas schiefgeht?

Heute Nacht habe ich fast kein Auge zugetan. Wir sind zwar dann doch relativ schnell ins Bett gegangen und nicht mehr lang ums Feuer gesessen, dennoch gab es viel zu viele Dinge, die in meinem Kopf herum schwirrten. An Schlaf war demnach also gar nicht erst zu denken.
Schließlich bin ich dann aufgestanden und habe mich wieder an das Ufer gesetzt. Irgendwann hat sich Thomas, der ebenfalls nicht schlafen konnte, zu mir gesellt und so saßen wir einfach schweigend stundenlang im Gras, bis sie Sonne aufging und alle anderen noch die ihnen zugeteilten Aufgaben erledigten.

Dann sind wir los. Pfanne und ein paar andere, deren Namen ich nicht kenne, kümmern sich darum ein Berk zu beschaffen.
Jorge und Brenda sind als Ablenkungsmanöver eingeteilt und sollen den Zug zum Anhalten zwingen, wenn es soweit ist.
Newt und Clint warten mit der nötigen Ausrüstung, um den Wagon von den anderen zu trennen.
Und dann kommen wir.
Thomas, Vince, Lucas und ich.
Wir müssen mit unserem Truck so dicht an den Zug heran kommen, dass wir aufspringen, Angreifer abwehren und den richtigen Wagen suchen können, indem sich unsere Freunde befinden.

"Liv, hey beruhige dich, wir packen das", Lucas legt seinen Arm um mich.

Plötzlich beginnt das Funkgerät in meiner Hand zu rauschen.
"Der Zug kommt, macht euch bereit", höre ich Brendas Stimme.

"Okay, viel Glück Bren, passt auf euch auf!"

"Ihr auch", meint sie knapp, dann bricht die Verbindung.

Meine Aufregung ist plötzlich wie weggeblasen, als wäre ein Schalter in mir umgelegt worden.
Ich muss mich konzentrieren, da darf ich mir nicht vor Angst in die Hosen machen.
Wir werden uns das nehmen, was uns gehört.
Das, was sie uns genommen haben. Aris, Sonya, Jer und Minho.
Auch andere Kids, doch leider können wir nur einen Container mitnehmen.
Was, wenn sie auf mehrere Wägen verteilt sind?
Was, wenn wir nicht alle erwischen?

Das Geräusch des heranfahrenden Zugs ertönt, Vince startet den Motor und gibt Gas, sobald die Wagons an uns vorbei rasen.
Er fährt aus unserer Deckung heraus und steuert den Truck geradewegs auf das Ende des letzten Wagens zu.

Es geht los.

Minhos Sicht:

Heute ist es so weit.
Heute werden wir verlegt.
Man hat uns gesagt, dass die Zugfahrt mehrere Stunden dauert.
Wir sind bis jetzt höchstens zwei unterwegs.

"Glaubst du sie kommen irgendwann?"
Fragend sieht mich Jeremy an.

Hätte ich ihn länger nicht gesehen, hätte ich ihn nicht mehr wieder erkannt. Seine Stimme ist tief geworden, seine Gesichtszüge männlich. Er ist gewachsen, sogar einen Bart hat er bekommen. Er sieht gut aus, das würde Liv jetzt bestimmt auch sagen, wenn sie ihn sehen könnte. Es ist nichts mehr von dem kleinen Jungen auf der Lichtung übrig. Jetzt ist er ein Mann.

"Ich bin mir sicher, dass sie uns nicht im Stich lassen. Das verspreche ich dir Knirps."

Er lächelt mich an. Wir haben uns inzwischen einen Spaß daraus gemacht, wenn ich ihn Knirps nenne. Schließlich ist er das nicht mehr. Ganz und gar nicht.
In einem halben Jahr kann schließlich einiges passieren.
Obwohl, inzwischen müsste es schon fast ein dreiviertel Jahr sein, wenn ich mich nicht täusche.

Wir waren in einem riesigen Gebäude untergebracht. Wurden nach Gruppen aufgeteilt und mussten tagtäglich tausende von Tests und Untersuchungen über uns ergehen lassen.
Wäre Jeremy nicht bei mir gewesen, wüsste ich nicht, ob ich all das durchgestanden hätte.
Ich wüsste wahrscheinlich nicht mal mehr meinen richtigen Namen, schließlich wurde ich immer nur mit genau der Bezeichnung gerufen oder angesprochen, die auch auf den Kisten standen, die mit uns in der Box auf die Lichtung kannten.
Ich bin "A7", Jeremy "A42".
Aris und Sonya habe ich nicht oft zu Gesicht bekommen, schließlich waren sie nicht in Gruppe A so wie wir, sondern in Gruppe B.
Da alle Gruppen die Mahlzeiten gemeinsam in einer großen Halle zu sich nahmen, war das die einzige Möglichkeit  die anderen zu sehen. Doch selbst dann mussten wir an getrennten Tischen sitzen, meistens mit unserem sogenannten Team, bestehend aus einem Trainer, einem Arzt, einem Wachmann und einem Protokollant.
Immerhin war Jeremy bei mir, ohne ihn hätte ich das tatsächlich nie im Leben ausgehalten. Wir sind wirklich eng zusammengewachsen.
Er ist das einzige Stück Normalität, der einzige meiner Freunde, der mir noch geblieben ist.

Weil ich dich finde || Maze Runner -Minho FF ||Where stories live. Discover now