𝓼𝓪𝓷𝓰𝓻𝓮 𝓪𝓻𝓰𝓮𝓷𝓽𝓲𝓷𝓪

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BUENOS AIRES, ARGENTINIEN
DREI MONATE VOR TAG X

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Du bist mein Joker, Alba.
Wenn alles schiefgeht, dann kannst du immer noch in die Banknotendruckerei kommen und uns allen helfen.

Realitätsverlust ist ein eigenartiges Wort, nicht?
Es beschreibt den geistigen Zustand einer Person, die nicht (mehr) in der Lage ist, die Situation, in der sie sich befindet, zu begreifen.
Und dieses seltsame Wort traf perfekt auf mich zu. 

Ich hatte irgendwann mal geglaubt, zumindest einmal in meinem Leben zu etwas nützlich zu sein, wenn ich den einzigen zwei Menschen, die für mich so etwas wie meine Familie waren, helfen konnte, aber jetzt, zwei Jahre nachdem sie meine Hilfe gebraucht hätten, war einer von ihnen tot und der andere verschwunden. Und ich?
Ich war alleine.

Aber ich wollte nicht glauben, das ich das war.
Jeden Tag hoffte ich, dass ich aus diesen Albtraum aufwachte, jeden Tag hoffte ich, noch glücklich zu sein, aber jeden Tag wachte ich auf und war verlassen.

Aber der Tag, an dem meine eigentliche Geschichte begann, war anders.

Es war selbst am Abend noch heiß und eigentlich wolle ich schlafen, aber stattdessen lag ich nur in meinem Bett und starrte an die Decke, während ich der leisen Musik zuhörte, die unten auf der Straße gespielt wurde.

Vermutlich würde ich auch heute Nacht nicht schlafen können, wegen dem Wetter und der Albträume, die mich jetzt schon seit fast zwei Jahren heimsuchten.

Wenn ich mich im Spiegel betrachtete, dann konnte man inzwischen deutlich die dunklen Augenringe erkennen, trotz des ganzen Makeups, mit dem ich versuchte, sie zu verdecken.

Ich schloss meine Augen, in der Hoffnung, endlich einschlafen zu können, aber es war einfach viel zu warm und zu laut, denn von draußen hörte ich die Autos auf der Straße und das streitende Pärchen aus der Wohnung von oben.

"Verdammt!", zischte ich genervt und stand auf, denn liegen konnte ich inzwischen auch nicht mehr.

Ich fuhr mir durch meine langen braunen Haare und beugte mich über das Waschbecken in meinem Badezimmer, um böse mein Spiegelbild anzustarren.

Am Liebsten hätte ich jetzt vor Wut den Spiegel eingeschlagen, doch bevor ich überhaupt meinen Gedanken in die Realität umsetzen konnte, hörte ich, wie es an meiner Wohnungstür klopfte.

Mein Herz setzte für einen Moment aus.
Wer war das? Ich bekam doch sonst keinen Besuch?

Schnell huschte ich ins Schlafzimmer zurück, öffnete die Schublade in meinem Nachtisch und holte meine Pistole hervor.
Für einen Augenblick atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich die Tür aufriss.
Schnell ließ ich die Waffe wieder sinken, als ich den Besucher erkannte.

"Sergio?", fragte ich verwundert.

"Hallo, Alba", antwortete er mir, dann rückte er nervös seine Brille zurecht.
"Darf ich?"

"Äh, ja, natürlich", meinte ich und ließ ihn in meine Wohnung.

"Was willst du hier?", wollte ich wissen, als er sich in meiner Wohnung umsah. "Die letzten zwei Jahre lang hast du dich kein einziges Mal bei mir blicken gelassen! Ich weiß, es war ein großer Verlust für dich, aber für mich war es auch verdammt schwer!"

Sergio hatte mir die ganze Zeit in Ruhe zugehört, ohne ein Wort zu sagen, während ich ihn inzwischen angeschrien hatte.

"Glaubst du ich mache das mit Absicht? Ich will das beste für dich, und seit zwei Jahren sind die CIA, alle möglichen Geheimdienste und die spanische Polizei hinter mir her. Ich will immer das Beste für dich, aber wäre auch nur eine winzige Sache falsch gelaufen, dann würdest du jetzt in einem Gefängnis irgendwo auf den Philippinen sitzen, ohne dein Geld, ohne mich, und glau
🤍

Den ganzen Flug von Buenos Aires nach Europa hatte ich verschlafen, und ich wurde erst von dem unsanften Rütteln eines Autos geweckt, als wir über einen steinigen Feldweg fuhren.

Müde rieb ich mir die Augen.
Wie spät war es? Sicherlich schon war es schon Mittag, denn die Sonne schien durch das Fenster direkt in mein Gesicht.

"Unser Dornröschen ist aufgewacht", stellte jemand neben mir auf der Rückbank fest.

Ich schaute mich um.

Vor mir saß eine Frau mit hellbraunem Haar, vermutlich die Raquel Murillo, die inzwischen auch per Haftbefehl gesucht wurde, daneben Sergio, der das Auto fuhr und sich kurz zu mir umdrehte.

Schnell setzt ich mich auf, als ich merkte, dass ich fast auf dem Mann neben mir lag.

Beschämt wandete ich meinen Blick von ihm ab und schaute lieber aus dem Fenster.

Wir waren in Italien, genau gesagt in der Toskana, das erkannte ich an den vielen Zypressen und den vereinzelten, alten Bauernhöfen, die hin und wieder an uns vorbei zogen.

"Das sind Lissabon und Palermo", stellte Sergio (oder wie ich ihn ab jetzt nennen musste: den Professor) mir zwei meiner neuen Komplizen vor. "Wie willst du dich nennen?"

Ich brauchte einen Städtenamen. Sofort.

"Definitiv nicht Messina", sagte ich und rächte mich an Palermo. "Ich nehme Buenos Aires."

Na super. Im letzten Moment fiel mir auf, dass Palermo offensichtlich und dem Akzent nach zu urteilen, auch aus Argentinien kam.
Hätte ich mich doch nur lieber Lima oder Caracas genannt, aber jetzt war es zu spät.
D

as würde ja richtig toll sein, mit so einem Idioten die nächsten Monate zusammen zu arbeiten.

Er gab noch irgendeinen Kommentar zu meinem neuen Namen ab, doch ich hörte ihm schon gar nicht mehr zu, denn ich hatte gerade unser Ziel entdeckt.

Die Straße endete an einem großen, alten Gebäude, ein Kloster, um genauer zu sein, das hoch über einem kleinen Tal trohnte.  Ich war nur einmal hier gewesen, vor fast fünf Jahren, doch ich erinnerte mich noch genau an jedes winzige Detail des Hauses, auch wenn es mich traurig stimmte.

An das Echo, wenn die Mönche in der Kapelle sangen, an die schönen Fresken an den Decken und an die vielen Blumen im Innenhof.

Und daran, wie sehr sich Andrés de Fonollosa gefreut hatte, mir sein neues Haus auf dem Land, weit weg von der Polizei, zu zeigen.

hey🤍
Ich überarbeite gerade die ganze ff und bin aktuell beim ersten Kapitel, also wundert euch nicht wenn ein kleiner Teil fehlen sollte :)

𝘽𝙪𝙚𝙣𝙤𝙨 𝘼𝙞𝙧𝙚𝙨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt