Die Unerreichbare

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Ich drehte mich fast blitzartig um und auch Tiago begann wieder damit, diesen Mann anzuknurren „Was willst du hier?" fragte ich ihn, mit einem noch immer ziemlich genervten Unterton. Derweil kniete ich mich zu Tiago herunter und strich ihm langsam über das Fell. „Ich gehe zu meinem Wagen?" antwortete er, so als würde ich das eigentlich wissen müssen. Erst als sich Tiago wieder einigermaßen beruhigt hatte, stellte ich mich wieder aufrecht hin.

Neben meinem Wagen standen noch einige andere Autos, weshalb ich nicht direkt ausmachen konnte, welches davon wohl ihm gehörte. Doch dazu hatte ich keine Möglichkeit, da der Mann nun ein paar Schritte auf mich zu kam und Tiago nun sogar bedrohlich zu bellen begann.

„Du solltest deinem Hund mal Manieren beibringen." Hörte ich den Mann leide sagen, sah zu ihm hoch und könnte schwören, dass seine Augen für einen kurzen Augenblick rot aufleuchteten. Das konnte natürlich auch an der Sonne gelegen haben, die wohl ziemlich ungünstig stand.

Tiago hingegen wechselte von einem bedrohlichen Bellen nun zu einem verängstigten Winseln und versteckte sich schon halb hinter mir. „Okay, was willst du wirklich hier?" seufzte ich und widmete meine Aufmerksamkeit wieder ihm, der jedoch begonnen hatte mein Auto etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. „Ich nehme an, ein Maserati Grancabrio Sport .. das wundert mich nicht bei so einem zärtlichen Mädchen wie dir." Murmelte er und ich runzelte augenblicklich die Stirn.

Konnte er mir nicht einfach auf meine Frage antworten oder direkt verschwinden? „Ich weiß wirklich nicht, was du von mir willst aber ich muss jetzt auch weiter." Langsam schüttelte ich den Kopf, öffnete die Beifahrertür für Tiago, schloss sie wieder sobald er reingehüpft war und lief dann auf die andere Seite des Wagens. Genau die Seite, bei der auch der Fremde stand und mich aufmerksam beobachtete.

Ohne weiter auf ihn zu achten öffnete ich also die Tür des Fahrers, doch der Fremde schlug sie einfach ohne Probleme wieder zu „Was soll das?" Langsam ging er mir wirklich auf den Keks. Ich hatte eindeutig besseres zu tun als mich hier mit ihm zu unterhalten. „Was hältst du von der Idee, wenn wir uns heute Abend in einem Café treffen?" Jetzt war ich es, die ihn perplex anstarrte. Sein Grinsen wirkte so selbstsicher, als würde er schon wissen, dass er eine positive Antwort darauf bekommen würde. Doch da hatte er die Rechnung nicht mit mir gemacht.

„Auf keinen Fall." Antwortete ich daher, öffnete wieder die Fahrertür und stieg ein. Der Fremde schien so eine Antwort wohl nicht erwartet zu haben, da er mich nun ziemlich verwundert ansah. Doch ich achtete gar nicht weiter darauf, sondern startete einfach den Motor und fuhr schließlich vom Parkplatz. Jeder konnte sich denken, worauf es dieser Mann wirklich abgesehen hatte und ich wollte nicht gerade als eine Puppe angesehen werden, mit der man machen konnte, was man wollte. Das hier war mein Leben und ich würde ganz sicher nicht mit irgendeinem Fremden irgendwo hinfahren.

So ließ ich diesen Mann einfach zurück und fuhr wieder auf die Schnellstraße, die mich auf direktem Weg aus der Stadt und in die Richtung meiner Villa führte. Von solchen Schwanzgesteuerten Männern hatte ich wirklich die Schnauze voll. Das war etwas, was ich als Model fast tagtäglich erlebte. Mittlerweile hatte ich jedoch einige Abwimmelungsmethoden entwickelt und war in der Öffentlichkeit sogar schon als 'Die Unerreichbare' bekannt.

Ich musste zugeben, dass mir dieser Name deutlich besser gefiel, als wie jemand, der ständig mit anderen im Bett landete. Meine letzte Beziehung war mittlerweile schon knapp 1 Jahr her und eine reine Enttäuschung gewesen. Ich hatte schon lange aufgehört, über diesen Menschen nachzudenken. Er war es einfach nicht wert. Seit diesem Tag genoss ich mein Single-Leben in vollen Zügen, musste mit niemandem etwas teilen und hatte das Bett und auch das Bad ganz für mich alleine. Für eine Beziehung hätte ich auch überhaupt keine Zeit.

Ich fuhr schließlich in die große Einfahrt und stellte den Wagen, wie gewohnt, in der Nähe der Eingangstür ab. Amanda wartete bereits auf mich und nahm mir Tiago ab, ehe wir zusammen in die Villa liefen. „Das Interview ist in ungefähr einer Stunde, sie haben also noch etwas Zeit. Sie könnten in der Zeit etwas frühst.." „Nein." Sagte ich direkt und stellte meine Tasche im Flur des Gebäudes ab. Den Mantel hängte ich einfach dort an einen Haken. Ich würde nach dem Interview etwas essen. Das sollte reichen.


Des Teufels KöniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt