Keine andere Wahl

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P.o.V. Luc

Ich blickte an die weiß gestrichene Zimmerdecke. Umso länger ich sie anstarrte, desto mehr Dinge fielen mir an ihr auf, die Makel aufwiesen. Risse, dunkle Flecken und sogar gelegentlich kleine Blutflecken von ehemaligen Mücken. Vergeben sei dem Mückenmörder, der dem Leben dieser teuflischen Blutsauger, so ein ehrenvolles Ende gesetzt hatte. Ich konnte sie auch nicht leiden. Wenigstens lenkten mich diese Dinge von meinen eigentlichen Gedanken ab.

Es war falsch was ich tat. Das hatte ich von Anfang an gewusst. Elodie gehörte nicht in diese Welt. Sie hatte etwas Besseres verdient und doch musste ich ihr all das antun. Auch wenn sie von ihrem Unglück noch keinen blassen Schimmer hatte. Sie war eine zielstrebige Frau, die wusste was sie wollte, selbst wenn sie ein paar Makel hatte, genau wie diese hässliche Wand an die ich noch immer starrte. Doch auch ich wusste, was ich wollte und um das zu bekommen, hatte ich keine andere Wahl.

Mit einem Seufzen setzte ich mich langsam auf und musterte einen Moment das Zimmer des Hotels, in dem ich die ganze Woche meine Nächte verbringen würde. Alles war rein in weiß gehalten. Eine weiße Zimmerdecke, weiße Wände, ein weißer Teppich der den ganzen Boden bedeckte und zu guter Letzt noch diese weißen Möbel, die sich mit ihrer so grellen Farbe förmlich in meine Augen brannten. Chamuel würde es hier sicher gefallen. Ich hingegen, bevorzugte lieber ein tiefes Schwarz oder feuriges Rot. Nur war es leider das einzige Hotel, dass am nächsten zu dem von Elodie lag.

Ich schreckte leicht zusammen, als ich ein Knacken hinter mir hörte. Im nächsten Moment erfüllte eine gewisse Kälte den Raum, die ich jedoch kaum wahrnahm. Menschen taten das vielleicht. Ich selbst hingegen, war damit aufgewachsen. „Du enttäuschst mich erneut, mein Sohn." Ertönte die tiefe und stechend scharfe Stimme des Mannes hinter mir, der mir diese schreckliche Aufgabe zugeteilt hatte. Nur langsam stand ich auf und drehte mich schließlich zu der Person um, die einfach in meinem Zimmer erschienen war. „Was willst du hier, Vater?"

Der Mann mit den ebenso schwarzen Haaren und glühend roten Augen, blickte mir mit einem leichten Kopfschütteln entgegen. „Ich habe dir eine Woche gegeben, um sie zu uns holen. Ich hätte mir denken müssen, dass der wohl so mitfühlende Herr sich zu fein dafür war." Ich konnte nur leicht mit den Augen rollen. Mitfühlend? Er? Ganz bestimmt nicht. „Hör mir zu, Vater. Wenn ich ohne ihr Wissen die Hölle über ihr hereinbrechen lasse, dreht sie durch und hat gar keinen Nutzen mehr für uns." Brummte ich und erwiderte den strengen und durchdringenden Blick meines Vaters.

Der alte Mann machte einige Schritte um das Sofa, auf dem ich zuvor gelegen hatte, herum und blieb fast direkt vor mir stehen. „Jetzt hör mir mal zu, mein Sohn. Diese Elodie ist der einzige Mensch, der uns diesen Sieg bringen wird. Mit so einem zerstörten Selbstbild wird es die Engel förmlich zerreißen, wenn sie auf unserer Seite steht. Die besten Monster sind immer die Verrückten, das weißt du doch." Die Lippen meines Vaters formten sich zu einem breiten Grinsen und er legte eine Hand auf meine Schulter. Ich hatte keine Angst vor ihm, nicht so wie Levia. Ich hatte meine eigene Bürde zu tragen.

„Ich stelle dir diese Frage nur einmal, Lucifer.. soll der Thron dir gehören oder willst du ihn lieber deinem Bruder überlassen?" Das war eine Frage über die ich nicht lange nachdenken musste. Mir war bewusst, dass sich in diesem Moment auch meine Augen zu einem feurigen Rot färbten und wir uns so gegenseitig in die lodernden Augen blickten. „Nur mir allein sollte er zustehen." „Dann reiß dich mal zusammen und hol diese Elodie endlich zu uns! Dein Bruder wurde für diesen Platz geboren, natürlich soll es dann nicht leicht für dich sein, das zu ändern. Sie wird freiwillig mit dir mitkommen müssen. Ob sie über dich Bescheid weiß oder nicht, spielt dabei keine Rolle!"

Beim nächsten Wimpernschlag war die Kälte um mich herum verschwunden und auch mein Vater war wie vom Erdboden verschluckt. Auch das war mir bekannt. Seine plötzlichen Besuche hatte ich schon immer gehasst. Glücklicherweise fiel es ihm schwerer als uns, seine menschliche Gestalt zu wahren. Mir war bewusst, dass Elodie mich nicht leiden konnte. Mich regelrecht hasste, was ich aber nicht verstand. Wir waren zwar in der Lage zu sehen, was der andere im Inneren fühlte, doch die Gründe dafür blieben uns verborgen. Elodie würde nicht freiwillig mit mir kommen, wenn sie mir nicht vertraute. Nur wie sollte ich das anstellen?

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als ein leises 'Pling' bei meinem Handy ertönte, was mich kurz zusammenzucken ließ. Solche elektronischen Geräte brauchten wir in unserer Welt nicht. Dass ich überhaupt Nachrichten bekam, war schon sonderbar genug. Ich griff also nach meinem Handy, welches auf dem Sofa lag und tippte auf die empfangene Nachricht. Es war die Nummer von Elodie, dass erkannte ich an ihrem Profilbild. Warum schrieb sie mir? Doch das verwirrende dabei, war nicht die Tatsache, dass Elodie von ihrer 'Notfall-Nummer' Gebrauch machte, sondern die Nachricht an sich.

Sie zeigte ein Bild von Elodie, wie sie mit einer Grimasse zwei Flaschen in die Höhe hielt. Ganz erkennen konnte ich nicht, was es war, doch es musste sich dabei eindeutig um Alkohol handeln. Ich hatte es mir ja fast denken können. Ein weiteres 'Pling' ertönte und erweckte somit wieder meine Aufmerksamkeit. Diesmal war es allerdings ein geschriebener Text.

*Da ich jetzt deine Aufmerksamkeit habe: Wir werden jetzt unseren Spaß haben und etwas trinken

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*Da ich jetzt deine Aufmerksamkeit habe: Wir werden jetzt unseren Spaß haben und etwas trinken. Ohne dich. Du wirst dein schnuckeliges Popöchen schön in deinem Zimmer lassen und uns nicht davon abhalten. Weder jetzt, noch in Zukunft! Elodie will dich nicht mehr sehen und das ist auch ganz gut so. LG deine dich verachtende Haley*

Erst bei den letzten Worten wurde mir klar, dass wohl eine ihrer Freundinnen diese Nachricht über ihr Handy verfasst haben musste. Zum Teil verzweifelt, zum Teil aber auch unglaublich wütend, lief ich in diesem grässlich hellen Zimmer umher und versuchte mir einen Plan zu überlegen. Elodie und Alkohol war ja noch in Ordnung. Wenn sie es nicht übertrieb, musste ich da nicht eingreifen. Aber ich hatte nicht viel Zeit um ihr Vertrauen zu gewinnen und wenn sie mich jetzt schon nicht sehen wollte, könnte das deutlich schwieriger werden, als anfangs angenommen. Doch ich wollte den Thron, ich wollte diese Macht und dafür brauchte ich Elodie.

Selbst nach weiteren Stunden des Grübelns in denen es bereits stockdunkel geworden war, kam ich auf keine sinnvolle Lösung für dieses Problem. Vielleicht war es wirklich erstmal das Beste, sie für diese Woche in Ruhe zu lassen. Entweder sah sie es so, dass ich kein Interesse mehr an ihr und sie sozusagen vergessen hatte oder sie begriff endlich, dass ich ihr auch ihren Freiraum lassen konnte, wenn sie das wollte. Es gab nur diese 50/50 Chance. Etwas Anderes blieb mir nicht übrig. Wenn ich mich weiterhin in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt, würde sie das nur noch mehr von mir distanzieren.

Die ganze Nacht zerbrach ich mir den Kopf darüber und ich fand erst am frühen Morgen den heiß ersehnten Schlaf, den diese menschliche Gestalt von mir brauchte. So ein menschliches Leben konnte wirklich anstrengend sein. Dass Levia sich so für diese Wesen interessierte, war mir noch immer nicht klar geworden. Elodie war auch nur ein Mensch wie jeder andere. Für mich nun allerdings das einzige Puzzleteil, dass uns zu unserem Sieg noch fehlte. Da war es mir auch egal, ob ich ihr etwas vorspielen musste, nur damit sie freiwillig mitkam.

In der Hölle durfte man nicht fühlen. Es war ein Ort voller Hass, Leid, Angst und Qualen. So etwas wie Liebe oder geschweige denn Zuneigung, passte dort nicht hinein. Elodie war sozusagen nur ein Mittel zum Zweck um diesen Krieg zu gewinnen. Dass ausgerechnet ich mit dieser Aufgabe gesegnet wurde, war einfach nur Pech, entstanden aus der hinterlistigen aber kreativen Ader meines Vaters.

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Ich dachte mir, dass ihr bestimmt gerne mal ein Kapitel aus Luc's Sicht lesen wollt.. und hier ist es!

Natürlich wollte ich darin noch nicht zu viel verraten aber ich hoffe ich habe es trotzdem verständlich formuliert. ^^

Wird Elodie doch noch Vertrauen zu ihm aufbauen? Was hat es mit diesem Sieg auf sich, von dem Luc's Vater gesprochen hat?

Viel Spaß beim Weiterlesen! <3

LG Angel

Des Teufels KöniginOù les histoires vivent. Découvrez maintenant