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Freudig umarme ich Sebastian, als er endlich da ist. Ich habe mir solche Sorgen um ihn gemacht und teilweise unsere Aktion schon wieder bereut. Aber nachdem er heil aus dem Auto gestiegen ist, hat sich meine Sorgenblase direkt aufgelöst. Ich hoffe nur, die Verhandlung morgen läuft genauso gut.

Nachdem ich mich wieder von Sebastian gelöst habe und auch Harry ihn kurz umarmt hat, gehen wir gemeinsam zurück ins Wohnzimmer.

"Also, was kann ich für dich tun?" bringt Harry das eigentliche Thema seines Besuchs wieder ins Gespräch.

„Nun, meine Frau und ich leben aktuell in einer kleinen Wohnung." Erzählt Sebastian etwas verlegen, „Wo nicht genügend Platz ist, um ein Kinderzimmer zu schaffen."

„Das ist kein Problem, ich kümmere mich darum" sagt Harry überzeugt. Wobei ich weiß, dass er jedes Wort ernst meint.

„Nein, du sollst mir kein Haus kaufen, auch keine Wohnung." sagt Sebastian eilig. „Ich wollte nur fragen, ob du irgendwelche Kontakte zu Maklern oder sowas hast. Wenn du mich empfiehlst, kriege ich schneller etwas"

Harry überlegt. „Ich kann dir ein paar Kontakte geben, aber nach allem was du für uns getan hast, würde ich euch wirklich gerne einfach ein Haus kaufen."

„Ich will dich nicht ausnutzen. Außerdem habe ich das alles sehr gerne getan"

Während die beiden noch etwas weiter diskutieren, klingelt mein Handy. Um die beiden nicht zu unterbrechen, gehe ich rüber in die Küche und setze mich auf einen Barhocker.

„Sam?? Alles in Ordnung? Ich habe das gerade in den Nachrichten mitbekommen. Wieso sagst du mir nichts?" dringt mir sofort die Stimme meiner Schwester Theresa entgegen.

Ich seufze. „Ich wollte dich da nicht mit reinziehen. Alles ist gut soweit. Wie geht es dir?" Theresa hat genug Scheiße wegen mir durchgemacht, daher hielt ich es für besser, sie aus allem rauszuhalten.

„SAMANTHA", schreit sie in den Hörer, „Ich will dich oder euch bei sowas unterstützen. Schließe mich nicht immer aus"
Natürlich versteht sie es wieder nicht. Theresa war schon immer eine Person, die schnell ausflippte oder alles als Beleidigung aufnahm. Dabei möchte ich sie doch nur beschützen..

„Tess, verstehe mich doch bitte" versuche ich sie zu beruhigen.

Ein kurzes Mhm ist ihre Antwort, was aber heißt, dass ich es geschafft habe, sie zu besänftigen. 

„Wo bist du?" Ich habe mich noch gar nicht erkundigt, wo sie momentan wohnt. Darüber habe ich bisher keinen Gedanken verschwendet, fällt mir gerade auf. Braucht sie finanzielle Unterstützung?

„Ich habe mir eine Wohnung gemietet. Soll ich zu euch kommen?"
Ich ignoriere ihre Frage, auf ihren Trick doch mit eingeschlossen zu werden, falle ich nicht herein. Aber aus welchem Geld bezahlt sie die Wohnung? Ich weiß, dass sie gerade eine Ausbildung macht, aber da verdient man nicht genug für eine eigene Wohnung.

„Sam, hallooo? Bist du noch dran?" fragt sie ungeduldig, nachdem ich immer noch schweige.

„Ja.. Bist du in einer Wohngemeinschaft? Ich kann dir auch etwas Geld abgeben, wenn du alleine nicht mehr klar kommst" biete ich direkt an. Kurz ist sie sprachlos und ich höre nur ihre leise Atmung. Ich war noch nie jemand, der um den heißen Brei geredet hat, sondern spreche meine Gedanken direkt aus, wodurch manche manchmal etwas fassungslos reagieren.

„Ohh, also ich sollte es dir nicht sagen, aber Harry hat mir eine Wohnung besorgt. Du musst nichts zahlen"

Wieso hat mir Harry davon nichts erzählt? Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse mehr..

„Ahaa.." zögernd verarbeite ich das eben gesagte. „Ich muss auflegen. Ich melde mich später wieder."

Bevor sie noch etwas sagen kann, drücke ich auf den roten Knopf meines Handys, um das Gespräch zu beenden. Dann gehe ich zurück ins Wohnzimmer, wo die Jungs gerade miteinander scherzen. Der Anblick bringt mich zum schmunzeln. Harry sieht mich lachend an, während ich hereinkomme und mich neben ihn setze.

Das lachen vergeht ihm aber, als er meinen -mittlerweile wieder- ernsten Blick sieht. Stirnrunzelnd sieht er mich an. „Wer hat angerufen? Was ist los?"

Auch Sebastian sieht mich nun besorgt an. „Soll ich euch alleine lassen?" Jedoch wartet er auf keine Antwort, sondern geht direkt raus. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er so verständnisvoll reagiert.

„Es war meine Schwester" berichte ich knapp.

„Geht es ihr gut?"

„Ja.. Wann wolltest du mir sagen, dass du ihr eine Wohnung bezahlst?"
"Sam, es ist kein großes Ding, okay?"

„Doch. Ich kann für meine Schwester sorgen und mich um ihre Wohnung kümmern." lüge ich. Natürlich könnte ich das nicht, ich kann gerade mal um mich sorgen. Und Harry weiß das genauso gut wie ich, trotzdem sagt er zum Glück nichts dazu. Das Thema Geld hasse ich sowieso. „Du musst aufhören, alles für uns zu bezahlen." sage ich wütend. Ich mag es nicht, wenn jemand Geld für mich ausgibt und genauso wenig, wenn es jemand für meine Schwester tut. Ich bin für sie verantwortlich, nicht er. Ich schätze, mich demütigt das einfach.

„Ich tue das gern. Und bald trägst du sowieso meinen Nachnamen, dann gehört deine Schwester auch zu meiner Familie" erwidert er.

Augenblicklich halte ich inne und vergesse sogar kurz zu atmen.

„Du musst atmen, Sam" erinnert mich Harry wieder daran, wobei sich ein kurzes grinsen in sein Gesicht schleicht, welches aber schnell wieder verschwindet und zu einem besorgten Blick wechselt. Tief atme ich ein und wieder aus. Er will mich heiraten. Oh Gott. ER WILL MICH HEIRATEN. ER WILL MICH WIRKLICH..

„Also, nur wenn du meinen Nachnamen willst" unterbrechen Harrys schnellen Worte meine Gedanken. Ich glaube, er ist verunsichert, wegen meiner Reaktion. Wahrscheinlich ist ihm auch jetzt erst klar geworden, was er da eigentlich gesagt hat.

„Natürlich will ich" entgegne ich leichthin. Das will ich wirklich, aber das jetzt zu planen wo doch noch der Prozess bevor steht, halte ich doch für leichtsinnig. 

Nach meinen Worten beruhigt sich Harry wieder und ein breites lächeln bildet sich in seinem Gesicht. „Ich liebe dich."

"Und ich liebe dich"

Adore youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt