Kapitel 6

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Usagi

"Ohhh, guten Morgen Usagi...wie...ähh...schön Dich zu sehen...nicht wahr, Seijuro?"

So hat mich diese furchtbare Natsumi heute morgen vor dem Schultor begrüßt. Dieses scheinheilige Miststück will nichts anderes, als sich mit mir gut stellen, damit sie bei Mamoru punkten kann. Diese blöde Kuh ist sowas von durchschaubar! Seijuro tut mir ehrlich leid, im Gegensatz zu ihr scheint er wirklich an mir Interesse zu haben. Zumindest wird er nicht müde, mir Komplimente zu machen und an meinem Arm zu hängen, seitdem ich ihn kennengelernt habe...aber es ist vollkommen zwecklos, sich zu bemühen.

Mein Herz ist längst vergeben.

Gestern habe ich es verstanden. Es ist wirklich das Seltsamste was ich jemals in meinem Leben erlebt habe, aber vielleicht ist das ja so mit der Liebe. Sie ist einfach magisch.

So ganz kapiert, was da nach meinem Ausraster Mamoru gegenüber passiert ist, habe ich nicht...aber dennoch konnte ich nichts dagegen tun als zu akzeptieren, dass er mich wirklich liebt. Warum auch immer das jemand nach so kurzer Zeit tun kann. Naja, da wären wir wieder bei dem Thema Liebe und Magie.

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich ihn auch so lieben könnte wie er anscheinend mich. Verliebt bin ich, keine Frage und hingezogen zu ihm fühle ich mich zu diesem Mann mehr als alles andere. Aber als ich Mamoru gestern in die Augen gesehen habe, kurz bevor er gegangen ist, war ich mir sicher, dass er bereit wäre, für mich zu sterben.

Ich finde das wirklich ziemlich...extrem. Ich bin doch nur Usagi. Ein ganz gewöhnliches, vierzehnjähriges Mädchen? Was ist an mir schon so besonderes dass jemand für mich sein eigenes Leben geben würde?

Für einen kurzen Moment hatte ich zudem das Gefühl, als hätte jemand anderes von meinem Körper Besitz ergriffen. Ich war fast wie fremdgesteuert als ich Mamoru in den Flur gefolgt bin. Himmel! Ich glaub ich brauche echt mal eine Abwechslung von diesem Gefühlschaos...und Natsumi wird mir hierbei alles andere als eine große Hilfe sein. Ganz im Gegenteil.

Jetzt steht sie schon wieder vor mir im Klassenzimmer und nutzt die kurze Pause in der Doppelstunde, um sich abermals bei mir einzuschmeicheln.

Ich erhebe mich von meinem Stuhl und sehe Natsumi misstrauisch an.

„Was willst Du?"

Auf meine direkte Frage war sie offensichtlich nicht vorbereitet, denn sie errötet leicht und fährt dann schließlich fort mit ihrem eigentlichen Anliegen.

„Ähhh, naja also es geht um unseren geplanten Lasertag-Besuch nach der Schule heute...ich habe Mamoru irgendwie gestern nicht erreichen können und wir wollten doch...Ähhh...alle zusammen hin. Hast Du vielleicht seine Nummer? Dann könntest Du ihm ja gleich auch sagen wo wir uns am besten treffen können."

Diese Schlange. Ich wusste es! Pff, soll sie denken was sie will. Bei Mamoru hat sie eh keine Chance...hoffe ich zumindest. Ich kenne Natsumi auch erst seit Kurzem. Die beiden Ginga-Geschwister stammen aus dem Ausland und sind als Austauschschüler hierher gekommen. Zuerst gingen sie beide in meine Parallelklasse aber seit gestern wurde Natsumi in meine Klasse versetzt. Angeblich weil es für beide Geschwister besser wäre, getrennt voneinander zu lernen.

Ich seufze tief und sage schließlich

„Soweit ich weiß, ist er heute gegen halb fünf mit der Uni fertig und wollte dann am Schultor auf uns warten."

Bei meinen Worten hellt sich Natsumis Miene sofort auf und ich bilde mir ein, sowas wie absoluten Ehrgeiz in ihren Augen zu erkennen. Selbst wenn Mamoru keinerlei Interesse an Natsumi hat, dieses Mädchen akzeptiert kein „Nein" und wird alles daran setzen, Mamoru für sich zu gewinnen. Als wäre Liebe etwas, das man einfach so von anderen nehmen könnte. Absolut lächerlich!

Du bist aber für mich der netteste Junge!Where stories live. Discover now