KAPITEL 01

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„Ah! Caro- Endlich bist du da!!! Wo warst du nur wieder so lange? Weißt du eigentlich wie lange ich schon am Fenster stand und auf dich gewartet habe? Meine Nachbarn haben mich schon komplett verwirrt angeschaut, weil ich wie eine Irre aus dem Fenster gestarrt habe."

„Dir auch einen guten Abend Ney."

Wenn ich vorstellen darf: Neyla, kurz: Ney, 22 Jahre alt und geistig verrückt, zumindest wenn man mich fragt. Ach so, fast vergessen! Und sie ist meine beste und leider auch meine einzige Freundin.

„Tut mir wirklich leid, dass ich zu spät bin. Ich musste zuvor noch Tanken und aufgrund dessen, dass ich noch warten musste bis eine Säule frei wurde, hat es nun mal länger gedauert. Tschuldiung.", Nuschle ich noch zu mir.

Mir ist es schon etwas Unangenehmem, jetzt erst hier aufzukreuzen. Vor allem mit dem Hintergedanken, dass wir uns nun schon sehr lange nicht mehr getroffen haben. Denn schließlich bin ich ganze 15 Minuten zu spät. Ohne weitere Worte betreten wir den Wohnungsblock.

Ich tapse ihr stillschweigend im Treppenhaus hinterher bis zu ihrer Wohnung nach oben. Dort werden wir uns umziehen, denn es soll heute Abend mal wieder richtig abgehen. Wir werden uns mal nach längerer Zeit in einen Club wanzen und uns dort volllaufen lassen, wie in alten Zeiten. Vor zwei Jahren, als wir frisch aus der Schule kamen, waren wir jeden Abend in einer Diskothek. Seit dem Studium ist alles etwas schwieriger und ich meine hiermit nicht nur mein Leben außerhalb des Studiums. Das Gymnasium, auf welchem ich zuvor war, war auch deutlich leichter. Aber wir treffen uns doch noch ab und zu. Wenn es eben halt mal wieder von der Zeit passt!

„Carolin Diaz! Würdest du mir jetzt endlich mal zuhören? Ich leide hier gerade Qualen mit der Entscheidung meines Kleides und du schaust Löcher in die Luft... Es verletzt mich zutiefst", schmollt sie mich an und fasst sich ans Herz um ihren Schmerz noch zu verdeutlichen. Ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen. Die Dramaqueen höchst persönlich.

„Ja, anwesend Sir! Eh ich meinte Miss! Mh Ich persönlich würde das knielange, enganliegende schwarzrote Kleid mit dem V-Ausschnitt nehmen. Es betont deine Kurven schöner, Schnucki."

Erst wirkt sie etwas skeptisch, wie immer. Egal was deine Meinung ist zum Schluss setzt sie sich sowieso durch und macht was sie will. Aber dieses Mal schnappt sie sich das andere Kleid und geht. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Ney stehen geblieben ist. Mein Blick richtet sich auf sie und ich schaue das Mädchen fragend an.

„Warte hier, ich probiere es schnell an!"

Und weg war sie-

Nun bin ich alleine. Was zieh ich heute wohl so Schönes an?

Mit einem schnellen Blick in ihren Kleiderschrank wähle ich ein Silber-glitzerndes, knielanges und eher hängendes Kleid. Es hat einen freien Rücken und wird hinter dem Hals geschnürt. Somit wird mir beim Tanzen nicht so schnell heiß.

Wir teilen uns eigentlich alles! Sie trägt meine Klamotten und ich ihre, bei solchen Sachen sind wir beide ziemlich Schmerzbefreit. Da die Olle immer noch nicht da ist, beginne ich schonmal mit meinem Make-up. Nur ein wenig unter den Augen, dann Augenbrauen etwas nachfahren, ein leichter hellgrauer Lidschatten, dunkelroter Lippenstift dazu und zu guter Letzt die nachtschwarze Mascara von Douglas. Das ist einfach die Beste! Sie verwischt nicht, noch bröckelt sie. So nun ganz vorsichtig Caro, du hast dir schon oft genug ins Auge gestochen!

Vorsichtig und mit Bedacht setzte ich die Mascara-Bürste, wenn man es so nennen kann, an meinen Wimpern an. Einmal Augen schließen und hochziehen. Und Aug-

„UND WAS SAGST DU?! Ich finde es W-", als sie meine Zuckung bemerkt und dann mein schwarzes linkes Auge, verstummen ihre Worte.

„AH! Ney warn mich doch vorher. Kannst du nicht wie normale Menschen in das Zimmer gehen. Klopfen und dann eintreten, nein! Du rennst wie eine gestörte hier rein. Ich habe mir voll ins Auge gestochen und das nur dank dir, danke auch. Ja es ist schön, so nebenbei."

Junge, tut das weh! Sie hat doch gar keine Ahnung wie so etwas schmerzt! Immer dasselbe mit diesem Mädchen.

„Tut mir leid, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken. Nur du kennst mich, wenn mich etwas glücklich macht und ich mich freue achte ich auf nichts mehr."

∘ 🇪​🇹​🇼​🇦​🇸​ 🇸​🇵​🇦​̈🇹​🇪​🇷​ ∘

Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es bereits 22:00 Uhr ist. Dies heißt: Los geht's!! In unseren High Heels stolzieren wir das Treppengeschoss runter und steigen in meinen teuren Audi. Er hat eine Metall-weiße Farbe und das geliebte Metallschildchen ‚S-LINE'. Auch wenn das Auto von außen sehr teuer wirkt, war es nicht teuer, denn man muss nur handeln können und das habe ich von meinem Vater gelernt. Er war damals noch dabei als ich dieses Auto gekauft habe. Jedoch bin ich dann mit 20 in eine Wohnung, welche näher an meinen Studienplatz liegt, gezogen.

„Ey, kennst du schon das neue Lied von Michele Morrone?"

„Ney, mach du Musik. Ich muss fahren, du kannst dich einfach per Bluetooth verbinden, wie du es immer tust. Mir egal was wir hören." Diese Antwort war ein Fehler, denn somit habe ich ihr die komplette Kontrolle über mein Soundsystem gegeben. 5 Minuten später hat sie mehr oder weniger das Schreien angefangen.

„DIM THE LIGHT, MY LULLABY. TOUCH ME NOW, STOP PRETENDING. FUCK IT, WATCH ME BRUNNNN!!"

Gott steh bei mir! Womit habe ich das nur verdient? Wenn sie wenigstens die Töne treffen würde-

Der Verkehr ist schrecklich, typisch für diese Gegend hier. „Sag mal, wie läufts bei dir eigentlich mit deinem Liebesleben?"

Mein Blick schweift kurz zu Ney und dann wieder auf die Straße. Wieso fragt sie jetzt nach meinem Liebesleben, kann sich nicht doch einfach weiter singen? Ich spüre einen spitzen Gel-Nagel, welcher in meinen Bauch sticht. „Eyy, lass das! Ich muss mich konzentrieren!"

„Jetzt sag schon, so schlimm kanns doch nicht sein!"

„Du kannst mein Liebesleben mit dieser Ampel vergleichen", ich mache eine Andeutung auf die Fußgängerampel, auf welche wir gerade zufahren. „Die ist ausgeschalten?"

„Ich weiß, mein Liebesleben auch", ich seufze auf, „es läuft einfach nicht. Das mit Nils ist nichts geworden, ich habe einfach nichts für ihn empfunden." Ich höre ein lautes Ausatmen von der Person auf meiner rechten Seite.

„Du bist immer noch Single, oder?", ich nicke. Es macht mich traurig, dass ich immer noch keinen Freund habe. Alle aus unserer alten Klasse hatten oder haben einen. Auch Neyla hat einen, denke ich zumindest!

„Wie läufts bei dir mit Georg?", ein erbittertes Lachen kommt von Neyla. „Diesen Spasten habe ich schon auf den Mars geschossen! Der hat mich ja mal sowas von verarscht. Erst mir die große Liebe vorgaukeln und dann sehe ich ihn mit einem anderen Mädchen beim Rummachen. Wie meinte er: Es war ein Ausrutscher."

Sie tut mir leid, Georg war ihre große Liebe. Das Mädchen traf sich öfters mit ihm als mit mir. Sie war wirklich verliebt und dann lässt dieser Sack sie einfach sitzen! Wie kann er nur?

„Und jetzt bist du wieder alleine oder hast du schon jemanden neues gefunden?", mein Blick schweift kurz zu meiner Freundin, die den Kopf erschüttert schüttelt. „Alleine, wie du."

Ich glaube mir bleibt die Luft weg! Alleine wie ich, kann ich doch nichts dafür, dass mir bisher einfach keiner gefallen hat. Außerdem stört es mich nicht Jungfrau zu sein, man muss nicht immer gleich mit 16 Jahren entjungfert werden.

Nach 30 Minuten Fahrzeit kommen wir endlich am Clubhaus an. Der Name leuchtet in pink blau über dem Eingang auf: Night Life

Nun beginnt die geliebte Parkplatzsuche. Ich halte schnell an um nach einem Wegweiser oder ähnlichem zu suchen, der uns zum Parkplatz führt.

Gerade möchte ich wieder losfahren, aber Neyla kommt mir dazwischen „Stopp! Ich geh schonmal vor. Da steht so ein heißer Typ, denn muss ich jetzt angeln gehen, nicht dass er noch wegläuft." Somit schwingt sie ihren großen Arsch aus meinem Auto und dackelt schonmal vor. Ich dagegen suche weiterhin nach einem Parkplatz... 

Kidnapped from HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt