KAPITEL 03

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„Carolin, Carolin."

„Hilf mir, rette mich. Sonst sterbe ich."

„Carolin, du bist alles was ich habe."

„Verlass mich nicht, er wird mich umbringen."

„Carolin, Carolin Diaz."

„Mama, Wo bist du? Ich sehe dich nicht! Ich komme so schnell es geht!"

Hecktisch und nervös blicke ich um mich, suche nach ihren Augen, ihren Körper, ihrer Liebe und Zuneigung, finde sie aber nicht. In einem extrem flotten Tempo flitze ich die Treppen hinauf, durchsuche die Zimmer. Meine Kräfte sind am Ende. Mein Kopf, mein Körper machen das nicht mehr mit.

Mein Körper ist verschwitzt. Meine Klamotten kleben an mir, einzelne Schweißperlen kullern immer wieder meine Stirn herunter. Meine Haare sind fettig und mein Herz pocht. Ich habe Angst, Angst um sie. Sie darf nicht sterben, ich liebe sie dafür viel zu sehr. Sie ist schließlich meine leibliche Mutter, welche alles für mich geopfert hat. Welche sich immer um mich gekümmert hat, bei schlechten und bei guten Zeiten. Welche mich nie im Stich gelassen hat und mir immer ihre Liebe gezeigt hat. Sie ist alles was ich noch habe!

...Ich darf und kann sie einfach nicht so verlieren! Nein, ich reiße jede einzelne Tür im Obergeschoss auf und suche nach ihr, vergeblich. Meine Ohren spitzen sich als ich wieder laute höre-

„CAROLIN, CAROLIN!!!"

Dieses Mal mit mehr Mut und Wille, Überlebenswillen. Er kann sie doch nicht einfach ermorden! Schließlich ist er ihr Ehemann und hat sich entschieden sein Leben mit ihr zu verbringen!

Ein lauter verzweifelter Schrei verlässt meine Lungenflügel in der Hoffnung sie hört mich und antwortet mir.

„Mama, Mama, wo bist du?!"

Keine Antwort, nicht ein kleinstes Geräusch, kein Muchs, nichts-

Abermals renne ich die Treppen runter, nachdem ich den gesamten ersten Stock abgesucht habe. Ich laufe ins Wohnzimmer, Esszimmer, in die Küche und selbst in die Abstellkammer, jedoch finde ich sie nirgends! Tränen sammeln sich in meinen Augen und gleiten meine roten Wangen herunter. Meine Nase läuft durchgehend und mein Herz springt mir aus der Brust.

„Carolin, ich liebe dich... Versprich mir, dass du niemals aufgibst. Lass dich von keinem Runtermachen! Du bist Gold wert, hörst du GOLD! Vergib mir mein Schatz-"

Ich folge der Stimme und bewege mich schwungvoll in unseren Garten und dann sehe ich Sie. Meine Eltern. Beide im Pool. Mein Vater drückt sie Unterwasser. Meine Mutter wehrt sich, versucht um sich zuschlagen, schafft es aber nicht. Beide sind von oben bis unten nass, ich vermute mal vom Poolwasser und vom vielen Regen. Denn es schüttet wie aus Eimern, bei knappen 10 Grad.

Meine Beine sind wie angewurzelt, ich kann mich nicht vom Fleck rühren. Meine Ohren blenden alles aus, nur meinen Herzschlag höre ich. Immer wieder klopft es im gleichen langsamen Rhythmus, alle paar Sekunden. Ich höre nicht seine respektlosen und schrecklichen Beschimpfungen, die er ihr vorwirft, nicht ihre Hilferufe die sie mir zu schreit, nicht den Regen, welcher aus den Wolken fällt, nicht das planten vom Wasser, welches meine Mutter verursacht.

Es ist als hätte ich Watte in den Ohren. Nur mein Herz, welches gerade zerbricht, bleibt bei mir. Es fällt in 1.000 Stücke, meine Welt bricht zusammen. Ich kann mir ein Leben ohne meine Mutter nicht vorstellen. Alleine und verlassen, nur mit meinem perversen Vater, nein!

Er drückt sie erneut Unterwasser bis sie sich nicht mehr regt und wehrt. Seinem Blick nach geniest er es förmlich, es befriedigt ihn meine Mutter tot zu sehen. Er steigt gelassen aus dem Pool und sieht, die an der Oberfläche schwimmende Leiche meiner Mutter an, als wäre sie Dreck, Ungeziefer oder die Seuche pur.

Seine Blickrichtung wechselt zu mir. Langsam und vorsichtig kommt er auf mich zu. Einzelne Muskeln von meinem Körper beginnen zu zucken. Er hat mir meine Mutter genommen, er ist daran schuld, dass sie Tod ist! Ich rühre mich nicht vom Fleck und schaue ihm in die Augen, suche nach einem Grund warum er dies Tat, bin aber Erfolgslos. Wie eine Statue stehe ich hier und kann nicht realisieren, was gerade geschah. Der Schock hat mich nun komplett eingeholt und das Adrenalin mich verlassen. Meine Hände fangen das Zittern an, ich bekomme eine Gänsehaut. Ob es an der Kälte oder an der Tatsache, dass der Mörder meiner Mutter mein eigener Vater ist, weiß ich nicht-

Der übrige Teil meiner Eltern steht vor mir und schreit mich an, was ich hier suchen würde. Wie dumm ich auch wäre, dass ich genauso enden sollte. Das sie es verdient hatte und eine Schande für die Familie war. Meine Mutter... Er hat mir meine Mutter genommen, alles was mir auf der Welt lieb war, meinen Lebensgrund, meinen Halt in der Strömung. Nun habe ich keinen Lebensgrund mehr. Alles rauscht nur noch an mir vorbei wie eine Flutwelle, die alles mit sich reißt. Einfach alles-

Tränen strömen meine Wangen herunter, tropfen auf mein T-Shirt. Meine Nase brennt vom zu vielen hochziehen. Meine Augen fühlen sich wie die Sahara an, ausgetrocknet. In meinem Mund befindet sich kein Speichel mehr, alle meine Muskeln verkrampfen sich. Ich spüre wie ihre Seele meinen Körper verlässt. Wie gerne würde ich sie einfach halten und nicht loslassen, jedoch liegt dies nicht in meiner Macht. Ich muss dagegen ankämpfen, gegen die Schmerzen und die Trauer! Ich schaffe, dass so wie ich alle Hügel in meinem Leben bisher erklimmt habe

Er packt mich am Kragen und zieht mich hoch. Eine Schelle links, eine rechts. „Du kleine Fotze! Du warst nie geplant. Du hast mein Leben zerstört! Und ihres auch siehst du! Sie ist deinetwegen gestorben. Nur deinetwegen sind wir so unglaublich arm. NUR WEGEN DIR HÖRST DU?!" Nein, Papa. Ich höre nichts. Möchte ich überhaupt was hören? Möchte ich das-, Nein, ich denke nicht.

Ich reiße mich los und schlage ihm mit meiner flachen Hand ins Gesicht! „Ich bin erwachsen und du bist ein Monster, ein Mörder! Ich werde zur Polizei gehen, ihnen alles erzählen! Ich habe alles gesehen und gehört, du perverser. Mach dich darauf gefasst. Wir sehen uns vor dem Gericht! Das ist Mord, dafür bekommst du Lebenslang hörst du! Sie hat es nicht verdient, nein. Du solltest da an ihrer Stelle regungslos rumschwimmen."

Mit diesen Worten mache ich kehrt und renne auf mein frisch gekauftes Auto zu.

Ich trete kräftig ins Gaspedal, auch wenn ich nicht viel aufgrund meiner Tränen von der Umwelt erkennen kann. Ein Ziel habe ich nicht vor Augen, momentan möchte ich einfach nur weg. Weg von hier, weg von ihm, weg von der Leiche, weg von diesem verdammten Grundstück.

Ich hasse Menschen, Menschen die töten, nur dass es ihnen danach besser geht und sie weniger Probleme haben. Ich verabscheue solche Menschen zutiefst!

Kidnapped from HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt