𝐒𝐈𝐗-𝐅𝐈𝐕𝐄

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𝐒𝐢𝐱-𝐅𝐢𝐯𝐞
𝐒𝐥𝐚𝐧𝐠 𝐟𝐨𝐫: »𝐰𝐚𝐫𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐭𝐡𝐚𝐭 𝐚 𝐠𝐮𝐚𝐫𝐝 𝐢𝐬 𝐚𝐩𝐩𝐫𝐨𝐚𝐜𝐡𝐢𝐧𝐠«

Gegen fünf Uhr morgens kann ich das erste Mal nach meiner Pause wieder aufatmen. Der Club hat sich in der letzten halben Stunde rasch geleert, die Musik läuft nur noch im Hintergrund und warme Lichter erhellen den zuvor sehr schummrigen Raum. Meine Kollegin Lia ist mittlerweile nach Hause gegangen, da sie einige Stunden vor mir angefangen hat. Somit ist es nun an mir hinter der Bar aufzuräumen und die übrig gebliebenen Gläser auf den Tischen einzusammeln.

Ich habe im Spülbecken bereits heißes Wasser eingelassen, da sehe ich im Augenwinkel, wie Kurtis sich von einem der Sofas auf hievt. Er klopft einem Kerl mit blonden Haaren freundschaftlich auf die Schulter, ehe er schwerfällig in Richtung der Bar zusteuert. Ich stöhne innerlich auf, weil ich mir schon denken kann, dass er sich ein weiteres Getränk wünscht, während ich eigentlich inmitten meiner Aufräumaktion bin.

»Lola, Lola...«, nuschelt Kurtis. Beim genaueren Hinsehen kann ich erkenne, dass er leicht schwankt. Na toll. Der Typ ist auch noch besoffen. »Machst du mir einen Vodka, Süße?«

Ich verziehe kaum merklich das Gesicht. An und für sich ist Kurtis in Ordnung...zu mir in Ordnung. Er ist nicht geizig mit seinem Trinkgeld und wir beide sind in den Monaten, die ich nun schon hier arbeite, noch nie aneinandergeraten, doch, wenn er etwas getrunken hat, sagt er Dinge, die er sich normalerweise nicht trauen würde auszusprechen. Seine große Klappe kann er bei minderjährigen Mädchen aufreißen, die viel zu beeindruckt von seinem Gangster Leben sind, als dass sie im Paroli bieten würden.

Ich nicke schlichtweg und greife nach einem Glas in der Hoffnung er wird danach so schnell wie möglich wieder abzischen. Allerdings schweben Kurtis wohl andere Dinge vor, denn er lässt schnaufend auf einem der Barhocker nieder. Durch seine etwas glasigen Augen beobachtet er jeden meiner Schritte genau, sicher hat er wieder irgendwelche Drogen genommen.

»Bitte schön«, sage ich leise, als ich ihm den Drink über die Theke schiebe. Seine wulstigen Finger umgreifen das Glas, während er mit der anderen Hand in die Innenseite seiner Jacke greift. Für ein paar Sekunden nestelt er an den Taschen herum, ehe er endlich seinen Geldbeutel hervorzieht. Ich wette er kann nicht einmal mehr richtig sehen, weshalb er wie in Zeitlupe Schein für Schein in seiner Brieftasche durchgeht, um einen zu finden, auf dem die richtige Zahl steht. Ich sehe etwas zur Seite, da es mir unangenehm ist ihn dabei zu beobachten, wie er versucht die Schriftzeichen auf den Dollar Scheinen zu entschlüsseln. Kurtis seufzt laut und tippt sich mit dem Zeigefinger ein paar Mal gegen die Schläfe.

»Ich hab da was für dich...das könnt' dir mehr gefallen, als n' paar grüne Scheine.«

Ungeduldig klopfe ich mit den Fingerknöcheln auf die Arbeitsplatte, während ich Kurtis erneut dabei zu sehe, wie er in seine Taschen greift und darin herumzuwühlen beginnt. Ich muss mir einen langgezogenen Seufzer unterdrücken. Am liebsten würde ich mir seinen Geldbeutel einfach nehmen und mir selbst das nötige Geld herausholen. Ich höre es knistern und dann hält Kurtis auf einmal eine IPad-große durchsichtige Tüte in der Hand. Er lässt sie unsanft auf den Tresen fallen, bevor er mich freudig ansieht.

»Nimm dir, was du willst, Süße. Ich schenk's dir!« Nach seinem letzten Satz dreht er sich gönnerhaft zu seinen Jungs um, die ihn für seine Aussage auch noch anfangen zu feiern. Ich dagegen starre für einen Augenblick wie hypnotisiert auf das Drogenpäckchen vor mir. Pillen, Pulver und Spritzen. Dinge, für die ich jahrelang in den Knast wandern würde, würde man mich mit ihnen erwischen. Verdammt.

𝐀𝐋𝐋 𝐃𝐀𝐘 𝐀𝐍𝐃 𝐎𝐍𝐄 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓Where stories live. Discover now