𝐃𝐎𝐓𝐓𝐄𝐃 𝐔𝐏

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𝐃𝐨𝐭𝐭𝐞𝐝 𝐔𝐩
𝐒𝐥𝐚𝐧𝐠 𝐟𝐨𝐫: »𝐓𝐚𝐭𝐭𝐨𝐨𝐞𝐝«

Ich schnappe nach Luft und möchte gerne erwidern, dass er mir bloß nicht noch einmal zu nahekommen soll. Aber, da ich mich selbst nicht einmal ernst nehmen könnten, würde ich diese Worte zu ihm sagen, bleibe ich still. Rein hypothetisch: Wäre es wirklich so verwerflich mich von ihm flachlegen zu lassen?

Nur weil wir dann Sex gehabt hätten, hieße das ja nicht, dass ich für das, was er außerhalb meiner Wohnung treibt, verantwortlich wäre. Es könnte eine einmalige Sache sein. Nur eine Nacht. Und wenn ich es Keira beichte, würde sie es verstehen. Um ehrlich zu sein, habe ich mich körperlich noch nie von jemanden so angezogen gefühlt wie von Hunter, was seinem äußeren Erscheinungsbild nach zu urteilen, nicht gerade verwunderlich ist. Ich blicke zu ihm auf und sehe, dass er einen weiteren kräftigen Schluck von seinem Glas Wasser nimmt. Zu gerne würde ich die rasiermesserscharfe Kontur seines Kiefers nachzeichnen oder meine Hände in seinen dichten braunen Haaren vergraben, wenn er mit dem Kopf zwischen meine Beine – verdammt! Aber es war weitaus mehr als seine bloße Erscheinung. Wenn mich sein Duft umhüllt, vergesse ich das Atmen und mir wird schwindelig. Und wie er mit mir spricht macht mich neugierig darauf, welche weiteren Dinge er zu erzählen hat.

Es wäre also keine gute Idee nachzugeben oder sogar den ersten Schritt zu machen. Es wäre nur die Eintrittskarte in seine Welt, in die er mich mit seiner Art immer mehr mit hineinziehen würde. Einnehmende Persönlichkeiten wie Hunter sind sich meistens darüber im Klaren, welche Wirkung sie auf andere Menschen haben. Sind sie zudem noch kriminell und weichen ihre Moral- und Wertvorstellungen von denen einer durchschnittlichen Person ab, sollte man sich lieber von ihnen fernhalten. Obwohl Hunter das Gesicht eines Engels hat, ist er mit allen Wassern gewaschen. Ein Mann, der es jeden Tag wieder in Kauf nimmt hinter Gittern zu wandern, ist ein Mann, dem man besser aus dem Weg geht.

»Also, was ist deine Geschichte, Lola?« Ich seufze leise und bin zwar dankbar über den Themenwechsel, jedoch nicht darüber, dass er das Gespräch in Richtung meiner Vergangenheit lenken möchte.

»Ich komme ursprünglich aus Utah«, antworte ich vage, aber wahrheitsgetreu.

»Ein Südstaatenmädchen, also...einen Akzent hast du aber nicht.« Hunter schält sich aus seiner Lederjacke und gibt damit seine von Tattoos überzogenen Arme preis. Er legt die Jacke über meinen Tresen und lehnt sich – die Hände tief in den Taschen seiner Jeanshose vergraben – gegen die Wand.

»Ich habe ihn mir weitestgehend abgewöhnt. Nur, wenn ich wütend bin, kommt er ab und zu wieder durch«, erkläre ich und zucke mit den Schultern.

»Vielleicht sollte ich dich dann ein wenig aus der Reserve locken...ich würde ihn ja zu gerne hören.« Ich rolle mit den Augen. »Dafür müsstest du mich schon fuchsteufelswild machen. Außerdem spreche ich nicht gerne so. Es klingt nämlich schrecklich!«

»Mmmmh...es ist verdammt schwer zu glauben, dass etwas, das aus deinem Mund kommt, nicht verdammt sexy sein könnte.«

Ich hoffe, dass die Röte, die mir gerade den Hals hinaufkriecht, nicht annähernd so tiefrot ist wie sie sich gerade anfühlt. Fuck, er macht es auch nicht gerade leichter mit seinen Komplimenten. Schlagfertig wie ich in seiner Gegenwart nun einmal bin, stoße ich deshalb nur ein unbeholfenes Lachen aus. Fieberhaft überlege ich, auf welches Thema ich das Gespräch lenken könnte, sodass es weder um meine Vergangenheit noch um meinen anscheinenden Sexappeal geht.

»Wie viele Tattoos hast du?«, stelle ich die erstbeste Frage, die mir in den Sinn kommt.

Hunter nimmt seinen rechten Arm aus seiner Hosentasche und betrachtet für eine Sekunden selbst das die Kunstwerke auf seiner Haut, die ich mir ebenfalls zu gerne aus nächster Nähe ansehen würde. (Selbstverständlich nur, um die Kunst dahinter zu bestaunen.)

𝐀𝐋𝐋 𝐃𝐀𝐘 𝐀𝐍𝐃 𝐎𝐍𝐄 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓Donde viven las historias. Descúbrelo ahora