21|𝙇𝙄𝙕

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„𝐃𝐢𝐞 𝐙𝐞𝐢𝐭𝐞𝐧 𝐝𝐞𝐫 𝐔𝐧𝐚𝐮𝐟𝐟𝐚̈𝐥𝐥𝐢𝐠𝐤𝐞𝐢𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐀𝐧𝐩𝐚𝐬𝐬𝐮𝐧𝐠 𝐬𝐢𝐧𝐝 𝐯𝐨𝐫𝐛𝐞𝐢.“

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Meine Schritte werden schneller, je näher ich meinem Spind komme. Er steht ganz am Ende des Ganges, worüber ich mehr als glücklich bin.

Aarons ist schräg gegenüber und der von Debbie – wie sollte es auch anders sein – in der Mitte. Anfang des Jahres hat ihre damals beste Freundin Mary jemanden überredet, den Spind mit ihr zu tauschen, sodass ihrer neben dem von Debbie ist.

Ein Umstand den diese, seit ihre Freundschaft mit Mary zerbrach, bereuen muss.

Abwesend lasse ich meinen Blick über die Spindtür wandern, die das gleiche, einheitliche Grau innehat wie alle anderen Spinde. Neben dem kleinen Schloss ist ein schmaler Kratzer im Lack, wo ich mit dem Schlüssel abgerutscht bin, als Mark mich von der Seite angerempelt hat.

Er fällt nicht auf, wenn man nicht weiß, dass er da ist und im Halbdunkel, das aktuell den Korridor beherrscht, kann man ihn überhaupt nicht erkennen.

Die schmerzhaftesten Verletzungen sind ohnehin die, die von außen nicht zu sehen sind.

Jene, von denen behauptet wird, sie existierten nicht.

Und wenn man erklärt, es ginge einem nicht gut, erhält man die Antwort jeder habe mal einen schlechten Tag.

„Wie geht es dir?"

Erschrocken fahre ich herum.

Aaron steht nah hinter mir, wie, als hätte er bis eben über meine Schulter gesehen.

Normalerweise hätte ich die Frage für eine höhnische Bemerkung und seine erhobene Augenbraue für ein Zeichen des Spottes gehalten, doch dieser Abend ist so wenig normal, dass ich in seinen Augen ehrliches Interesse lese.

„Nicht gut.", flüstere ich. „Aber ich möchte nicht darüber sprechen."

„Das ist okay."

Aaron hat ebenfalls die Stimme gesenkt, wie um mich zu beruhigen. Er sieht mich noch einmal durchdringend an, bevor er den Reißverschluss seines abgenutzten Rucksack aufzieht.

Mit einer Hand zieht er eine Spraydose hervor, deren Farbe ich nicht auf dem Etikett erkennen kann, und schüttelt sie, bevor er sie mir hinhält.

„Möchtest du?"

Ich sage nichts, sondern nehme ihm die Dose ab, fühle sie in meiner Hand liegen.

Ich wiege sie vor und zurück, und spüre ihr Gewicht, die glatte Oberfläche unter meinen Fingern.

Es fühlt sich an, als hätte Aaron mir keine einfache Sprühdose, sondern eine Handgranate gegeben, die kurz vor der Explosion steht.

Eins ist klar: lange wird mein Spind nicht mehr eintönig Grau sein.

Die Zeiten der Unauffälligkeit und Anpassung sind vorbei.

𝐋𝐨𝐬𝐞𝐫𝐜𝐥𝐢𝐪𝐮𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt