58|Enttäuschung, Wut und verletzende Worte

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Mason

Mit meinem Laptop auf dem Tresen sitze ich in der Küche und erledige die Aufgaben, die ich über die Ferien aufbekommen habe. Besser gesagt, die ich schon davor auf hatte, jedoch ständig vor mich hingeschoben habe, weil ich entweder mit Eishockey oder Avery beschäftigt war. Beides ist mir nun mal wichtiger als statistisches Denken in der Psychologie. Aber da ich in nächster Zeit keine weiteren Spiele habe und Avery gerade nicht hier ist, gibt es keine Auswege mehr.
Es donnert, dass ich innehalte und zum Fenster sehe. Den ganzen Tag über herrscht miserables Wetter. Es gibt Schneeregen vom Feinsten und die armen Seelen dort draußen tun mir leid. Außer Meghan und Logan. Die sind mehr oder weniger freiwillig rausgegangen.
Schritte ertönen und kurz daraufhin kommt Avery in die Küche und legt ihr Smartphone neben meinem auf die Arbeitsplatte, als sie die Schränke öffnet und hineinsieht.
„Ich habe Hunger.", quengelt sie und ich wende mich wieder an meine Aufgabe.
„Meg und Logan holen doch Essen." Wir haben eine Runde Schere-Stein-Papier gespielt und Logan hat verloren, weshalb er nun durch den Schneeregen stampft. Meghan hat er dazu bekommen mitzugehen, weil er meinte eine gute Freundin würde ihren Freund nicht alleine durch so ein Wetter gehen lassen. Unnötig zu erwähnen, dass sie innerhalb von zwei Minuten aus der Wohnung war.
Avery bückt sich und nimmt Bacon in die Arme, dass sie mit ihr schmusen kann, was Bacon zum schnurren bringt.
„Sie sollten sich besser beeilen. Es stürmt total und bevor sie hier sind, wird unser Essen total durchnässt sein.", meint sie und wie aufs Stichwort klingelt es. Avery lässt Bacon wieder runter und eilt an mir vorbei, um die Tür zu öffnen. Ein paar Minuten später habe ich ganze fünf Sätze geschrieben und sie kommt zurück, auf der Hand ein Teller Plätzchen statt Pizzakartons. Verwundert sehe ich den Teller und dann sie an.
„Es war unsere Nachbarin. Sie hat Kekse gebacken." Sie legt den Teller auf die Theke und ich betrachte die goldbraunen Kekse erneut. „Ihr habt ja süße Nachbarn." Zustimmend nickt sie und geht wieder an mir vorbei.
„Wohin gehst du jetzt?", frage ich und blicke mir über die Schulter. Ohne sich umzudrehen sagt sie:„Noch ein Paar Socken anziehen. Der Boden ist total kalt." Ich schaue ihr hinterher, bis sie in ihrem Zimmer verschwindet und blicke noch einen Moment länger hin, bevor ich mich wieder meinem Laptop zuwende. Mittlerweile trauert Avery nicht mehr so stark um die Geschehnisse der letzten Tage und ich bin froh darüber sie wieder lächeln zu sehen. Es war ein unglaublich schreckliches Gefühl ihr nicht helfen zu können. Ich konnte nur abwarten, sie aufmuntern und versuchen abzulenken, aber nichts ändern.

Ich drehe mich um und lese meinen letzten Satz nochmal durch, um aufzuknüpfen und weiterzutippen.
Mitten im Satz beginnt mein Magen zu knurren und ich sehe auf die untere Leiste des Bildschirms, um die Uhrzeit zu prüfen. Mann, die brauchen wirklich lange. Das Restaurant war doch nur acht Minuten mit dem Auto entfernt. Ich rechne ihnen noch plus minus eine halbe Stunde für die Zubereitung der Pizzen an, aber es ist schon fast über eine Stunde.
„Ich glaube ich rufe die mal an!", rufe ich durch die Wohnung und greife nach meinem Smartphone, kriege dann aber Averys in die Hand, denn mein Hintergrundbild ist nicht sie mit Lydia und Meghan lächelnd im Arm der anderen, im Hintergrund eine Party und alle drei angetrunken. Mein Hintergrund ist seit einer Woche ein witziges Bild von Avery, die kurz davor war zu niesen und ich die Sekunde davor aufgenommen habe. Es sorgt immer wieder für einen guten Lachen und einen Faustschlag von ihr.
„Ich rufe Meg von deinem Handy an!", gebe ich Bescheid und tippe ihr Passwort ein.
Als ich versuche Meghan anzurufen, geht sie nicht dran und Logans Handy klingelt auf dem Esstisch hinter mir, als ich versuche ihn zu erreichen. Seufzend gehe ich auf die SMS-App und schreibe Meghan, dass, wenn sie nicht in fünf Minuten hier sind, wir sie nicht mehr in die Wohnung lassen.
Einen Moment warte ich, doch die Häkchen werden nicht blau, dass ich den Chat verlasse und eine Übersicht von all ihren Nachrichtenverläufen bekomme. Es ist nur ein kurzer Blick darauf und gegen meinen Willen scrolle ich etwas herum und schaue mir an, wer da so zu sehen ist. Das ist falsch, schreit meine innere Stimme. Ich sollte ihre Nachrichtenverläufe nicht nachsehen. Aber ich tue es nicht, weil ich ihr nicht vertrauen würde, denn ich vertraue ihr, wahrscheinlich am meisten auf dieser Welt. Ich schaue... einfach so.
Trotzdem ist es falsch.
Es ist nur ein kurzer Blick.
Mein Kontakt ist weit oben, darunter Grace, Nate, dann Tess, eine Gruppe vom Cheerleaderteam und eine weitere Gruppe für einen Kurs, schätze ich. Da steht noch der Name eines Mädchens, das mir unbekannt ist und... meine Mom?
Überrascht sehe ich ihren Kontakt an und überlege einen Moment, ob ich darauf gehen sollte. Nein, du solltest ihr Handy loslassen! Aber warum schreibt sie mit meiner Mom? Es ist bestimmt nur wegen Weihnachten, ist mein erster und einziger Gedanke. Das muss es sein, dennoch packt die Neugier noch.
Zögerlich sehe ich den Beginn der letzten Nachricht an, die bereits angezeigt wird. Da steht, dass sie Lydia eine gute Freundin ist und dann sind da Pünktchen. Ob Avery mit ihr über uns gesprochen hat? Weil Lydia uns immer noch nicht verziehen hat?

ADDICTIVE PLAYWhere stories live. Discover now