54 Kleine Hürden namens Boxershorts und Herzstillstände

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Erschöpft ließ ich mich an der Haustür auf den Boden sinken. In unserem Haus brannte kein einziges Licht. Niemand außer mir war zuhause. Es wirkte beinahe schon trostlos. Erschrocken zuckte ich zusammen als mein Handy begann zu klingeln. Vielleicht war es Mary und sie hatte schon Neuigkeiten über Tyler? Mary war als einzige bei ihm, da ich beschlossen hatte mich um Klamotten und Erfrischungen für uns zu sorgen. Ein kurzer Blick aufs Display zerstörte meine Hoffnungen. Es war Kelly. "Hey K.", nahm ich das Gespräch knapp entgegen und rappelte mich langsam auf. "Hi, ich hab's grade von meinem Bruder erfahren. Wie geht's dir?" Ach stimmt ja, Kewin ist Tylers Freund. Trocken lachte ich auf. "Wie solls mir schon gehen?" Ich streifte mir meine Schuhe von den Füßen und ging sockig unsere Treppen hoch. Dabei machte ich mir nicht die Mühe das Licht anzumachen. Von draußen kam momentan noch genügend Licht ins Haus. "Sorry, dumme Frage. Dann eben eine andere. Was machst du gerade? Soll ich vorbeikommen?" Ich ging zuerst ins Zimmer meines Bruders und geradewegs zu seinem Schrank. "Alles gut. Ich bin gerade bei uns zuhause. Mary ist dort und hält mich auf dem Laufenden. Ich bin auch nur losgegangen um den zwei Klamotten und Sonstiges zu bringen. Außerdem wollte ich Mary und mir auch noch auf dem Weg etwas zu Essen ho- AHHH" Ich schrie kurz auf, bevor es mich der Länge nach auf den Boden legte.

"Clary? Alles in Ordnung?", hörte ich Kellys Stimme entfernt, da ich das Handy beim Sturz fallen lassen habe. Mit einem Stöhnen rappelte ich mich auf und nahm wieder mein Handy in die Hand. "Klar, bin nur gestolpert über..." Ich machte kurz die Taschenlampe an und warf einen wütenden Blick auf den Boden. "... über eine verdammte Boxershorts." Zur Sicherheit stellte ich mein Handy auf Lautsprecher, sodass ich mit meiner Taschenlampe meinen Weg beleuchten konnte. Warum zum Teufel machte Tyler morgens nie selbstständig seine Rollläden auf sondern nur das Licht an? Und wieso bin ich nicht so schlau gewesen und habe einfach das Licht angemacht?

"Flynn?", fragte mich Kelly leicht verstört. "Was?" Leicht gestresst strich ich mir durch meine Haare. "Ich hab nur gefragt, ob es Flynns Boxershorts war." "Wie kommst du denn darauf?", fragte ich geschockt. "Aber nein, es ist nicht seine, sondern die von meinem Bruder." "Clary, was hast du vor?", fragte mich Kelly, welche leicht belustigt klang. "Also echt, ich weiß nicht was du heute alles von mir denkst.", erwiderte ich und konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Als ich die Tür zu seinem Schrank öffnete, kamen mir Klamotten entgegen. Ich stieß einen kleinen Schrei aus. "Verdammt C, was machst du?" "Ich bin in Ty's Zimmer wegen seinen Klamotten. Er hatte den Rollladen unten, weshalb ich auf seiner Boxershorts ausgerutscht bin und gerade-" "Bist du komplett blind durchs Zimmer gelaufen? Und warum machst du kein Licht an?" Ich murrte nur, während ich mit einem kleinen Sprung über den umgefallenen Klamottenstapel sprang, welcher offensichtlich und warum auch immer gegen die Türe gelehnt war. "Ich sollte mal Hürdenlauf ausprobieren. Wenn ich hier aus seinem Zimmer rauskomme werde ich bestimmt Champion.", murmelte ich und zog zwei Jogginghosen, zwei T-Shirts und einen Kapuzenpulli aus unterschiedlichen Fächern und achtete dabei darauf, nicht noch mehr Klamotten auf den Boden zu befördern. Mit kurzem Zögern wandte ich mich an die Schublade mit den Boxershorts und schnappte mir blind ein paar. 

"So schlimm?" Kelly am Telefon hatte ich beinahe schon wieder vergessen. "Ja, aber ich bin mittlerweile fertig." Mit einem Sprung war ich wieder in seinem Zimmer und entdeckte seine Sporttasche. Schnell kippte ich den Inhalt aus, um seine Klamotten reinzulegen. "Kommst du morgen in die Schule?" "Ich schau noch. Ich warte jetzt erstmal ab, was Banks heute Abend zu Tys Zustand sagt." Mit zwei Stufen auf einmal raste ich die Treppen zu Mary nach oben. Der Adrenalinstoß kam unvorbereitet, doch half mir dabei Marys Sachen schneller zusammenzusuchen. "Verständlich, halte mich aber bitte auf dem Laufenden. Oder am besten uns alle. Wir wollten eigentlich auch ins Krankenhaus kommen, aber wir wussten nicht ob wir zu viele für euch wären oder für Tyler." 

Zurück in meinem Zimmer schnappte ich mir eine Handtasche und packte ein paar Dinge ein, von denen ich glaubte, dass sie nötig wären. "Das hätte euch sowieso nicht allzu viel gebracht. Tyler ist auf der Intensiv und da dürfen nur Verwandte rein." Kelly zog scharf die Luft ein. "Sooo schlimm?" "Mhm." Ich sprang beinahe schon die Stufen runter und ging in die Küche. "Arme Mary. Dann kann sie ihn also gar nicht sehen." Bei dem Gedanke musste ich kurz Schmunzeln. Es tat echt gut mit Jemandem darüber zu reden, welcher sich nicht selbst die Schuld gab oder flüchtete. Ich nahm es meinen Eltern keinesfalls übel. So wie ich mich kannte, würde ich morgen so oder so in die Schule gehen, einfach nur um auf andere Gedanken zu kommen. "Doch, darf sie. Sie ist für kurze Zeit mal seine Verlobte. Ich habe ihr einen meiner Ringe gegeben." "Gut gemacht. Ich glaube Mary ist dir da mehr als nur dankbar. Findest du es eigentlich komisch, dass die beiden zusammen sind?" Ich legte die Sporttasche und meine Handtasche auf der Arbeitsfläche und öffnete beides, um unterschiedliche Snacks oder Getränkeflaschen einzupacken. Im Krankenhaus gabs zwar auch Nahrungsmittel, aber ich wollte sicher gehen, dass es was gab was wir alle mochten. "Am Anfang wars kurz etwas komisch, aber jetzt nicht mehr. Ich finde die zwei sogar ziemlich süß zusammen." Zufrieden mit der Menge an Essen und Trinken schloss ich die zwei Taschen wieder. "Also ich finde es immer noch komisch.", meinte Kelly. "Du weißt es aber auch erst seit gestern und ich weiß es schließlich schon länger."

Badboy's DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt