69 Der Poet mit psychologischem Hintergrundwissen

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Um sechs Uhr kam Doktor Banks wieder in den Raum. Wir hatten die letzten Stunden damit verbracht, über alles zu reden und zu warten, bis wir einen Bericht von dem Arzt bekamen. "Guten Morgen. Ich hoffe, Sie haben trotz Aufwachen von Tyler genug geschlafen?", fragte er höflich an meine Familie gerichtet. Sie nickten alle. Er selbst sah nicht wirklich ausgeschlafen aus. "Wieder eine Nachtschicht, hm?", fragte ich mitfühlend und er nickte mir zu. "Ja, aber ich will mich nicht beschweren. Schließlich konnte ich dann euch beiden helfen." "Euch?", fragte Flynn irritiert und ich deutete Elias ruhig zu sein.
"Ich muss leider gleich zum nächsten Patienten, aber ich wollte Sie alle noch auf den neuesten Stand bringen.", wich er Flynns Frage geschickt aus und trat ans Bett meiner Bruders. "Sie müssen noch mindestens bis Ende der Woche hier bleiben. Nur zur Sicherheit. Am Wochenende sehen wir weiter, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie bei dem Geburtstag Ihrer kleinen Schwester wieder zuhause sind." "Woher kennt er deinen Geburtstag?", fragte mein Bruder misstrauisch. Ihm schien es nicht sonderlich zu gefallen, dass Elias mich mittlerweile etwas kannte und damit war er nicht der einzige. Der Blick aus strahlend grünen Augen brannte sich in meine Haut.

"Er steht draußen an deiner Tür." Ich bemühte mich den Blick zu ignorieren und konzentrierte mich auf Tyler. "Deine Zimmernummer ist 164." Sein Gesichtsausdruck entspannte sich. "Wie passend. Also, reden Sie weiter, Doktor." Bei seinem gebildeten Ton grinste ich ihn an. Er hatte eindeutig Stimmungsschwankungen. "Wie gesagt, Sie müssen auf jeden Fall bis Ende der Woche sein und etwa zwei oder drei Tage nach dem Geburtstag Ihrer Schwester nochmal zu einem Kontrolltermin vorbeikommen. Damit wir uns auch wirklich sicher sein können, dass es keine bleibende Schäden gibt. Das mit den Erinnerungslücken wissen Sie bereits. Melden Sie sich wie gesagt bei uns, falls sich diese nicht schließen sollten." 

Aufmerksam nickte er bei jeder seiner Anweisungen. Ihn schien es nichts auszumachen, nur im Krankenhaus zu liegen und erstmal nichts zu machen. "Und sie dürfen vorerst kein Sport machen." "Was?", geschockt riss er die Augen auf. Er betrieb zwar kein Sport im Verein, dennoch ging er ab und zu ins Studio und lieferte sich mit mir Wettrennen. "Was heißt vorerst?" "Bis zum Kontrolltermin. Ab da können Sie langsam wieder beginnen, aber keinen Leistungssport. Ab wann Sie damit wieder beginnen dürfen, können wir Ihnen bei dem Termin sagen." Tyler schien etwas auf der Zunge zu liegen, doch er hielt seine Frage zurück. "Fragen Sie einfach, wenn Sie eine Frage haben.", schien es auch Elias aufzufallen. "Was ist mit Sex?"

Mary, die gerade dabei war etwas zu trinken, spuckte ihr Getränk wieder aus. "Tyler!", rief sie empört. Ungewollt musste ich Lachen und wenig später stieg auch mein Bruder ein. Mary sah einfach zu witzig aus wenn sie sich schämte.
Elias räusperte sich verlegen. "Im Krankenhaus wäre das nicht sehr willkommen, aber danach wäre es möglich, solange Sie..." Er räusperte sich ein weiteres Mal verlegen, was mich wieder zum kichern brachte. "... solange sie sich nicht übernehmen." Tyler nickte dem Arzt zufrieden zu. Dieser atmete einmal tief durch und straffte die Schultern. "Wenn Sie noch fragen haben, ich werde heute Abend noch einmal vorbeikommen. Tagsüber können sie sich an die Krankenschwester Betty wenden." Wir nickten ihm zu und er verschwand eilig aus dem Zimmer. "Ich glaube, wir sollten euch zwei Mal alleine lassen.", sagte mein Vater leicht amüsiert. "Wir kommen heute Abend wieder, in Ordnung?" Meine Mutter griff nach ihrer Handtasche und verabschiedete sich mit einem Kuss auf Tylers Stirn. Dieser nickte nur und wischte sich schnell darüber. Gemeinsam verschwanden meine Eltern aus dem Raum.

"Ich hab dir zwar schon ein paar Klamotten geholt, aber wenn du willst, kann ich vor der Schule kurz noch nach hause gehen und dir andere Sachen bringen.", schlug ich ihm vor. "Sicher, dass du in die Schule gehen willst?", misstrauisch musterte mein Bruder meine dunklen Augenringe. Ich habe ihm bisher noch nichts von meinen ständigen Albträumen direkt erzählt, doch aufgrund meiner Augenringe und der neuesten Geschehnisse konnte er sich seinen Teil denken. Außerdem ist er sehr wahrscheinlich aufgrund meiner Schreie aufgewacht.
"Klaro, nicht jeder kann hier faul im Bett liegen und hoffen, dass einem die guten Noten in den Schoß fallen." Er runzelte seine Stirn, da er offenbar bemerkte, dass meine Gleichgültigkeit nur gespielt war. Dennoch ließ er mich durchkommen. "Okay, wie du meinst. Kommst du heute Nachmittag wieder?" "Wirst du mich etwa vermissen?" 

Badboy's DevilDonde viven las historias. Descúbrelo ahora