40 Flashback

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Mein Herz raste. Schnell setzte ich mich auf und schaltete mein Nachtischlicht an. Ein schneller Blick reichte, um mich sicher zu stellen, dass ich alleine war. Erleichtert stieß ich meine angestaute Luft aus. Es war nur ein Traum. Alles war nur ein Traum. Mir ging es gut und ich lag sicher und geschützt in meinem Bett.

Es dauerte keine Minute, bis meine Tür aufgerissen wurde. Tyler kam in mein Zimmer gerannt. Er trug wie immer nur eine Boxershort und hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich ein Shirt anzuziehen. ""Hey Clary, alles ist gut." Er setzte sich auf meine Bettkante und strich mir über die Wange. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass ich begonnen hatte zu weinen. "Was ist passiert?", fragte er vorsichtig. "Wieso bist du wach?", stellte ich ihm mit brüchiger Stimme eine Gegenfrage. "Du hast geschrien. Gott sei Dank sind Mum und Dad nicht da, sonst würden sie auch noch hier stehen. Also, was ist los?" Ich merkte, wie mir die Tränen wieder hochkamen und meine Sicht verschwamm. "Du musst nicht drüber reden." Er zog mich in seine Arme und strich mir beruhigend über den Hinterkopf. Mein Bruder konnte zwar manchmal echt ein Arsch sein, aber wenn ich ihn brauchte, war er für mich da. Das beste Beispiel war seine Reaktion bei dem Vorfall von vor einem Jahr.

"E-Es war nur w-wieder der normale A-Albtraum." Ich schluchzte und spürte, wie er seinen Griff um mich verstärkte. Ich verstand es nicht. Die letzten zwei Wochen hatte ich keine Albträume. Also ziemlich genau seit dem Tag, an dem ich Flynn richtig kennengelernt hatte. Warum bekam ich also jetzt wieder einen Rückschlag? Ich hatte nichts getan oder erlebt, was mir meine Erinnerungen wieder aufwirbeln sollte. Seit Dienstag habe ich jeden Tag etwas mit unserer Gruppe gemacht. Ich hatte gemerkt, wie mein Bruder immer erleichterter wurde, dass ich mit seinen Freunden auskam. In der ganzen Zeit hatte ich nicht bemerkt, wie sehr ihn das belastet hatte, dass ich mich entweder vor seinen Freunden versteckt habe, oder er nicht mit ihnen zu uns konnte. Dass ich mich nun mit einem Freund von ihm besonders gut verstand, wusste er noch nicht. Ich wusste auch nicht, wie er reagieren würde. Er wäre vermutlich geschockt, weil er denken würde, dass mich Flynn nur ausnutzt. Der Ruf eilt ihm schließlich voraus. 

"Alles wird gut.", flüsterte er mir zu. Gott sei Dank war heute Samstag und ich musste nicht komplett übermüdet in die Schule gehen. Die Nacht waren unsere Eltern wieder unterwegs, weshalb sie auch nicht geweckt werden konnten von meinem Schrei. Dieses Mal war allerdings etwas anders. Dieses Wochenende fand nicht wie sonst eine Feier statt, sondern nur eine gemütliche Fernsehrunde. Wir acht hatten es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht. Ausgestattet mit Cola und Popcorn haben wir uns einen Film nach dem nächstens reingezogen, wobei wir Mädels und Jungs immer abwechseln den Film ausgesucht haben. Dementsprechend war der Abend ziemlich abwechslungsreich, denn wir wechselten immer zwischen Liebe und Komödie, und Horror  und Action ab. Ich lag zwischen Emily, welche ganz links saß, und Kelly. Sie wiederum lag neben Spencer und danach noch die Jungsclique. 

"Ich weiß, nur irgendwie passiert es trotzdem. Ach, ich kann es doch auch nicht erklären." Ich löste mich von ihm und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Es war kompliziert und ich verstand, wenn mich niemand verstehen konnte. Es war eine Kopfsache und die musste ich nun alleine lösen. Plötzlich viel mir wieder der Gedanke ein, der mir gestern in den Kopf schoss, als ich Flynn auf dem Sofa liegen sah. Es war nicht nur so, dass Emily ihn die ganze Zeit anstarrte. Es lag irgendetwas in ihrem  Blick, dass ich nicht deuten konnte. Da fiel mir ein, dass ich unbedingt noch mit Flynn und Emily darüber reden wollte, um das Missverständnis, ich hoffte das es eins war, zu beseitigen. Zusätzlich war es auch noch die Stelle, wo er lag. Nämlich genau an der Stelle, an der ich ihn vor ungefähr zwei Wochen überwältigt hatte, als er betrunken und bekifft war.

Da glaubst wohl du wärst toll oder was?

Du bist doch in Wirklichkeit nur einer dieser Bitches, die sich nach Aufmerksamkeit sehnen. Du hättest mich nicht festhalten müssen und vor allem nicht so. Also offensichtlicher kannst du dich aber auch nicht an mich ranmachen. Erst schleimst du dich bei meiner Schwester ein, dann willst du mir noch, weil du ja ein super Engel bi-

"Fang doch nicht wieder an zu weinen." Er wischte mir die neu aufgekommenen Tränen von der Wange. "An was denkst du?" Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte und konnte es ihm nicht erzählen. Dieses kleine Flashback war sehr wahrscheinlich der Auslöser für mein Albtraum, doch ich konnte es ihm unmöglich erzählen. Er würde wissen wollen, warum mich das denn so fertig machte, denn er hatte mir beigebracht nicht auf die Meinungen der anderen zu hören und bisher war es mir auch super gelungen. Was vermutlich nur daran lag, dass mich normalerweise niemand in der Schule bemerkt hatte und sie deshalb auch überhaupt keine Meinung über mich hatten. "Okay, wenn du nicht drüber reden willst, dann ist das okay. Aber wenn doch, dann weißt du wo du mich findest." Ich nickte nur, da ich meiner Stimme nicht traute. "Komm, wir gehen jetzt runter und ich mach uns zwei heiße Schokoladen." Er stand auf und zog mich an meinen Händen hoch. "Wie viel Uhr ist es denn?", fragte ich ihn nun doch. Meine Stimme hörte sich so an, wie sie nun mal klang, wenn man geweint hatte und gerade erst aufgewacht war. "Es ist halb acht. Für mich würde es sich vielleicht noch lohnen ins Bett zu gehen, aber ich bin überhaupt nicht mehr müde." Ich wusste, dass er log, doch ich wollte gerade nicht alleine sein und war ihm sehr dankbar dafür. Ich lächelte ihm dankbar zu, bevor wir Hand in Hand die Treppe runtergingen.

Unten der Küche wurden wir bereits erwartet. Mary hob mir eine heiße Schokolade hin. So wies aussah hatten sich die zwei abgesprochen. Tyler nickte ihr einmal zu und sie wandte sofort den Blick ab. Trotz der schwachen Belichtung von der Lampe über der Arbeitsfläche, konnte ich die leichte Röte auf ihren Wangen sehen. Ich schnaubte. "Ihr seid echt schlimm, was vertuschen angeht.", meinte ich halb genervt, halb belustigt. Ertappt schauen sie mich an. "Ich müsste jetzt eigentlich beleidigt sein, weil ihr mich für so blind gehalten habt." "Von was redest du?", fragte Mary unschuldig. Mein Bruder lachte leicht auf. "Vergiss es Mary. Sie ist sich sicher." Er drehte sich zu mir. "Ich bin eher überrascht, dass du so lange gebraucht hast." Das hatte ich in der Tat. Obwohl ich anfangs noch die Vermutung hatte, verlor sich diese ziemlich schnell, da ich andere Sachen im Kopf hatte. Unfassbar. Wegen einem Typen achte ich nicht mehr genügend auf meinen Bruder und den Rest der Menschen, die mir viel bedeuten. Das musste ich ändern. Vielleicht würde das jetzt deutlich einfacher werden, denn ich brauche Zeit, um mich von all dem zu erholen und ich weiß nicht, wie Flynn mir dabei helfen soll. Das bedeutet also, dass ich mich von ihm fernhalten muss. Zumindest für einen Zeitraum. Ob kurz oder lang wusste ist noch nicht. Das wird mehr als schwierig werden, schließlich hat sich mein Bruder erst vor zwölf Stunden so sehr darüber gefreut, dass ich doch damit klar kam, wenn seine Freunde bei uns abhingen. Ich hatte auch nichts dagegen. Also normalerweise. 

"Clary?", holte mich Tyler aus meinen Gedanken zurück in die Realität. "Hast du mir zugehört?" "I-ich... Ähhh, ne hab ich nicht." Er schnaubte. "Ich hab dich drum gebeten, das geheim zu halten. Zumindest bis wir wissen wie unsere Eltern darauf reagieren werden." Ich nickte nur, denn ich war wieder nicht ganz bei der Sache. Meine Gedanken spielten Karussell.

Ich muss Flynn aus dem Weg gehen!

Wie soll ich ihm aus dem Weg gehen?

Ich will ihm doch nicht mal aus dem Weg gehen.

Ich will wissen, was aus uns werden kann.

Aber ich brauche Zeit.

Also muss ich ihm aus dem Weg gehen.


Heyyy, einen schönen und verspäteten Einstieg in die Woche. Tut mir ein Gefallen und gewöhnt euch nicht an die häufigen Uploades xD Das wird leider nicht dauerhaft so bleiben, aber da momentan Lockdown und Homescooling herrscht, komme ich etwas häufiger zum schreiben und außerdem wird einem im Lockdown immer etwas langweilig. Ich hoffe ich kann euch somit von der Langeweile ein bisschen bewahren xo

Was denkt ihr? Schafft sie es wirklich sich etwas von ihm zu entfernen?  Und wenn ja, für wie lange? (für manche wird das vermutlich übertrieben und unbegründet rüber kommen, aber die hat in dem Moment einfach nur Angst, dass sie durch diese geheime Beziehung ihre Freundschaften beeinträchtigt. Schließlich passiert das nur allzu oft. Ich hoffe es ist so halbwegs verständlich.)

WICHTIGE FRAGE: Also ich bin zwar noch nicht ganz fertig mit dem schreiben von dieser Geschichte, aber ich überlege ein Spin-off zu schreiben über eine der Freunde. Vielleicht Kelly oder Emily. Was würdet ihr davon halten?

Badboy's DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt