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„ Y/N! Y/N!"
Eine allzu bekannte Stimme. Ich seufzte und wartete darauf, dass meine Zimmertür jeden Moment aufgerissen werden würde. Schon bereit setzte ich mich auf meinem Bett auf. Ich hatte mich nicht geirrt: noch im gleichen Moment spazierte ein kleiner Junge in den Raum. Mein kleiner Bruder. Ich lachte: „ Du besuchst mich heute aber oft!"
Er kletterte zu mir aufs Bett und sah mich mit großen Augen an: „ Kannst du mir bitte vorlesen?"
Ich seufzte erneut. Dies war das dritte Mal an dem Tag, dass er mich danach fragte. Aber ich konnte nicht nein sagen. Er war der einzige, den ich noch hatte. Der einzige, der mich an meine Familie erinnerte. Ich stand auf: „ Na gut, gehen wir in die Bibliothek." Er nahm dankend meine Hand und wir machten uns auf den Weg.

Schon seitdem ich 12 war lebte ich hier im Internat. Ein Internat in dem Schüler lebten, die weder ein Zuhause noch Eltern hatten. Obwohl ich hier seit Jahren lebte hatte ich keine Freunde, noch irgendwas, was mich wie Zuhause fühlen ließ.
Außer meinen Bruder. Er war meine Familie.

Ich erinnerte mich wie ich darum gebettelt hatte, ihn sehen zu können. Ich hatte Jahre lang nur den Wunsch, bei ihm zu sein, bei meinem letzten Stück Familie. Doch nachdem meine Eltern starben, wurde er weggenommen, in ein Kinderheim gesteckt.
Er wird ins Internat ziehen wenn er schulreif ist",
wurde mir immer erklärt. Ich hatte es damals nicht verstanden. Aber nun war er bei mir. Dieses Jahr hatte er das Alter erreicht, ab dem Kinder im Internat aufgenommen werden. Er war sechs Jahre alt, ich 18. Das hieß es war mein erstes und letztes Jahr, in dem ich mit ihm zusammenleben konnte. Im Juli nächsten Jahres würde ich ausziehen und ich hatte gemischte Gefühle dabei. Einerseits würde ich diesen schrecklichen Ort verlassen, andererseits müsste ich meinen Bruder zurücklassen und er wäre genauso einsam, wie ich es in den letzten Jahren war.

Dies war ein Ort ohne Liebe, ein Ort an dem man immer auf sich alleine gestellt war. Und ich hatte den dringenden Wunsch von hier wegzukommen, zu fliehen. Ich träumte davon frei zu sein. Ich, und mein Bruder auch.

„ Y/N!", riss mich B/N aus meinen Gedanken und zog mich lachend durch die Tür, die zur Bibliothek führte. Ich hielt ihm eine Hand an den Mund und sagte: „ Shh, du willst doch keinen Ärger bekommen, in der Bücherei müssen wir leise sein."
Er war jedoch so euphorisch, dass er dies vergaß.
Er zog mich zu einem der Bücherregale und riss ein Buch heraus. Ich musste lächeln und dachte:
„ Er liebt Bücher genauso wie ich."
Die Bücherei war unser Lieblingsort im Internat, mein Bruder hätte dort den ganzen Tag verbringen können. Obwohl er dabei war lesen zu lernen, bevorzugte er es, wenn ich ihm vorlas.
„ Ich möchte, dass du mir das hier vorließt!", sagte er grinsend und tippte auf das Cover des Buches. Es zeigte übergroße Menschen, nein, es waren keine richtigen Menschen.
Sie hatten gelbliche Körper und entstellte Gesichter, ihre Münder waren groß und sie grinsten hässlich. Sie waren ekelerregend und gruselig.
Ich sah B/N erstaunt an:
„ Bist du sicher, dass du das lesen willst?"
Er nickte: „ Ja!"
Ich: „ Okay! Aber bekomm keine Alpträume okay?"
Er lachte und nickte. Dann schlug ich das Buch auf und begann zu lesen.

LEVI X READER ~ shifting to AOTTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang