Kapitel 38 - Ehrlichkeit ✔️

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Als der Morgen dämmerte, saß ich am Rande des Lagers auf dem Waldboden, den Rücken gegen einen der dicken Baumstämme gelehnt. Der Wind strich durch mein länger werdendes Haar und ich schloss kurz die Augen, während ich im Stillen meine Gedanken ordnete.

Es war das erste Mal seit dem 'Handel' mit Corran, dass ich allein war. Und das mochte schon was heißen, denn es waren bereits unzählige Tage seit unserer Ankunft vergangen.

Corran hatte einen der Streicher, der auch beim Handel zu meiner rechten Seite Wache gehalten hatte, zu meinen persönlichen Aufpasser ernannt. Mon – zumindest glaubte ich, dass dies der Name des Streichers war, da er auf die Frage zu seinem Namen nur leise etwas vor sich hin geknurrt hatte – war darüber nicht sonderlich erfreut gewesen und hatte sich nicht zurückgehalten, dies zu zeigen.

Wenn ich ihn mit den Ausbildern auf Kamino vergleichen würde, wäre es schwer zu sagen, ob Bric oder er schlimmer waren. Zwar war Mon nicht direkt darauf aus, mir das Leben zur Hölle zu machen, jedoch verpasste er auch nicht die kleinste Gelegenheit, um mich irgendwo anzumeckern und mich augenrollend anzusehen.

Meckereien beinhalteten Sätze wie 'Was starrst du jetzt wie ein dummer Droide in die Baumwipfel?' oder 'Wenn du das Wache nennst, dann wundere ich mich, wie die Republik nicht bereits von separatistischen Spionen längst überrannt wurde'. Allesamt also recht barsche Kommentare und zudem nicht besonders hilfreich, wie ich es gerne jedes Mal in Gedanken kommentierte.

Dabei war auf Patrouille nie viel los. Die einzigen Bedrohungen für das Lager waren einige fleischfressenden Tiere oder andere Jäger und Plünderer, die im Wald auf der Suche nach Beute waren. Egal ob Mensch oder Tier, es war in beiden Fällen bisher immer ein Leichtes gewesen, sie wieder zu vertreiben. Denn anders als die Streitkräfte der Separatisten, hatten diese Angreifer keine richtigen Angriffspläne, noch waren sie bereit, ihr Leben in einem Überfall zu verlieren.

Dieses einfache Leben hatte fast schon etwas friedliches an sich, wenn man von unserer Lage als Gefangene absah. Manchmal ertappte ich mich sogar dabei, wie ich mir vorstellte, solch ein Leben mit meinen Brüdern nach den Klonkriegen zu haben. Ein einfaches Leben in der Wildnis, wo wir uns zum ersten Mal nur um uns selber kümmern mussten.

Es waren Gedanken, die mich schnell traurig stimmten. Sie würden schließlich nie Realität werden und nur in meinen Fantasien existieren.

Wenn Mon gerade mal nicht mit mir auf Patrouille war, war ich in der sogenannten 'Obhut' einiger...speziell trainierten Frauen und Männer. Kenobi war hingegen immer in einem anderen Zelt untergebracht, wobei auch er von genau jenen Leuten stets beobachtet wurde. Meine heimliche Vermutung war, dass sie dadurch zu verhindern versuchten, dass wir uns untereinander aussprechen und dadurch einen Fluchtplan ausfeilen konnten.

Ich hatte auch schnell festgestellt, dass die Aufgabenverteilung zwischen den Bewohnern dieses Lagers sehr variiert war und sich meistens nicht auf ihr Geschlecht oder sonstigen physischen Merkmale festlegte.

Ein weiterer Punkt, das mir bis jetzt, trotz unserer Gefangenschaft, an diesem Lager gefiel. Jeder hatte die freie Wahl, das zu tun, was er wollte, solange er darin halbwegs begabt war. Die Kaminoaner konnten sich in diesem Punkt definitiv eine Scheibe von ihnen abschneiden.

Diese Truppe, mit der ich außerhalb meinen Patrouillen-Schichten Zeit verbrachte, war insbesondere darauf spezialisiert, auf die kleinsten Bewegungen und Geräuschen acht zu geben. Die meisten von ihnen waren nicht sonderlich gesprächig und starrten oft nur unbeeindruckt und düster durch das Lager, sodass meine Tage mit ihnen sehr langweilig und eintönig waren.

Vielleicht lag es jedoch auch nur daran, dass ich da war. Während meiner Patrouillen hatte ich oftmals erspäht, wie Kinder ihre Nähe aufsuchten, wenn diese mal außerhalb der Zelte spielen durften. Es war ein seltsamer sozialer Konstrukt, den ich noch nicht ganz zu verstehen vermochte. Mehr Informationen über ihre Gesellschaft gab mir schließlich keiner, da die meisten zu mir und Kenobi eine große Distanz hielten. Wie als ob wir gefährlich waren.

We Will Remember | Star Wars: The Clone Wars (DEU)Where stories live. Discover now