Kapitel 1 - Erlösung ✔️

2K 92 15
                                    

Heute war der Tag, worauf ich mein ganzes bisheriges Leben hingearbeitet hatte. Es war der Tag, an dem ich mich endlich vor allen beweisen und denjenigen, die bisher immer an meinem Können gezweifelt hatten, die Stirn bieten konnte.

Es war ein seltsames Gefühl. Zum Teil schienen meine Glieder vor Angst gelähmt zu sein und doch fing bereits das, durch die Aufregung erzeugte, Adrenalin durch meine Venen zu pumpen.

Die ganze Nacht hatte ich nicht richtig geschlafen und doch fühlte ich mich kein bisschen müde, als ich die Trage aus der Röhre fahren ließ, die mir in meinem kurzen Leben soweit als Heim gedient hatte. Es war eine von tausenden Röhren, die man in dieser Baracke fand, wovon jede einzelne von einem Kadetten besetzt wurde. Es war definitiv etwas, was ich nicht vermissen würde, wenn ich jemals von Kamino wegkam.

Es war noch ein früher Morgen und die meisten anderen Klonkadetten schienen noch zu schlafen, denn es herrschte eine fast undurchdringliche Stille. Ich jedoch konnte einfach nicht mehr weiter ruhig auf dem Rücken liegen blieben.

Der Abschlusstest kam mit jeder verstrichenen Sekunde näher und mir wurde immer klarer, was es bedeuten könnte, wenn ich versagen würde. Ich würde als ein defekter Klon wie Müll von den Kaminoanern beseitigt werden und in den Schatten gestellt werden. Doch wenn ich es heute schaffen würde...

Ich rieb mir die Augen und blinzelte gegen das bläulich-weiße Licht, das kühl die Gänge der Baracken erleuchtete und anscheinend nie gedämmt wurde. Gegen das Weiß, das die Räumlichkeiten dominierte, waren die wenigen Streifen von Orange und blauem Licht das einzige, das für einwenig Abwechslung in dem sonst so trostlosen farblosen Gebäude bot. Anzeichen von Personalisierung anderer Kadetten gab es nirgendwo, was auch nicht weiter überraschend war. Kaminoaner schätzten Perfektion nun mal über alles und das beinhaltete anscheinend das Bedürfnis, sämtliche Dinge absolut steril und einfach zu halten.

Etwas weiter entfernt, entdeckte ich 99, der gerade im Begriff zu sein schien, einige Blaster wegzubringen. Wie immer, wenn ich ihn sah, fühlte ich, wie mein Herz sich etwas zusammenzog und ein eiskalter Schauer meinen Rücken hinunterlief. Wie ich, war er ein defekter Klon. Seine schlaffen Gesichtsmuskeln verliehen ihm immerzu einen traurigen Ausdruck und ich glaubte kaum, dass er sich auch jemals anders fühlte. Immerhin war dieser Defekt der Grund für sein schlechtes Leben.

Und auch wenn ich es sonst oft verleugnete, wusste ich, dass ich ihn aus genau diesem Grund nicht ausstehen konnte. Es war nicht so, dass ich ihn aus irgendeinem persönlichen Grund verabscheute. Es war auch nicht der Fall, dass mich sein Aussehen abstieß. Es war nur, dass er mir bei jeder Begegnung immer wieder vor Augen führte, wenn auch unabsichtlich und unwissend, dass sein Leben das eigentliche vorgesehene Schicksal für mich gewesen war. Dass sein Leben immer noch meins werden konnte.

Es gab eine Sache, die mich eindeutig von den anderen Kadetten unterschied. Zwar hatte ich keine Missbildungen wie 99, jedoch ein anderes Problem in meiner Entwicklung. Ich war ein Mädchen. Vermutlich hätten die Kaminoaner mich einfach beseitigt, ohne jemals von diesem Vorfall zu berichten, wenn man es früher bemerkt hätte.

Doch wie als ob die Macht es so gewollt hatte, verbot Jedimeisterin Shaak Ti, welche sich glücklicherweise zu der Zeit auf Kamino befand, den Kaminoanern dies zu tun, als man das Problem schließlich bemerkte. Sie war von Anfang an meine Verbündete, wenn auch eine, die ich niemals näher kennenlernen sollte.

Ihrem Befehl beugten sich die Kaminoanern zwar, jedoch folgte diesem mehrere große Diskussion darum, ob ich das Training wie jeder anderer Kadett durchlaufen durfte. Für die Langhälse gab es keinen Grund, mehr Zeit an mich zu verschwenden, da sie sich weniger Resultate von mir versprachen, selbst nachdem ich dazu genötigt wurde, mich einer Operation zu unterziehen als ich fünf Jahre alt war. Dem folgten allerdings noch zwei weitere Jahre, bevor ich verstand, dass die Operation zur Sterilisation meinerseits und zudem zu einer künstlichen Regulation einiger Hormone geführt hatte, die in späteren Jahren für mich sonst ein Hindernis darstellen und dadurch meine Leistungen beeinträchtigen würden. Kurz gefasst bedeutete dies, dass ich niemals Kinder haben würde. Da dies aber auch bedeutete, dass ich eine richtige Zukunft haben konnte, wie der Großteil der anderen Kadetten, sah ich darin keinen Verlust.

We Will Remember | Star Wars: The Clone Wars (DEU)Onde histórias criam vida. Descubra agora