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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Es saßen bereits alle auf ihren Plätzen, die Gepäckstücke waren ebenfalls verstaut worden.

Im Bus, welcher uns zur Jugendherberge bringen sollte, war es laut und stickig, dabei waren wir erst zehn Minuten unterwegs.

Jimin saß neben mir, hatte seinen blonden Schopf auf meiner Schulter abgelegt und scrollte auf Pinterest umher, während ich aus dem Fenster schaute und die Bäume und Straßenschilder betrachtete, die an uns vorbei zogen.

Es war inzwischen eine Woche vergangen seit dem Streit zwischen Wooyoung und Herr Choi und es hat sich kaum etwas an dem Zustand geändert.
Herr Choi hat mehrmals versucht, mit Wooyoung zu reden, ebenso wie es Jin versucht hatte, doch Wooyoung blieb stur und uneinsichtig. Er ignorierte Herr Choi inzwischen komplett, egal wann, egal wo.

Es ging beiden zunehmend schlechter, was man ihnen sofort ansah. Doch sie waren nicht die einzigen, die Kommunikationsprobleme hatten, denn auch Jin und Namjoon hatten nicht weiter gesprochen und auch ich hatte noch keine wirkliche Entscheidung treffen können, weshalb V und ich ebenso keinen Kontakt in der vergangenen Woche hatten.

Es war hart, das musste ich zugeben, da ich mich oft dabei erwischt hatte, wie ich ihm schreiben wollte. Oft wollte ich ihm verzeihen und die Sache unter den Teppich kehren, doch immer bevor ich die Texte abschicken konnte, plagten mich meine Gedanken und die quälende Unsicherheit.

Doch nicht nur das war in letzter Zeit komisch, auch erwischte ich Herr Kim dabei, wie er mich während der Nachhilfe anstarrte.
Auch saßen wir das letzte Mal gemeinsam auf seinem Bett, sodass Körperkontakt nicht vermieden werden konnte und ihn schien das keineswegs zu stören, eher im Gegenteil. Er suchte förmlich danach.
Er legte sogar seine Hand auf meine, tat es letztendlich jedoch als ein Versehen ab. Ich übersah dabei jedoch nicht das liebliche Schmunzeln, welches seine Lippen umspielte. Ich dachte oft über diese Situationen nach, an denen er mir nahe kam, doch ich hielt es für absurd zu denken, dass er mich mehr mochte als einen Schüler.

Woong beispielsweise war da komplett anderer Meinung und auch Jimin schien nicht abgeneigt, mich als Herr Kims Schwarm zu bezeichnen.

Doch war es wirklich möglich, dass Herr Kim es in diesem Sinne auf mich abgesehen hatte?

Ich musste mir dennoch eingestehen, dass es, wenn es der Fall wäre, auf Gegenseitigkeit beruhte, denn ich war auch nicht abgeneigt von ihm.

Er war wunderschön, charmant und liebenswert zugleich, das hatte ich die letzten Nachhilfestunden ausmachen können.

Doch dann gab es auch noch V, den geheimnisvollen Mann, der mich in dieser kurzen Zeit gekonnt um seinen Finger gewickelt hatte.

Er hatte es geschafft, sich einen Platz in meinem Herzen zu verschaffen und ich wusste nicht, ob mir das gefallen sollte oder nicht. Ich wusste nicht, ob er nur mit mir spielte oder gar etwas ganz Anderes bezweckte. Ich hatte unmengen an Fragen, die ich ohne ein Gespräch mit ihm nicht beantwortet bekommen würde.

Das wiederum hieß, dass ich bald mit ihm reden musste und somit auch gezwungen war, eine Entscheidung zu fällen.

"Worüber denkst du denn jetzt schon wieder nach?", fragte mich Jimin, hörte sich dabei mehr amüsiert über meine Träumereien an als alles andere.

Verlegen lächelte ich ihn mit meinem süßen Hasenlächeln an, woraufhin der Blonde mir mit seinen kleinen Babyhänden durch die Haare wuschelte.

Wortlos tauschten wir die Position, sodass ich meinen Kopf nun auf seiner Schulter ablegte.

Ich umklammerte seinen Arm, um mit diesem zu kuscheln. Danach schmazte ich leise und schlief anschließend friedlich ein.

***

Flatternd öffnete ich meine Augen, als ich sanft an meiner Schulter wach gerüttelt wurde.

Verschlafen sah ich Jimin an, welcher mich anlächelte und auf die Menge an Schülern zeigte, die schon fleißig am Wuseln war. Wir waren endlich angekommen und ich hatte die ganze Fahrt über geschlafen.

Entschuldigend, da ich ihn als Kissen und Kuscheltier zugleich benutzt hatte, sah ich den Blonden an, was er jedoch sogleich mit einer flotten Handbewegung abtat.

Gemeinsam standen wir auf und begaben uns zu den anderen. Der kleinere Bus, in welchem Jin und Wooyoungs Klasse saß, hatte hinter uns gehalten.

Wir drengelten uns durch die Massen an Menschen, die alle das gleiche Ziel vor Augen hatten: frische Luft.

In der Menge verloren Jimin und ich uns, fanden uns jedoch draußen vor dem Gepäck wieder.

Nur wenige Minuten, nachdem wir unsere Reisetaschen ausgehändigt bekommen hatten, gesellten sich Jin und Wooyoung ebenfalls zu uns.

Still beobachtete ich das Treiben und war froh, nun mehr Abseits zu stehen.

Der einzige Nachteil dabei war jedoch, dass wir zu spät von der Zimmereinteilung mitbekommen hatten.

Die Jugendherberge sah von außen aus wie ein altes Motel.
Abgesehen davon, dass die Fassade einen neuen Anstrich benötigt und sich Efeu an der Hälfte der gesamten Hauswand hochschlängelte, sah es hier aber wirklich hübsch aus.

Der Weg zum Eingang bestand aus unförmigen Steinen, die in den Boden gehämmert worden waren und das große, bogenförmige Tor bestand aus Holz.

Was dahinter verborgen war, blieb bislang auch verborgen. Ich musste wohl warten, bis wir alle bereit waren, um auf das Grundstück zu gehen.

"Kommst du?", hörte ich Jins Stimme dicht an meinem Ohr, fuhr deshalb erschrocken herum.

Ein belustigtes Grinsen legte sich auf seine prallen Lippen und er deutete wortlos auf die Menge an Schülern, die sich bereits auf den Weg zur Jugendherberge machten.

Schnell schlossen wir uns an, waren mit Herr Choi hinter uns die letzten Schüler der Klassenstufe.

Wooyoung legte merklich einen Schritt zu, wahrscheinlich um schnell von Herr Choi wegzukommen.

Ich sah von weitem, wie Herr Kim auf die Klingel drückte und daraufhin herein gelassen wurde.
Alle anderen folgten ihm.

Nur flüchtig konnte ich einen Blick auf den Hof werfen, der ähnlich wie ein gut gepflegter Vorgarten aussah.

Drinnen angekommen besahen wir uns zuerst die Einrichtung, welche zum Großteil aus Holz bestand, dazu noch waren die weißen Wände mit mintgrünen Mustern bestückt. Außedem hingen Bilder an den Wänden. Bilder von Natur, Mensch und Kunst in verschiedenen Größen.

Insgesamt war die Einrichtung schön und einladend, weshalb ich mich schon etwas wohler hier fühlte.

Durch meine Träumereien bekam ich nicht mit, wie unsere beiden Lehrer die Schlüssel verteilte, die zu den verschiedenen Zimmern gehörten.

Letztendlich standen nur noch wir vier und zwei Mädchen aus der anderen Klasse im Foyer, dazu natürlich noch die beiden Lehrer.

Die Mädchen bekamen ein Zweier-Zimmer und übrig blieben anscheinend nur noch ein Einzelzimmer und ein Dreierzimmer.

Unentschlossen, wer nun das Einzelzimmer bezieht, sahen wir uns an.

"Ich kann das Einzelzimmer nehmen", sagte Jimin schließlich.

Jedoch schüttelte ich nur mit dem Kopf und nahm Herr Kim den Schlüssel für das Zimmer ab.

"Sicher, dass du alleine schlafen willst? Es wäre kein Problem für mich", entgegnete der Blonde, sah mich dabei skeptisch von oben bis unten an.

"Ich bin mir sicher. Du hast in der letzten Zeit genug für mich getan und außerdem brauche ich mal wieder etwas Zeit für mich allein. Es ist wirklich in Ordnung", beschwichtigte ich meinen besten Freund lächelnd.

Nachgiebig nickte er und trottete Jin und Wooyoung hinterher, die sich inzwischen den anderen Schlüssel geschnappt hatten und sich die Treppe hinauf begaben.

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Where stories live. Discover now