➒➏

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𝓙𝓾𝓷𝓰𝓴𝓸𝓸𝓴 𝓟𝓸𝓿:

Angespannt sah ich auf die beige Tür, vor der ich stand.

Seit wenigen Sekunden verweilte ich hier und sammelte mich, damit ich dem, was gleich kam, gerecht wurde.

Es wurde kein leichtes werden, ihn mit dieser Sache zu konfrontieren, dessen war ich mir bewusst.

Dennoch konnte ich mich nicht länger davor drücken, ich musste da jetzt durch.

Tief durchatmend klopfte ich also, damit er mir die Tür öffnete, was auch bald danach geschah.

Lächelnd stand er vor mir, trat zur Seite, damit ich in sein Zimmer konnte.

"Wie geht es dir?", fragte er, was ich mit einem einfachen Nicken und einem milden Lächeln beantwortete, während er die Tür schloss und mich zu seinem Bett dirigierte.

Wie gewohnt setzte ich mich auf dieses, wobei er erneut hinter mir Platz nahm.

Nervös rutschte ich hin und her.

Seine Nähe kam mir plötzlich so bekannt, so vertraut vor.

Sein Geruch seine Stimme...jetzt wusste ich auch, woher ich seinen Klingelton kannte.

Wie konnte ich es nur die ganze Zeit übersehen?

Seufztend sah ich hinab – das Geschichtsbuch vom letzten Mal lag wieder vor mir.

Wir hatten weniger als die Hälfte geschafft und hatten für's Üben wahrscheinlich nur noch heute, was mir etwas Bange vor der Prüfung bescherte.

Ich war absolut nicht bereit und das wussten sowohl er wie auch ich nur zu gut.

"Wollen wir da weitermachen, wo wir das letzte Mal aufgehört haben, oder möchtest du es nochmal wiederholen?", fragte er sicherheitshalber, nachdem ich seine vorherige Frage unbeantwortet ließ.

"Ich denke wir können weitermachen. Ist es okay, wenn ich mir das Buch später zum Lernen mitnehme?"

Das Lächeln auf seinen Lippen wurde nur noch breiter und er nickte.

"Natürlich kannst du, ich habe es eh nur für dich geholt und wenn es dir hilft, dann bitte", meinte er.

"Dankeschön", erwiderte ich ehrlich.

Ich war wirklich froh, dass er mir half, doch auch wenn ich ihn gerade so scheinbar unbesorgt anlächelte, so hatte es dennoch einen bitteren Beigeschmack.

Es war komisch, ihm gegenüber zu sitzen, wenn ich doch wusste, welche Rolle er noch in meinem Leben einnahm.

Mit einem Mal wurde mir wieder bewusst, was ich ihm erzählt hatte, wie ich mich ihm gezeigt hatte.

Er hatte mich schon komplett entblößt gesehen, hatte mit mir Dinge getan, die sonst keiner mit mir machen durfte.

Tief atmete ich durch und besah mir die alten Buchseiten.

Ich wurde diese zweieinhalb Stunden noch durchhalten, denn das musste ich. Ich brauchte eben nicht nur Erklärungen für sein Handeln, ich brauchte auch welche für die Thematik, denn dafür war ich ursprünglich hier.

Erst nach der Zeit, die wir mit lernen verbrachten, würde ich ihn zur Rede stellen können.

"Möchtest du etwas trinken? Ich habe auch Schokolade, wenn dir das hilft", stellte er mir eine Frage.

Ich schüttelte jedoch nur mit dem Kopf, musterte die Karikaturen im Buch, während ich mein Bestes gab, ihm nicht noch weiter zu verfallen.

Er machte es mir unheimlich schwer, doch ich versuchte, mich zu konzentrieren.

Als er bemerkte, dass ich nicht in der Stimmung war, um zu quatschen, begann er damit, mir das Thema Schritt für Schritt zu erklären.

Ebenso benutzte er dabei Prüfungsfragen, um zu schauen, ob ich es verstanden hatte. Wenn dem so war, belohnte er mich mit einem zärtlichen Streicheln an meiner Hüfte. Wie beziehungsweise wann seine Hand an meine Seite gekommen war, war mir noch immer ein Rätsel.

Mich räuspernd wusste ich nicht, wie ich mich benehmen sollte.

Er war mir plötzlich so nah, es war eine komische Situation.

Doch der Lehrer neben mir schien davon nichts zu bemerken, oder es war ihm schlichtweg egal.

Ich schien das Thema leider nur zur Hälfte verstanden zu haben, denn ich konnte keine seiner weiteren Fragen beantworten — wie auch, er verdrehte mir auch jetzt noch den Kopf.

Letztendlich waren die mehr als zweieinhalb Stunden vorbei. Es hatte etwas länger gedauert, da ich nicht ganz bei der Sache war.

"Ist alles in Ordnung? Du scheinst heute etwas neben der Spur zu sein?", schlussfolgerte er mein Verhalten.

Schluckend schwieg ich. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, doch jetzt war der Moment gekommen, an dem wir klaren Tisch machen mussten, das war Fakt.

"Belastet dich etwas?"

Seine Stimme hörte sich besorgte an und genau diese Besorgnis war es, die sich in seinen Augen wiederspiegelte.

Ich wusste nicht, ob er wirklich keine Ahnung hatte oder nur auf Unwissend tat, doch es passte mir nicht.

Verärgert presste ich meine Lippen aufeinander, was ihn zu verwirren schien, da er seine Augenbrauen zusammenzog.

"Hey, was ist-"

"Wann wolltest du es mir sagen?", fragte ich gefasst und beinahe zu ruhig, unterbrach ihn somit.

Kurz schien er nicht zu wissen, was los war, doch nach einem tiefen Blick in meine starren Augen wurden seine größer.

Geschockt schluckte er, sein Mund hatte sich einen Spalt geöffnet.

Er schien sich erst fassen zu müssen, denn er schwieg eine Zeit lang.

Er bemerkte scheinbar, dass er sich nicht herausreden konnte, entschied sich daher gleich für die Wahrheit.

"Wenn du mit deinen Prüfungen fertig bist."

Fälschlich lachte ich auf, schüttelte ungläubig den Kopf.

Kurz danach sah ich ihm erneut stumm in die Augen, er erwiderte den Blick.

"Ich glaube dir nicht", meinte ich schließlich.

Geschockt atmete er aus.

"Ich schwöre es dir, ich wollte es dir sagen! Aber ich wollte es erst nach den Prüfungen machen, damit du währenddessen nicht zu aufgewühlt bist und die Prüfungen verhaust. Bitte, du musst mir glauben, ich sage die Wahrheit!"

Wie gelähmt sah er mich an und schluckte. Er hatte eindeutig Angst, das sah man ihm an.

Ich jedoch schüttelte nur mit dem Kopf, meine Lippe zitterte.

"Wie hast du es herausgefunden?"

Seine Stimme war leise, darauf bedacht, mich nicht mit unnötigen Fragen zu verärgern, denn er wusste, dass von diesem Gespräch einiges abhing.

Ich überlegte kurz, ob ich es ihm sagen sollte, entschied mich dann dafür.

"Wir haben eine Kamera in meinem Zimmer installiert und alles aufgezeichnet."

Seine Augen wurden, wenn es denn möglich war, noch größer.

"Was habt ihr mit dem Video vor?", wollte er zittrig von mir wissen.

"Nichts. Es war nur für mich und für den Fall, dass du versuchen solltest, dich herauszureden", meinte ich ehrlich.

Erleichtert nickte er.

"Kann ich mich bitte erklären? Ich kann gut verstehen, dass du sauer bist, aber bitte lass es mich dir erklären!", flehte er mich nahezu an.

"Du weißt gar nichts! Ich bin nicht nur sauer, sondern auch enttäuscht! Aber nur zu, rede! Rede und erkläre mir, warum du Gott verdammt nochmal dachtest, solche Spielchen mit mir zu spielen!"

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⟆εϲʀετ Ǥαʍε •Ѵκσσκ• || ✔️Where stories live. Discover now