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Unauffällig spazierte Kat zur nächsten Telefonzelle und wählte die Nummer, die ihr Opfer vor wenigen Minuten genannt hatte. Nach drei Pieptönen hob jemand ab.

"Francis?", meldete sich eine männliche Stimme. Es war nicht Elijah.

"Leider falsch", entgegnete Katleen und beobachtete den Verkehr desinteressiert. "Francis ist tot. Und es wäre schlau von Ihnen, mir zu sagen, wo Elijah ist. Sonst müssen noch mehr Leute sterben." Sie warf einen Blick zu Gabe, der mit ihr mitgekommen war, um den Standort ihres Gesprächspartners herauszufinden.

"Hey, sag dem Boss, wir haben ein Problem", meinte die Stimme etwas leiser. Vermutlich hat sich der Mann zu irgendjemandem umgedreht.

In dieser Sekunde piepte das Gerät, das Gabe in der Hand hielt und er nickte Kat zu, die daraufhin auflegte und aus der Zelle ging. Hinter dem Bürogebäude, in einer dunkeln und engen Gasse, trafen sie auf die restlichen High Five.

"Francesco, Sie kommen mit mir. Alle anderen lassen den Typen da verschwinden. Nick, Sie dürfen sich aussuchen, ob Sie ihn noch irgendwie verunstalten wollen, oder ob Sie ihn direkt zu den Haien werfen."

Sofort befolgten alle ihre Befehle. Zusammen mit Francesco setzte sie sich in ein Auto und ihre Double fuhr kurz darauf los, die Adresse des Kontaktmannes von Gabe auf das Navi übertragen. Katleen griff nach einer Tasche auf dem Rücksitz und holte sowohl eine Pistole, als auch zwei kleine Messer und ein Earpiece heraus, durch das sie mit Gabe, Nick, Jonathan und Francesco verbunden war. Schnell checkte sie die Monition der Waffe und ließ eines der Messer in ihren Stiefeletten verschwinden, das andere befestigte sie an ihrem Gürtel.

"Wenn wir dort sind, schleichen wir uns rein, töten wenn möglich Elijah und dann verschwinden wir wieder", erklärte Katleen kurz. Zwei Minuten später kamen sie auch schon an. Wie immer parkte Francesco etwas weiter weg von dem Zielort. Möglichst unbemerkt schlenderten sie zu dem markierten Gebäude. Sie waren immer noch mitten in Honolulu, das heißt viele Menschen auf der Straße, trotz der Uhrzeit. Die ganzen Nachteulen lebten gerade ihren Traum.

Das Gebäude gehörte zu den etwas älteren in dieser Gegend. Es war vermutlich mal ein Textilgeschäft oder so, jetzt stand es leer. Francesco sah auf sein Handy, bevor sie durch die Eingangstür eintraten, die offen war. Kat gefiel das gar nicht. Trotzdem durfte sie sich diese Chance nicht entgehen lassen. Also schlich sie weiter, die Waffe in ihrer Hand. Der erste Raum war leer und verstaubt, der zweite ebenfalls. Nach einem kurzen Rundgang stellten sie fest, dass das ganze Untergeschoß unberührt war. Katleen deutete mit ihrem Kopf in Richtung Treppe. Langsam schlich sie darauf zu und ging hinauf, dicht gefolgt von Francesco. Im ersten Stock war definitv jemand gewesen. Auf mehreren Tischen waren Laptops - ohne Daten - aufgeklappt, ein paar Lampen leuchtete noch. Doch es ließ sich keine Menschenseele blicken. Kat ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Etwas Funkelndes auf dem letzten Tisch zog sie wie eine Elster an. Es war ein Ring. Er beschwerte ein kleines Stück Papier. Ohne die Pistole wegzulegen, nahm Katleen den Ring und faltete das Papier auseinander.

My turn stand darauf in einer ihr bekannten Handschrift.

"Fuck", hauchte Kat in einem schweren Atemzug. In diesem Moment meldete sich Jonathan über das Earpiece.

"Katleen, ihr müsst sofort weg. Die Polizei hat einen anonymen Hinweis auf das Gebäude bekommen und ist auf dem Weg zu euch."

Schon hörte Kat die Sirenen, die immer näher kamen. Schnell stopfte sie den Ring und den Zettel in ihre Hosentasche und drehte sich zu Francesco um, der die Warnung auch gehört hatte. Der Mann drehte sich um und wollte zur Treppe laufen, doch Kat hielt ihn auf.

"Nein, Feuerleiter", befahl sie und deutete auf ein Fenster, das zum Glück offen war. Es würde zu viele Spuren hinterlassen, würde sie das Glas einschlagen. Schnell schwang sie sich auf die an der Hauswand angebrachte Leiter und kletterte hinab, Francesco immer in ihrer Nähe. Im Schatten der Nacht gingen sie durch die dunklen Gassen hinter den Häusern, bis sie kurz darauf das Auto erreichten. Zwar war das ein Umweg gewesen, allerdings waren sie unentdeckt geblieben. Wortlos fuhren sie zurück zum Bürogebäude, wo sie auf die anderen trafen.

"Oh Gott, zum Glück habt ihr es raus geschafft", meinte Gabe erleichtert. "Kommen Sie Kat, ich fahre Sie nach Hause."

Kat nickte und stieg in sein Auto. Wenig später parkte Gabe vor ihrem Haus und verabschiedete sich von seinem Boss. Still betrat Katleen ihr Haus und ließ sich erschöpft auf die riesige Couch fallen. Was war schief gelaufen? Ja, Elijah hatte gewusst, dass sie kommen würde. Immerhin hatte Kat ihn angerufen. Aber sie und Francesco waren höchstens fünf Minuten später bei dem Haus, und anhand der leuchtenden Lampen und noch warmen Sesseln waren mindestens 15 Menschen in dem Raum im zweiten Stock gewesen. Und in fünf Minuten kann man so viele Leute nicht unauffällig wegschaffen und noch dazu die Sache mit dem Ring und dem Zettel vorbereiten. Nachdenklich fischte Kat die beiden Dinge aus ihrer Hosentasche und begutachtete sie im schwachen Licht der Lampe, die sie eingeschaltet hatte. Es war ein Ring mit einem C.

Katleen stand auf und ging zum Küchentisch, der eindeutig für mehr als eine Person gemacht war. Sie legte die Sachen darauf und holte den ersten Zettel aus dem Kuvert, das ebenfalls auf dem Tisch lag. Nachdenklich starrte sie die Papierstücke und den Ring an, als würden sie von selbst Antworten ausspucken. Irgendetwas passte einfach nicht. Um so schnell zu handeln, musste Elijah früher gewusst haben, dass Kat kommen würde. Aber woher?

Sofort schoss ein Wort in Katleens Kopf. Ein Wort, dass sie schon seit geraumer Zeit verfolgte.

Verräter.



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