Kapitel 56

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Der Wald war wirklich wunderschön. Überall war Leben zu sehen. Bäume und Blumen sprossen. Tiere liefen oder flogen durch die Gegend auf der Suche nach Futter. Und mitten drin standen Jason und ich und beobachteten alles bei ihrem Treiben. Seitdem Jason mich umarmt hatte, war er sehr ruhig und zurückgezogen. Ich wusste nicht, was mit ihm los war, doch ich wollte auch nicht aufdringlich sein, weshalb ich ihn nicht darauf ansprach. Während wir durch den Wald spazierten und uns umsahen, pflückte ich immer wieder mir bekannte Beeren und Kräuter sowie Blumen. In meiner Kindheit war ich immer wieder mit Livia in den Wald gefahren. Sie war immer ganz begeistert gewesen von Pflanzen und ihren guten Eigenschaften, so kam es, dass sie mich alles lehrte, was sie wusste. Dieses aufgehobene Wissen kam mir nun sehr gelegen. 

Immer wieder fand ich Pflanzen, die, wie ich wusste, heilende Eigenschaften hatten. Ich hatte schon eine beachtliche Menge gesammelt, weshalb ich mit einem fetten Grinsen zu Jason schaute, der mich aber nur verwirrt musterte. „Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber wir haben keine Vase für deinen Blumenstrauß.", meinte er etwas verlegen.

Nachdem er geendet hatte, konnte ich ein Lachen nicht mehr zurückhalten. Zum einen sah er in diesem Moment einfach nur lustig aus, zum anderen hatte er anscheinend keine Ahnung, was ich die ganze Zeit machte. Ich krümmte mich vor Lachen und sah zu, wie Jasons Gesicht immer dunkler färbte. Das machte alles nur noch schlimmer. Nach Luft schnappend rollte ich ging in die Hocke und hielt mir krampfhaft meinen Bauch. „Man, Leila! Hör auf. Das ist nicht lustig!", murrte er beleidigt. „Dooocccchhhh.....", japste ich. Meine Bauchmuskeln waren mittlerweile zum Zerreißen angespannt. Je länger ich lachte, desto weicher wurde Jasons Gesichtsausdruck. Irgendwann fing er dann auch an leise zu lachen. „Schau. Es ist lustig!", neckte ich ihn schmunzelnd.

Lächelnd kam er auf mich zu und half mir hoch. „Komm. Lass uns weitergehen.", sagte er sanft. Ich nickte nur stumm und lächelte ihn weiterhin an. Zu meiner Verwunderung ließ er meine Hand nicht los, als wir standen. Meine Wangen wurden wärmer und von unseren Händen lief ein angenehmes Kribbeln meinen Arm nach oben. Schweigend liefen wir so weiter in den Wald. Die Stille wurde langsam immer erdrückender, weshalb ich nach einem Gesprächsthema suchte. „Die Blumen sind nicht als ein Blumenstrauß gedacht.", sagte ich plötzlich. „Für was sind sie dann gedacht?", wollte Jason neugierig wissen. Man sah ihm an, dass er auch erleichtert war, dieser Stille zu entkommen. „Das sind verschiedene Kräuter und Blumen. Ich habe sie gesammelt wegen ihrer Eigenschaften. Viele von ihnen wirken zum Beispiel entzündungshemmend. Oder manche helfen gegen Fieber. Sollte also einer von uns verletzt werden, habe ich wenigstens etwas, um demjenigen zu helfen.", erklärte ich ihm. „Woher weißt du sowas?", fragte er erstaunt. „Meine Mutter.... Ich meine, Livia hat mir das beigebracht. Als ich noch klein war, sind wir immer im Wald spazieren gegangen und sie hat mir gezeigt, was sie wusste. Über die Jahre hat sie mir immer mehr beigebracht und irgendwann habe ich dann auch selber ein wenig dazu gelernt, weil es mich interessiert hat.", sagte ich und wurde bis zum Ende hin immer leiser. 

Schon wieder überfluteten mich die Trauer und das Heimweh. Schwer seufzte ich und blickte auf die Blumen im meinem Arm. Bunte Farben strahlten mir entgegen und ließen die Trauer nach und nach verschwinden. Livia und Jacob wären stolz auf mich, wenn sie mich jetzt sehen würden. Alex würde wahrscheinlich hinter mir stehen und mich aus vollem Halse anfeuern. Liam würde mich liebevoll anblicken und würde immer hinter mir stehen und für mich da sein. Wie ein großer Bruder.

„Was ist denn jetzt schon wieder?", fragte Jason etwas überfordert. Anscheinend schien er mit meinen Stimmungsschwankungen nicht klar zu kommen, weshalb ich schmunzeln musste und meine schlechte Stimmung sofort verschwand. „Alles gut. Ich musste nur kurz an mein Zuhause und meine Freunde dort denken.", seufzte ich. Jason blickte mich aufmunternd an. „Du wirst sie alle wieder sehen. Sie werden so stolz auf dich sein.", meinte Jason euphorisch. „Genauso stolz wie ich...", hörte ich ihn noch murmeln. Ich musterte ihn von der Seite und sah, wie er nachdenklich auf den Boden vor seinen Füßen blickte. Eigentlich wollte ich ihn darauf ansprechen, doch ich beließ es dabei.

„Es war schön, mal wieder etwas Zeit nur mit dir zu verbringen.", sagte er nach einer Weile. „Das finde ich auch!", stimmte ich ihm lächelnd zu. Ich blickte nach oben in den Himmel und sah, dass die Sonne schon sehr weit gewandert war. Wir waren anscheinend schon ein paar Stunden unterwegs. „Wir sollten wieder zu den Anderen zurück.", wandte ich mich zu ihm um. Nun schien auch Jason zu merken, wie viel Zeit vergangen war. „ Du hast Recht." Mit diesen Worten machten wir uns auf den Weg.


Heute mal ein etwas kürzeres Kapitel ;D  Das Nächste wird dafür aber etwas länger.... I promise :)

Legende des Phönix - Wiedergeboren (Bd. 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt