Kapitel 1 Herrscher der Gefallenen

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Der Gefallene saß in menschlicher Gestallt auf seinem erhöhten Platz im Ratsaal, der eher einem Thronsaal glich, seitdem er die Macht an sich gerissen hatte. Nur formal bestand der Rat der Gefallenen noch, der früher gemeinsam den Staat geleitet hatte. Nun waren sie kaum mehr als seine Berater.
Er hatte gezielt loyalen Leuten diese Positionen gegeben und alles war vorbereitet ihn zum König ernennen zu lassen.

Für einen Gefallenen aus einer durchschnittlichen adligen Familie ohne viel Einfluss hatte er es weit gebracht. Ein Grund waren vermutlich seine starken magischen Fähigkeiten, die die meisten Gefallenen nicht besaßen.
Und diese Überlegenheit ließ er seine Feinde spüren.

"Lord Thyren.", der junge adlige Gefallene, den er hatte rufen lassen, verbeugte sich demütig ihm. Auch er war als Mensch erschienen. Der Kleine wusste noch nicht mal warum er hier war, er könnte einem fast leidtun.
Ein Lächeln umspielte Thyrens Lippen, welches jedoch nicht seine düsteren schwarzen Augen erreichte.
"Ich kann annehmen, Ihr wisst weshalb Ihr hier seid?", seine Stimme war schneidend und kalt wie Eis.
Die wahre Antwort könnte der Junge nicht wissen, schließlich hatte Thyren ihn in diese Lage gebracht. Alles mit Kalkül.
"Nein, Mylord. Mir wurde dies nicht mitgeteilt.", erneut verneigte der Adlige sich.
"Ihr werdet des Mordversuches und des Hochverrats angeklagt."
Die Augen des Adligen wurden größer, Angst und Unglauben konnte man darin sehen. "N-nie-niemals!", er stotterte nur hilflos herum.
"Es wurden eindeutige Beweise gefunden.", unterbrach Thyren ihn gnadenlos. Er hatte dafür gesorgt, dass es diese 'Beweise' gab.
"Wie Ihr wisst steht auf diesen Verbrechen die Todesstrafe...", Thyren genoss den Ausdruck in den Augen des Adligen gerade zu.

Er ließ ihn nicht erneut zu Wort kommen. Ohne sich bemühen zu müssen setzte er seine besondere Fähigkeit ein. Sein Lächeln wurde breiter, als der Gefallene vor ihm sich vor Schmerzen wandte.

Diese Fähigkeit war mentaler Natur, etwas was nur Gefallene besitzen könnten und auch diese nicht in dem Maß wie Thyren. Es war seine bevorzugte Art zu foltern oder zu töten, da kein Blut floss oder sichtbare Wunden blieben und er das Opfer trotzdem ungeheuer leiden lassen konnte.

Seine mentale Klinge bohrte sich in den Geist des armen Gefallenen, der vor Schmerzen seine menschliche nicht mehr behalten konnte. Es war eine Leiche mit den Proportionen eines Pferdes, die auf dem Boden aufschlug.
Der Körper sah nur auf den ersten Blick wie ein Pferd aus. Die Beine wirkten falsch, auch der Schweif war nicht der eines Pferdes, vielmehr der einer Schlange. Die Haut war bedeckt mit fahlem grauen Fell, an manchen Stellen mit Schuppen, die im Licht glänzten. Auf jeden Fall sah das Fell recht krank aus, wie viele Formen der Gefallenen.

Erhaben stand der Lord auf und würdigen Schrittes verließ er den Saal. Sein treuer Persönlicher Berater trat zu ihm und folgte ihm absolut unterwürfig.
Die Leiche ließ er liegen. Andere würden sich darum kümmern.

Jetzt erst, durch das Todesurteil, könnte er das eigentliche Ziel dieser Aktion erreichen: die Auslöschung der letzten adligen Familie, die offen politisch gegen ihn agierte.

Wolf Und Drache -abgebrochen-Where stories live. Discover now