Kapitel 6 Gezwungen

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Als Liz wieder zu Sinnen kam, war sie heillos verwirrt. Nicht nur waren ihre Erinnerungen an die Zeit kurz vor ihrer Ohnmacht verschwommen, auch wusste sie nicht wo sie war. Ein unangenehmes Gewicht lag um ihren Hals und ihre Nase roch ihr fremde Dinge.

Als sie die Augen öffnete war sie noch mehr verwirrt. Den Großteil der Dinge hier verwirrten sie um genau zu sein. Einzelne Sachen konnte sie sich zusammenreimen, da ihr Vater davon erzählt hatte. Zum Beispiel war der große Holzklotz in der Mitte des Raumes ein Tisch und das an den Wänden waren Bücherregale.
Das bunte fellähnliche Ding auf dem sie lag nannte man Teppich.

Der Wolfdrache wollte aus der Ecke springen in der sie lag, doch das Gerät um ihren Hals sirrte vor Magie und sie bewegte sich nicht. Verzweifelt kratzte sie mit der Pfote daran, doch das Halsband war zu stabil. Auch dies konnte sie sich nicht erklären.

In dem Moment kam jemand in den Raum. Es war ein Mann, auch wieder einer dieser seltsamen Wesen in Menschengestalt.
Seine Augenfarbe war schwarz und seine Haare zum Teil weiß, schwarz und grau. Das verschaffte dem Mann eine unsymmetrische Frisur.
Die Farbe seiner Kleidung war kräftig und er trug weder Waffe, noch Rüstung.

Neugierig und gleichzeitig etwas ängstlich blickte sie zu dem Fremden hoch. Unbewusst kratzte sie mit der Pfote weiter am Halsband.

Als Thyren in sein Arbeitszimmer trat, war er erstaunt, dass der Wolfdrache schon wieder wach war. Erst vor ein paar Minuten hatte er diesem Wesen das Sklavenhalsband umgelegt.
Diese Bänder aus einem besonderen Metall zwangen den Sklaven Befehle ihres Meisters auf, auch gegen dessen Willen. Aber sie ließen den Sklaven ihre Gedanken. Zudem passten sie sich bei Verwaltungen dem Halz des Sklaven an, sodass diese sich nicht so davon befreien konnten.
Der einzige Befehl, den er bisher gegeben hatte war, dass das Wesen sich nicht vom Fleck bewegen sollte.

"Zeit alles über dich zu erfahren...", murmelte der Lord zu sich und trat an den Wolfdrachen heran. Dieser knurrte, doch das beachtete er nicht. Vorsichtig legte er seine Hand auf dessen Stirn. Schließlich wollte er sich nicht erneut an den 'Fellschuppen' schneiden.

Er drang in den ihm fremden Geist ein. Brutal brachte er alle Erinnerungen an sich. Ob es das Wesen schmerzte war unwichtig für ihn, er musste jetzt erstmal alles über den Wolfdrachen wissen.
Anscheinend war es äußerst schmerzhaft, nach dem schmerzerfüllten Wimmern zu urteilen. Unbarmherzig fuhr er fort, bis er alles wusste was er hatte wissen wollen.

"Also Letitia", sprach er sie sie mit ihrem vollen Namen an, den er aus ihrem Unterbewusstsein gepflückt hatte, "wenn du einfach tust was ich von dir will, wirst du es recht angenehm hier haben. Wenn nicht, werde ich dich dazu bringen zu tun was ich sage."
Die Aura Thyrens war grausam geworden und Letitia legte ängstlich die Ohren an.

"Als erstes: verwandele dich in deine Menschliche Form.", der Befehl des Lords war nicht direkt an das Halsband gerichtet. Eine Verwandlung könnte dieses nämlich nicht erzwingen, doch kannte man dafür andere Wege.

Vermutlich müsste er Liz nachhelfen. Aus ihren Erinnerungen wusste er, dass sie nicht wusste wie. Normalerweise brachten Wesen sich das durch beobachten ihrer Eltern selber bei, doch sie hat nur selten Verwaltungen gesehen.

Als Letitia wirklich nichts tat holte er vorsichtig eine kleine Schatulle aus seinem Gewand hervor. Behutsam stellte er es auf seinen großen Schreibtisch. Bevor er es öffnete zog er sich Handschuhe an.

In der Schatulle lag ein regenbogenfarbenes geschliffenes Juwel. Dieses Juwel war ein Yaida-Juwel, diese waren die mit Abstand am seltensten vorkommenden Edelsteine. Viele wussten nichtmal von deren Existenz.
Bei Hautkontakt zwangen die Steine ein Wesen zur Verwendung, die Größe des Steines war dafür nicht relevant, und dieses war für einen bestimmten Zeitraum auch nicht fähig sich selbstständig zurückzuverwandeln.

Mit den Handschuhen hob er das Yaida-Juwel aus der Schatulle, da er hatte keine Lust hatte sich selbst zu verwandeln. Mit dem Juwel berührte er einfach die Nase von Liz.

Ein Leuchten breitete sich vom Stein über den gesamten Körper des Wolfdrachens aus. Als das Leuchten sich legte, lag an dessen Stelle ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren. Über ihren gesamten Rücken verlief ein schwarzes Flügeltattoo, viele Drachen hatten diese in ihrer Menschengestalt. Was äußerst befremdlich an der Gestalt war, die der Wolfdrache angenommen hatte war, dass der Wolfschweif und die Wolfohren geblieben waren.

Ihr Körper fühlte sich so seltsam an. Ungewohnt und auch irgendwie leichter. Liz verstand nichts von dem was passierte. Der seltsame Mann hatte sie Letitia genannt, da hatte sie sich wieder erinnern können, dass dies ihr voller Name war.

Nun hatte sie kein Fell mehr, fiel dem Mädchen recht spät erst auf, als sie sich aufgesetzt hatte.
"Wer bist du?", fragte sie den Fremden, der ihr Angst einjagte. Es war für sie schwer diese Sprache zu sprechen, denn ihre Wolfzunge hatte diese Laute nicht bilden können, auch wenn sie das Gesprochene verstanden hatte.

"Lord Thyren ist mein Name, ich bin ab heute dein Besitzer.", wurde ihr sogar geantwortet.
"Was heißt 'Lord'? Gehört das zum Namen?", darauf blieb dieser Lorddings ihr eine Antwort schuldig, denn er wuschelte ihr bloß durch die Haare.

Wolf Und Drache -abgebrochen-Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz