Kapitel 2 Nicht nur Wolf

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Eine große schwarze Wölfin preschte durch das Dickicht des Waldes. Sie floh vor einem anderem Wolfsrudel. Immer musste sie fliehen und um ihr Leben rennen, denn jemand wie sie sollte nicht existieren.

Auf den ersten Blick bemerkte man nur, dass sie ungewöhnlich groß war, oder auch ihr Fell, dass so tief schwarz war, dass es alles Licht zu absorbieren schien. Und ihre violetten Augen, die im Gegensatz zum Fell intensiv strahlten.
Doch eng an ihren Körper hatte sie zwei mächtige schwarze lederne Schwingen gelegt, die genauso schwarz waren wir ihr Fell. Allein die verrieten sie jedes Mal, obwohl man die Stacheln an ihrem Rückgrat wegen dem dichten Fell nichtmal sehen konnte.

Sie war kein Wolfmensch, ihr Vater war einer gewesen, ihre Mutter jedoch ein Drache. Sie war ein Kind von zwei seit Urzeiten verfeindeten Völkern.

Deshalb war sie allein. Allein seit ihr Vater sie auch verlassen hatte.
Er hatte ihr gezeigt wie sie überleben konnte, er war der einzige gewesen, der sie mit ihrem Namen gerufen hatte... Und doch war auch er gegangen...
Liz hatte er sie immer genannt. Eine Abkürzung, auch wenn es schon so lange her war, dass sie nicht wusste wovon es die Abkürzung war.

Liz drehte sich um, was sich als Fehler erwies, denn sofort stolperte sie über eine Wurzel. Nun war sie von den Wölfe umzingelt, nun müsste sie um ihr Leben kämpfen.
In der Hoffnung, dass es ihre Gegner einschüchtern würde breitete sie ihre majestätischen schwarzen schwingen aus, da sie als Wolf lebte konnte sie auch nicht viel mehr mit ihnen anfangen.

Erstaunlicherweise zögerten die Wölfe und zogen sich zurück. Sollte das so einfach für Liz werden? Sie knurrte.
Erst dann bemerkte sie, dass noch jemand sich näherte. Erschrocken wirbelte sie herum.
Es war ein Wesen in Menschlicher Form, jedoch mit Flügeln aus seiner Wahren Gestallt. Viele Wesen konnten sich in Menschen verwandeln oder Halbformen, ihr war das jedoch noch nie gelungen. Vermutlich weil sie es noch nie wirklich probiert hatte.

Die Gestallt hatte seltsame Flügel. Sie waren grau, an den Ansätzen waren sie die von einem Drachen, doch an den Flügelspitzen waren Federn. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Aber instinktiv spürte sie, dass sie dem Fremden Wesen in gewisser Weise ähnelte.

Als das Wesen vor ihr landete wedelte sie nur glücklich mit dem Schwanz.
...

Thyren saß gelangweilt in seinem Arbeitszimmer und sah sich gezwungen Berichte zu lesen. Für gewöhnlich ging es um Streitereien zwischen Adligen, die er zu schlichten hatte. Nicht gerade eine seiner Lieblingsbeschäftigungen.
Als sein Berater das Zimmer betrat war er schon fast froh.
"Was gibt es?", sprach er ihn an.
"Mylord, es hat sich an der Grenze des Landes eine... Ungewöhnliche Situation ergeben... niemand scheint eine Idee zu haben was zu tun ist...", der Berater zuckte als Thyren sich bewegte. Unfähigkeit kam bei ihm nie gut an.
"Liegt es an den neuen Gesetzen?", fragte der Lord kalt.
"Nicht wirklich...", versuchte der Diener sich zu erklären. "Es geht vielmehr um ein ungewöhnliches Wesen, was an der Grenze aufgelesen wurde..."
"Ungewöhnlich?", Skepsis zeigte sich in seinen Augen.
"Ein Wesen, dass... naja... es scheint eine Kreuzung aus Drache und Wolf zu sein..."

Thyren hörte ihm nicht mehr zu. Erst vor kurzem hatte er etwas darüber gelesen... In einem übersetzten Text aus einer alten Ruine. Er stand auf und wandte sich zu seinen Büchern und Schriften. Gezielt zog er die Schriftrolle hervor und überflog den Text.
Wolfdrachen wurden darin als ungeheuer selten und mächtig beschrieben, auch wenn es nicht viel mehr Informationen enthielt.

Ein Plan bildete sich in seinem Kopf.
"Schaft es her!", wies er an.
"Äh.. es gibt da ein kleines... äh.. Problem...", stotterte der Berater weiter.

Wolf Und Drache -abgebrochen-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt