KAPITEL VIER

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SCHWEIß RANN JEONGGUK die Stirn hinab, als er die schweren Mehlsäcke schulterte und nach einander in die Backstube trug. Er war bereits seit der Mittagszeit dabei und seine Schultern und Arme brannten schon vor der Anstrengung, obwohl er diese körperliche Arbeit gewohnt war. Seit dem Auftrag der königlichen Familie und dem damit verbundenen größeren Ansturm auf ihre Bäckerei, benötigten sie mehr Mehl als sonst und das bekam Jeongguk nun zu spüren. Der Karren des Müller stand auf der Hinterseite ihres Hauses im Hof, was bedeutete, dass Jeongguk mit den schweren Mehlsäcken noch die halbhohe Treppe in die Backstube hinauf musste, was einiges an Zeit in Anspruch nahm. Zu seiner Verärgerung saß der Geselle, der ihnen die Lieferung gebracht hatte, neben dem Karren auf einem Strohballen, anstatt Jeongguk zu helfen. Eigentlich sollte es ihn nicht überraschen, denn Jeongguk kannte den Gesellen und er hatte ihm noch nie seine Hilfe angeboten, obwohl sich Jeongguk ziemlich sicher war, dass es eigentlich zu seinen Aufgaben gehörte, die Mehlsäcke mit abzuladen. Wenigstens vom Karren hinunter reichen könnte er sie ihm, damit Jeongguk nicht jedes Mal erst wieder auf den Karren klettern musste, doch damit schien er bei dem Jungen auf taube Ohren zu stoßen. 

Aber Jeongguk war es mittlerweile leid, sich noch darüber zu ärgern. Stattdessen ignorierte er den Gesellen und mühte sich eben alleine ab, denn zu seinem Unglück war auch sein Vater außer Haus, weshalb er damit auf sich allein gestellt war. In der Vergangenheit hatte ihm manchmal Yoongi geholfen, denn die Mehllieferungen waren normalerweise für mehrere Wochen, im Sommer—nachdem der Weizen geerntet und verarbeitet wurde—sogar für mehrere Monate. Und diese vielen Säcke alleine zu schleppen war wirklich eine Aufgabe von Stunden, die an den Kräften zerrte und jedes Mal elendige schmerzende Glieder mit sich brachte. 

Doch dieses Mal hatte Jeongguk seinen besten Freund nicht fragen wollen. Er wusste, wie viel Yoongi zu tun hatte, wie viel er arbeitete und wie selten er überhaupt noch unten in der Stadt bei seiner Familie war, da wollte er ihn nicht auch noch darum bitten, ihm zu helfen und ihm somit noch mehr Arbeit aufzuhalsen. Doch am späten Nachmittag hatte Jeongguk es endlich geschafft, jeden einzelnen Mehlsack hinauf zu tragen und den Karren zu leeren. Er überreichte dem Gesellen wortlos die abgemachte Entlohnung und wusch sich dann im Hof am Brunnen, ehe ihn der Hunger ins Haus trieb. 

Er war wie immer schon früh auf den Beinen gewesen, hatte seinem Vater am frühen Morgen noch in der Backstube geholfen und war dann hinauf zum Palast gegangen. Den Abstecher zu Yoongi hatte er heute aufgrund der Mehllieferung leider wegfallen lassen müssen, jedoch war heute auch der Tag des Mondes, der einzige Tag in der Woche, an dem Yoongi manchmal nicht arbeiten musste. Vielleicht war sein bester Freund also sogar Zuhause? Würde er nach dem Essen dazu noch Zeit haben, konnte er vielleicht bei dem Haus der Mins vorbeischauen. 

»Jeongguk?«, ertönte die sanfte Stimme seiner Mutter und er folgte ihrer Stimme in den Verkaufsraum der Bäckerei. »Sind die Mehlsäcke alle im Speicher in der Backstube? Ich verstehe nicht, warum dein Vater ausgerechnet heute hat den Karren kommen lassen, wenn er selber gar nicht da ist.« Sie schüttelte unzufrieden den Kopf, während sie Käse auf die Brote vor sich strich. »Setz dich hin und sieh zu, dass du etwas isst.« 

Das ließ sich Jeongguk nicht zwei Mal sagen. Er setzte sich auf einen der Hocker hinter dem Verkaufstresen und nahm die Brote, die seine Mutter ihm reichte, mit knurrendem Magen entgegen. 

»Sieh aber nach dem Essen zu, dass du dein Hemd wäscht, sonst bekommst du die Schweißspuren später nicht mehr raus. Ich habe dir doch gesagt, dass du bei so etwas ein altes Hemd anziehen sollst.« Seine Mutter seufzte, schien es ihm aber nicht sonderlich übelzunehmen. 

ICEBORN | ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏDonde viven las historias. Descúbrelo ahora