Kapitel 5

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Severus Snape

Schweißgebadet schreckte ich aus meinem Traum hoch. Schon wieder hatte ich von Naginis Angriff geträumt. Wie sich ihre Zähne in mein Fleisch gebohrt hatten und das Gift begann sich langsam in mir auszubreiten. Wie mich das Brennen beinahe gelähmt hatte, sich das Blut in meiner Kehle gesammelt hatte und ich dabei war, daran zu ersticken. Was mich wohl zuerst umgebracht hätte? Das Gift, der Blutverlust oder das Ertrinken im eigenen Blut. Oft wünschte ich mir, dass ich bei dem Angriff wirklich gestorben wäre. Es hätte mir einiges erspart und mich endlich erlöst. Und ich müsste das ganze nicht Nacht für Nacht noch einmal erleben. Ich war damals auch fast schon tot, als Poppy Pomfrey und Minerva McGonagall nach dem Ende der Schlacht nach den Verletzten und getöteten geschaut hatten. Von Potter wussten sie auch noch, dass ich die ganze Zeit auf ihrer Seite war und so zögerten sie keine Sekunde als sie meinen schwachen Puls wahrnahmen und brachten mich ins St. Mungos.

Unglücklicherweise hatte ich bereits einmal ein Gegengift hergestellt für Naginis Biss, als Arthur Weasley damals angegriffen wurde. Und so konnte ich als 'Held' gerettet werden. Held! Das ich nicht lache!

Ich machte mich fertig und ging dann los zum Frühstück. Als ich auf meinem Platz ankam schweifte mein Blick durch die Schülermenge. Wie so oft in letzter Zeit fiel mir auf, dass Miss Granger fehlte, auch wenn ich eigentlich nicht explizit nach ihr Ausschau halten wollte, machte ich es doch irgendwie jedes Mal wieder. Ich wollte es nicht zugeben, aber ich begann mir Sorgen um sie zu machen. Sie verhielt sich äußerst seltsam in den letzten Monaten. Also seltsamer als für sie üblich.

Nach dem Frühstück ging ich noch etwas über die Ländereien von Hogwarts spazieren, da mir der Traum noch immer tief in den Knochen saß. Und da sah ich sie, vertieft in einem Buch, am schwarzen See sitzen. Unweigerlich blieb ich stehen und beobachtete sie.

Mir war nicht nur aufgefallen, dass sie das Essen ziemlich häufig ausfallen ließ und dementsprechend abmagerte. Ich hatte noch einen anderen Verdacht, jedoch wusste ich nicht, was ich genau dagegen unternehmen sollte. Mir war schon des Öfteren aufgefallen, dass sie viel Zeit in der Toilette von Myrte verbrachte, aber vor zwei Tagen hatte ich mitbekommen, wie einige meiner Slytherins sie angegangen waren. Sie wirkte eigentlich recht selbstbewusst und reagierte kaum auf ihre dämlichen Aussagen, doch als sie sich umdrehte und wieder Richtung Badezimmer verschwand kam sie mir entgegen. Sie hatte mich nicht bemerkt, aber ich sah neben ihrer ausdruckslosen Mine einen Gewissen Schmerz in ihren Augen.

Wütend war ich auf meine Slytherins zugegangen und hatte ihnen sogar einige Hauspunkte abgezogen. Seit dem Ende des Krieges machte ich das häufiger und ich konnte mittlerweile auch den anderen Häusern den ein oder anderen Punkt gewähren, wenn ich der Meinung war, dass sie es wirklich verdient hatten (was nicht sonderlich oft vorkam um ehrlich zu sein), ohne mich irgendwie in Gefahr zu bringen.

Nachts hatte ich dann Aufsicht und als ich eben dann an dem Mädchenklo vorbei kam hatte ich das Gefühl ein kurzes Aufschluchzen gehört zu haben. Im Klo roch es verdächtig nach Eisen. Der beißende Geruch von Blut war mir durchaus bekannt, also hatte ich mich entschlossen nachzusehen.

Als sie dann auch noch vor mir stand fühlte ich mich allmählich in meinem Verdacht bestätigt. Auch ihr schmerzvolles Stöhnen, als ich sie am Arm packte war mir nicht entgangen. 

Insgeheim hatte ich die kleine Miss Granger schon immer etwas gemocht. Sie erinnerte mich so köstlich schmerzhaft an Lily und hatte mir oft vor Augen geführt, wieso ich Potter unbedingt beschützen musste. Natürlich konnte ich es nie zeigen, dass diese kleine Person mich dermaßen beeindruckte.
Aber seit diesem Schuljahr war alles anders. Der Krieg hatte sie verändert. Sie war richtig erwachsen geworden, auch wenn sie vorher nie das typische Kind war. Und ich konnte nicht umhin zu bemerken, wie gut sie aussah.

SCHLUSS.

Solche Gedanken brachten nichts, war ich doch ihr Lehrer, zu alt, zu verbittert und hässlich, als dass sich eine so schöne junge Frau für mich interessieren würde. Aber das wollte ich ja auch gar nicht. 

Ich beobachtete sie weiterhin, als sie plötzlich auf ihr Handgelenk schaute und hektisch aufsprang. Verdammt. Jetzt war ich spät dran.

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