Kapitel 26

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Das konnte nicht sein. Unmöglich. Niemals. Das konnte nicht die Lösung sein. Vollkommen unlogisch... Wobei, wenn man mal genauer drüber nachdachte, passte es doch ganz gut zu ihr. Zu Bellatrix Lestrange. Zu ihren Überzeugungen. Es war absolut absurd. Und doch in gewisser Weise logisch. Zumindest aus ihrer Sicht raus betrachtet. Es war der ultimative Fluch in ihren Augen.

Vollkommen verwirrt und entgeistert klappte ich das Buch, welches Harry mir in Hogsmeade gegeben hatte, zu. Ich hatte mich dazu entschieden es dem Professor heute noch nicht zu zeigen. Und wie es aussah, war dies die richtige Entscheidung. Ich musste erst sicher gehen, dass es wahr war. Und dann? Ich konnte ihm das nicht erzählen. Ich würde ihm das niemals erzählen.

Erst einmal musste ich sicher gehen, dass es wahr war und dass ich alles in Erfahrung bringe. Es schien mir, als würde in dem Buch noch nicht alles von ihrer Grausamkeit stehen. Ihre Verrücktheit hätte niemals alles in ein Buch gepasst.

Wie sollte ich denn jetzt noch schlafen können? Es war ja nicht so, dass mir schon genug der Schlaf geraubt wurde, allein beim Gedanken an ihn und unsere gemeinsame Nacht. Nein, jetzt kam auch noch dieses Problem dazu. Und was war, wenn wir morgen in seiner Bibliothek das gleiche herausfinden würden? Und er es auch noch zuerst entdeckten sollte? Wie würde er darauf reagieren? Er durfte es nicht wissen! Klar, in gewisser Weise war es das was ich wollte. Aber nicht so. Außerdem, wenn er es wusste, würde er sich wahrscheinlich bedrängt fühlen, oder dazu genötigt und es hätte nicht den gewünschten Effekt.

Ich war nur froh, dass es unwahrscheinlich war, heute Nacht noch einen „Anfall", wie Ginny es mittlerweile nannte, zu bekommen, denn den hatte ich bereits heute Nachmittag auf dem Weg zurück zum Schloss. Gut, dass Snape das Buch da nicht entdeckt hatte. Und gut, dass ich wenigstens nicht mitten in der Nacht zu ihm musste, nachdem ich das alles herausgefunden hatte.

So lag ich nun hier in meinem Bett und zerbrach mir den Kopf, während Ginny friedlich neben mir schlummerte. Sollte ich es ihr wenigstens sagen? Oder würde sie dann darauf bestehen ihm alles zu verraten oder es am Ende selbst tun? Oder würde sie mir zustimmen?

Mit diesen Fragen, welche in meinem Kopf umherrasten, schlief ich schlussendlich doch irgendwann ein. Doch ich träumte so wirres Zeug, dass der Schlaf alles andere als erholsam war. Als ich am nächsten Tag vom Sonnenschein, der durch das große Turmfenster auf mich herabschien, geweckt wurde, waren meine Gedanken immer noch nicht klarer. Ich wusste immer noch nicht, was ich tun sollte und ich war verdammt müde. Leider hatte ich keine Zeit mehr weiterzuschlafen, wenn das überhaupt funktioniert hätte. Ginny strahlte mich bereits an, als ich die Augen aufschlug.

„Wir müssen dich hübsch machen! Immerhin verbringst du heute eine romantische Zeit außerhalb dieser Mauern mit deinem Liebsten! Und du wirst es nicht glauben, aber ich habe recherchiert. Ich habe alle Schulregeln durchforstet! Nirgends steht es drinnen, dass es verboten wäre, außerhalb dieser Mauern eine körperliche Beziehung zu einem Lehrer zu führen. Die gehen halt nicht davon aus, dass Lehrer zusammen mit ihren Schülern das Gelände verlassen! Was für Trottel! Also machen wir dich hübsch! Und so hast weder du, noch er eine Ausrede!", sie ratterte das alles so schnell runter, dass mein Kopf kaum mitkam. Noch ehe irgendetwas von ihrem Gesagten auch nur im Entferntesten bei mir ankam, hatte sie mich schon an den Armen gepackt, aus dem Bett gezerrt und in Richtung Badezimmer geschleift.

„Gin! Lass mich doch erstmal wach werden... Außerdem wird da nichts laufen! Wir werden wahrscheinlich nur seine Bücherei durchforsten und dann sofort wieder zurückkommen. Und überhaupt glaube ich das wäre jetzt keine gute Idee wegen...", ich brach ab, denn ich war kurz davor mich zu verplappern, doch sie schien das zu bemerken. So ein Mist!

„Hermione! Was ist los? Wieso hast du aufgehört zu reden? Du hast irgendetwas rausgefunden, oder? Es hat bestimmt was mit dem Buch zu tun, oder?", fing sie sofort an zu kombinieren. Sie war echt verflucht schlau. „Was Ach Quatsch nein...", versuchte ich mich vergeblich zu retten. „Verarsch mich nicht. Los raus mit der Sprache! Oder ich geh zu Snape und erzähl ihm von dem Buch. Dann kann er sich drum kümmern die Infos von dir zu bekommen. Gegen den hast du eh keine Chance", sagte sie bestimmt.

Sie hatte recht. Ergeben berichtete ich ihr was ich herausgefunden hatte. „Wow... Okay! Das ist ja irgendwie total aufregend!", quietschte sie. Ich warf ihr einen bösen Blick zu. „Sorry! Klar ich versteh dein Problem. Und ich stimme dir zu. Das solltest du ihm besser nicht erzählen." Ich war erstaunt, dass sie mir zustimmte, aber dennoch erleichtert. Es war also doch gut es ihr zu erzählen und auch die Bestätigung, dass ich das Richtige tat, war doch ganz erleichternd.

Während ich mich mit ihrer Hilfe fertig machte, überlegten wir beide angestrengt, wie ich, falls er in seinem Anwesen Informationen hatte, diese vor ihm finden könnte und unbemerkt an ihm vorbeischmuggeln konnte.

So einen richtigen Plan hatten wir am Ende leider nicht, doch es war Zeit zum Frühstück aufzubrechen und dort war es doch etwas zu riskant weiter darüber zu diskutieren. Und ich musste schon direkt nach dem Frühstück zur Appariergrenze und mich mit Snape treffen, da wir recht lange zum Fertigmachen gebraucht hatten. Dafür sah ich jetzt, wie ich fand, echt gut aus.

Beim Essen bekam ich schon wieder nichts runter, dieses Mal aber weniger, weil ich ihn so vermisste, sondern eher, weil ich so aufgeregt war, ganz allein mit ihm außerhalb von Hogwarts zu sein. Und dann auch noch in seinem Anwesen. Also bei ihm zuhause! Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal richtig etwas gegessen hatte.

Nervös ging ich über die Ländereien auf ihn zu. Er wartete bereits auf mich. Pünktlich wie immer.

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Denkt an das Sternchen!

don't tell anyoneWhere stories live. Discover now