Lost Girl

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„Die Polizei weiß inzwischen, wer die Kleine ist! Sie kennen ihre Identität. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ganz Deutschland davon weiß. Bald sind die Eltern im Krankenhaus. Was hast du vor, dagegen zu tun? Wann kann ich mit der Kleinen rechnen? Hast du einen Plan?"

„Keine Sorge. Ich habe alles im Griff."

„So? Hast du das? Warum ist die Kleine dann immer noch nicht da, wo ich sie haben will?"

„Verdammt, das alles ist gerade mal einen Tag her! Und sie liegt im Krankenhaus, unter ständiger Beobachtung. Im Moment ist es unmöglich, an sie heranzukommen. Aber ich habe einen Plan. Ich habe schon ein paar Männer engagiert, die für Geld bereit sind, alles zu tun. Ich werde mir die Kleine mit Waffengewalt zurückholen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Also hab ein wenig Geduld! Ich verspreche dir, du wirst die kleine Schlampe bekommen."

„Das will ich hoffen! Die Anzahlung, die ich dir überwiesen habe, reicht für viele bewaffnete Männer. Also verliere nicht zu viel Zeit! Je früher du mir die Kleine bringst, desto früher kannst du dir ein neues Mädchen holen, um deine anderen Kunden wieder mit einem Livestream aus dem Zimmer zu versorgen. Ich werde ihn dann nicht mehr brauchen, denn dann habe ich meinen eigenen. Mein eigenes kleines Mädchen, das alles tut, was ich von ihr verlange. Das mir jeden Wunsch von den Lippen abliest und nur allzu gerne bereit ist, ihn mir zu erfüllen, um nicht bestraft zu werden. Ich träume davon, jede Nacht! Ist dir eigentlich bewusst, was es für mich bedeutet, dass die Kleine nun nicht bei mir, sondern in diesem Krankenhaus liegt? Sie gehört mir, verdammt! Niemand anderes hat das Recht, sie zu berühren oder überhaupt ein Wort an sie zu richten. Dieses Recht obliegt alleine mir.

Also sorge dafür, dass sie nicht zu lange da draußen ist und von den Menschen negativ beeinflusst wird. Ich möchte das gehorsame, brave Mädchen, als das du sie erzogen hast. Sie soll mich fürchten und ehren. So, wie sie dich gefürchtet hat. Je länger sie unter Menschen ist, desto mehr lernt sie, dass ihr Leben nicht normal war. Ich möchte kein Mädchen, das ihr Leben bei mir hinterfragt! Nein, sie soll es als selbstverständlich betrachten, mir zu gehören und ihr einziger Sinn im Leben soll es sein, mir zu gehorchen. Also lass dir verdammt noch mal nicht zu viel Zeit damit, sie zurückzuholen! Und wenn du sie zurück hast, erkläre ihr in aller Deutlichkeit, dass alles, was sie da draußen erlebt hat, eine Lüge war. Ihr Leben gehört mir, und nur mir! Mach ihr das klar, bevor du sie zu mir bringst. Verstanden?"

„Klar und deutlich. Aber ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst. Ich habe die Kleine elf Jahre lang mit Lügen gefüttert. Für sie sind alle Menschen da draußen Monster. Du weißt genau, wie sie nachts schweißgebadet von ihren Albträumen aufgewacht ist, wenn sie von den angeblichen Monstern geträumt hat, vor denen ich sie beschützt habe. Und sie glaubt, dass alles, was man ihr da draußen erzählt, Lügen sind. Falls sie daran zweifeln sollte, wird ihre kleine imaginäre Freundin dafür sorgen, dass sie sich daran erinnert. So, wie sie sie immer an ihre Regeln erinnert hat. Du konntest im Livestream ihre Gespräche verfolgen. Selbst wenn Emily vorhatte, etwas zu tun, was auch nur annähernd gegen irgendeine Regel verstoßen hätte, hat die imaginäre Lilly sie aufgehalten.

Mach dir also keine Sorgen. Die Kleine ist psychisch komplett kaputt. Sie wird niemals in der realen Welt funktionieren. So wie ich das einschätze, ist sie vermutlich heillos überfordert und wird dankbar sein, wenn sie wieder bei mir oder bei dir ist, wo sie klare Regeln hat. Ohne ihre Regeln kann sie nicht überleben. Denn ein anderes Leben kennt sie nicht."

„Ich hoffe für dich, dass du recht hast. Aber es gibt durchaus fähige Psychologen, die ihr zumindest erklären können, dass die Welt anders funktioniert, als sie sie kennt. Lass nicht zu, dass das passiert. Ich weiß, dass das Unterbewusstsein der Kleinen immer sehr zuverlässig war. Aber sobald Psychologen es schaffen, Emilys Gedanken zu beeinflussen, sagt Lilly womöglich ganz andere Dinge. Lilly hat funktioniert, weil du Emily jeden Tag mit Lügen gefüttert und ihr mit harten Konsequenzen gezeigt hast, was es bedeutet, gegen Regeln zu verstoßen. Du hast keine Ahnung, wie sich eine liebevolle Umgebung darauf auswirken kann. Wer weiß, ob Lilly dadurch nicht ganz verschwindet? Ich möchte mich ganz bestimmt nicht auf eine imaginäre Freundin verlassen, die ein kleines Mädchen sich einbildet, um in ihrer Einsamkeit zu überleben. Im Krankenhaus wird sie nicht mehr einsam sein und braucht womöglich keine unsichtbare Freundin mehr. Deshalb muss die Kleine so schnell wie möglich zu mir! Denn wenn sie in meinen Händen rebelliert, wird sie nicht lange leben. Eine Rebellin kann ich nicht gebrauchen. Ich will Emily ganz genau so, wie sie war!"

„Wie gesagt, ich habe bereits einen Plan. Er ist noch nicht ausgereift, aber wir sind dabei. Die Kleine wird nicht genügend Zeit haben, all ihre Einstellungen zu ändern. Vorher werde ich sie mir zurückholen. Und falls sie doch zu sehr beeinflusst sein sollte, werde ich sie richten, bevor ich sie an dich weitergebe. Lass das also ganz meine Sorge sein. Ich melde mich wieder bei dir. Du wirst Emily bekommen, das verspreche ich!"