Eine Zelle aus Gold und Silber

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Elida

Drei Wachen führten sie durch einen hellen Gang. Er hätte fast schon freundlich gewirkt, wüsste sie nicht welche Ungeheuer diese Mauern behausten. Jedoch hat sie es tatsächlich geschafft sich gegen sie zur Wehr zu setzen. Sie konnte es erstmals selber nicht fassen, was sie gerade getan hatte. Sie hatte es mit drei erwachsenen Fae-Männern aufgenommen. Sie, ein 17 Jahre altes Mädchen, hat Jahrhunderte alte Wesen zu Boden gebracht. Wie war das möglich? Es muss ein Adneralinschub gewesen sein.

Wir hielten vor einer Türe an, die sich stark von den freundlichen Wänden abhob. Im Gegensatz zu den anderen Türen, die aus hellem Eichenholz gefertigt waren, bestand diese aus Eisen und besaß einen schweren Riegel davor. Einer der Wache schob den Riegel zurück gefolgt von einem metallischen Klick und drückte die Türe auf. Dahinter befand sich ein warm eingerichtetes Zimmer. Fragend sah sie den Gardisten an ihrer Rechten an, doch nichts änderte sich an seiner, nach vorne ausgerichteten, steinernen Miene.
Sie wurde wortlos hineingeschoben und die Tür fiel hinter ihr ins Schloss.

Nun war Elida alleine. Dieses Zimmer ähnelte keinesfalls einem Kerker. An der Wand stand ein großes, weißes Himmelbett, dessen ausladende Vorhänge fast schon durchsichtig erschienen. Sie sah sich den Frisiertisch an, der an der anderen Seite des Zimmer lehnte. Der Spiegel war in einen goldenen Rahmen geschlossen, um den sich das Metall wie Ranken wand. Eine Tür führte in ein Badezimmer. In der Mitte stand eine Badewanne aus weißem Porzellan und ein paar goldene Blüten und Blätter schmückten den Rand der Wanne. Ehrfürchtig fuhr sie mit den Fingern über den Wannenrand.

Diese Fae hatten wirklich viel zu viel Reichtum. Sie stellte sich vor, wie es wohl wäre ein Schaumbad einzulassen und bis zum Kopf in den Seifenblasen zu versinken. Sie hätte vor Lust fast geseufzt.

Wahrscheinlich war dieses Zimmer für Personen gedacht, die zu unschuldig für den Kerker, doch zu gefährlich waren, um frei herumzulaufen. Also der Meinung der Fae nach für sie.

Da fiel es ihr wieder ein. Ich saß hier fest. Eilig schritt sie zum nächsten Fenster und riss die Läden auf. Sie ließen sich leicht öffnen, doch vor dem Fensterbrett, waren eiserne Gitterstäbe befestigt. Genervt stöhnte sie auf. Natürlich waren da Gitterstäbe. Selbst wenn sie ungehindert aus dem Fenster klettern könnte, würde sie von den steilen Schlossmauern in den sicheren Tod stürzen und diese Genugtuung würde sie diesen niederträchtigen Kreaturen nicht bescheren. Sie würde nicht davonlaufen. Noch nicht.

Ein zaghaftes Klopfen unterbrach ihre Gedanken und die Tür wurde geöffnet. Herein trat ein junges Mädchen in Begleitung von zwei Wachen. Zwischen den zwei großen Männern sah sie mit ihrer hellen Haut und ihren goldenen Locken aus wie eine zerbrechliche Porzellanpuppe. Ein Blick auf ihre spitzen Ohren verrieten sie als Fae.

Schüchtern sah sie zu ihr auf. "Ich wurde geschickt um Sie für das Abendessen zurechtzumachen." Ihre Stimme war nur ein leises Flüstern. Für eine Fae war sie recht klein gebaut, doch überragte sie mich um ein paar Zentimeter. Trotz ihrer Größe, schien sie Angst vor Elida zu haben. Der kleine Zwischenfall im Thronsaal musste sicher bereits seine Runden gemacht haben.

Elida wollte nicht, dass sie sich vor ihr fürchtete, deswegen schenkte sie ihr ein freundliches Lächeln, welches sie zaghaft erwiderte. "Danke dir, aber ich beabsichtige nicht zu Abend zu essen." Sie wollte, dass es sich hier um puren Widerstand handelte, doch sie musste zugeben, dass nur bei dem Gedanke, mit dem König zu speisen, sich ihre Armhaare aufstellten.

Ihre Augen weiteten sich vor Schreck und sie stammelte "Ihr..Ihr müsst! Seine Majestät wird äußerst wütend sein, wenn ich ohne Euch zurückkehre. Er würde mich bestrafen!" Man konnte ihr die Angst sichtlich anmerken. Sachte beugte sie sich zu ihr. "Gut für dich werde ich es tun. Aber nur um deinet Willen." versprach Elida dem Zimmermädchen. "Wie war dein Name?" Fügte sie hinzu. Die Frage sollte nur beiläufig klingen, aber Elida wollte dafür sorgen, mindestens eine Verbündete in diesem Schloss zu haben. Und das ging eben nur mit Vertraulichkeit. "Johanna" antwortete sie und knetete nervös ihre Finger.

Wenigstens hatte sie jetzt eine Person die ich hier leiden konnte. Johanna mochte äußerst schüchtern sein, doch wenn man sie in ein Gespräch verwickelte, konnte sie plappern wie ein Wasserfall. Sie unterhielten sich die ganze Zeit, auch als sie ihr die Haare wusch und sie frisierte. Elida hörte den neusten Klatsch und Tratsch  am Hofe, nur das sie nichts damit anfangen konnte, da sie ja niemanden kannte.

Elida interessierte es genauso wenig, dass irgendein Lord Oakwood Hochverrat begangen hatte, wie die Geschichte wie Lady Ringstone im Brunnen steckengeblieben ist und man sie erst am nächsten Tag wieder herausgeholt hat. Zugegeben fand sie es sehr amüsant Johanna beim Erzählen zu zuhören. Besonders die fuchtelnden Handbewegungen, die sie dabei machte. Es erinnerte sie ein bisschen an Vera.
Vera.

Die Wache stand die ganze Zeit daneben und beobachtete das Geschehen mit Argusaugen.Wahrscheinlich wurden sie geschickt, aus Sorge sie könnte Johanna etwas antun.

Sie ignorierte die starren Blicke der Wache und ließ die ganze Politur über sich ergehen. Als Johanna mit ihr fertig war und ihr einzelne Haarsträhnen geflochten und zurückgebunden hatte, öffnete sie eine Schachtel, und zog ein Kleid heraus. Es war so anders, als die Mode, die in der Menschenwelt getragen wurde. Das Kleid bestand aus einem leichten, fliederfarbenen Stoff, der wie ein Wasserfall zu Boden floss. Ein silbernes Mieder hielt das Kleid zusammen.

Für Elidas Geschmack etwas zu freizügig, doch sie durfte keine Scheu zeigen, also ließ sie sich von Johanna in das Kleid helfen. Elida betrachtete das Endresultat im Spiegel. Sie sah aus, wie man sich in der Menschenwelt eine Göttin vorstellte. Absurd.

"Einfach wunderschön!" seufzte Johanna hinter mir und betrachtete sie durch den Spieler mit verträumten Augen. "Ich wette Sie könnten sogar mit Elfen mithalten."
"Elfen? Ich dachte man nennt euch Fae?"
"Eigentlich haben die Wörter dieselbe Bedeutung, doch unter uns nennen wir uns Elfen. Das ist der älteste Begriff. Fae ist irgendwann mal durch ein Wortspiel entstanden."
Sie staunte nicht schlecht über ihre eigene Unwissenheit. "Ich denke Ihr seid fertig. Der König wird schon warten." Augenblicklich rutschte ihr das Herz in die Hose, wenn sie eine anhätte.

Der König. Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihm aus reiner Wut unüberlegte Bemerkungen an den Kopf geworfen. In diesem Moment war ihre Angst wie weggewesen. Sie hätte auf Knien um Freiheit betteln sollen, doch irgendwie hatte sie ihr Dickschädel übermannt. Vera pflegte immer zu sagen, dass ihr loses Mundwerk ihr eines Tages den Kopf kosten werde. Dieser Tag scheint bereits eingetroffen zu sein.

The Missing CrowNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ