Abendessen mit dem Feind

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Elida

Die Gänge waren trüb und die Luft feucht. Sie wurde durch ein gläsernes Gewächshaus eskortiert. Das Geländer fühlte sich trotz des tropischen Klimas kalt unter ihren Fingern an. Die Fenster waren über und über mit Efeu bedeckt und ließen nur wenig Sonnenlicht passieren. Dieser Korridor war so viel anders als der Rest des Schlosses. Es hatte etwas melancholisches, fast schon mystisches an sich.

Am Fuße der Treppe befand sich eine schwere Holztür, die mit silbernen Ranken verziert wurde. Einer der Wachen, drehte mit seinen Behandschuhten Händen am Türknauf. Es machte Klick und sie sprang auf. Elida versuchte zu erspähen was für ein Raum hinter dem Mann lag, doch seine breiten Schultern versperrten ihr die Sicht.

Als er endlich zur Seite trat eröffnete sich ihr der Blick auf ein gigantisches, lichtdurchflutetes Glashaus. An den Glaswänden rankten sich wilde Rosen und Efeu. Doch sie hatte nur Augen für die riesige Weide, die in der Mitte des Saales stand. Ihre langen Äste reichten bis zum Boden und kleine Tautropfen funkelten in der Dämmerung. Davor stand ein Tisch, der reichlich mit verschiedensten Speisen gedeckt worden war.

„Eure Majestät wird sogleich eintreffen. Sie sollen sich setzen und auf ihn warten." Sie hatte die Anwesenheit der Eskorte in all der Schönheit komplett vergessen. Nein, sie versuchten sie nur zu beeindrucken mit ihrem Elfenfirlefanz. Das würde sie nicht zulassen. Doch man musste zugeben, dass sie, abgesehen von der Mode, guten Geschmack hatten.

Sie sollten bloß nicht denken, dass sie sie in irgendeiner Art und Weise bestechen könnten. Sie wusste, dass der König irgendetwas wollte, andernfalls hätte er sie längst für ihre Unverfrorenheit hingerichtet. Sie brauchten Elida, aus welchem Grund auch immer, doch sie durfte ihr Herz nicht von dieser unnatürlichen Schönheit erweichen lassen.

Ihr Körper verspannte sich sofort, als sie Schritte im Treppenhaus vernahm. Bei dem Gedanken and die Person, die da die Treppen herunterkam drehte sich ihr Magen sofort um. Was würde er mit ihr tun? Würde er sie foltern um an Informationen aus dem Menschenreich zu gelangen? Ihre Wangen glühten heiß und sie war sich sicher, dass ihr Gesicht wie eine Tomate aussah. Das musste sich der Wachmann auch gedacht haben, denn er legte den Kopf schief und sah Elida verwirrt an.

Haben diese Elfen, denn noch nie menschliche Emotionen gesehen? Kein Wunder, so blass und kaltherzig wie sie waren.

Die Tür schwang auf, doch Elida wagte es nicht sich umzudrehen. Augenblicklich sank die Temperatur um gefühlte drei Grad. Schwere Stiefelschritte ertönten hinter ihr. Erst als sie ein Räuspern vernahm und sie bemerkte, wie die Augen der Eskorte nervös zwischen ihr und der Person dahinter hin und her huschten, fasste sie sich ein Herz und wandte sie sich langsam um.

Keine drei Meter vor mir stand der König. Sie wagte es nicht allzu schnelle Bewegungen zumachen. Wer weiß, vielleicht löst, dass bei Elfen eine Art Jagdinstinkt aus. Genau wie bei Raubtieren. Und so ah er auch aus.

Seine blasse Haut und seine schlohweißen Haare, die ihm bis zu den Schulterblättern reichten, jagten ihr, wie schon bei ihrem ersten Treffen einen kalten Schauer über den Rücken. Aus Angst sich zu bewegen, blickte sie ihn nur an. Er starrte aus dunklen Schieferaugen zurück. Seine Gesichtszüge waren überzeichnet, als hätte ein Bildhauer eine Statue schaffen wollen, aber bei den Details übertrieben. Zu scharfe Wangenknochen, zu tiefe Augen, zu kantige Nase.

Aus der Nähe war seine überirdische Schönheit noch angsteinflößender. Sie wich einen Schritt zurück. Darauf verformten sich seine dünnen Lippen zu einem triumphierenden Lächeln. So unauffällig, dass man es fast nicht bemerkt hätte. Es macht ihm also Spaß sie einzuschüchtern. Na warte.
Auch wenn seine beachtliche Größe und dieses unheimliche Funkeln in seinen Augen ihr die Armhaare aufstellte, versuchte sie die Angst in ihrem Gesicht zu verbergen .

The Missing CrowWhere stories live. Discover now