Im Schatten der Nacht

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Drystan

Die Nacht war sternenklar und ein eisiger Wind blies durch die Gänge. Still war es. Nicht ein Geräusch. Nur der stete Schrei einer Eule auf der Jagd. Die Nacht war die einzige Tageszeit and der er seine Ruhe hatte. Weit entfernt von Pflichten und unangenehmen Angelegenheiten.

KRACH!!

Das konnte doch nicht wahr sein. Hinter ihm  ertönte ein Klirren und ein Klappern. Das Geräusch kam aus dem Krankenflügel. Jemand bediente sich an den Arzneimitteln. Er betrat den Flügel und trat in etwas Flüssiges. Er konnte den Geruch wittern. War das....Blut!? Eine dunkle Spur führte in eines der Krankenzimmer. „Wer ist da!" Das war keine Frage, sondern ein Befehl. Augenblicklich verstummte das Klappern und jemand fluchte vulgär. Leise schlich er in das Zimmer hinein. Niemand. Es war scheinbar vollkommen leer. Der Dieb musste sich irgendwo versteckt haben.

Er spürte die Luft hinter sich wirbeln, noch bevor er den Angreifer sehen konnte. Den Stein, den er ihm an den Kopf schleudern wollte, fing er mit der Hand auf. In der Dunkelheit konnte Drystan nur die mickrige Größe des Angreifers erkennen. Es konnte sich nur um einen kleinen Jungen handeln. Es war nicht das erste mal, dass Straßenkinder etwas aus dem Schloss mitgehen ließen.

Der Steinschlag sollte nur ein Ablenkungsmanöver sein, denn der Junge versuchte unbemerkt an ihm vorbeizuhuschen. Er erwischte den Knaben Gerda noch am Kragen. Dem Jungen entfuhr ein leises quieken und er begann sich gegen seinen eisernen Griff zu wehren. Wenn er verletzt war, konnte es bestimmt nicht so schlimm sein, sonst wäre er nicht so energisch.

Er überlegte gerade, was ich mit diesem zappelnden Etwas anstellen solle, als ihm etwas in die Hand zwickte. Vor Schreck ließ er los und der kleine Bengel stolperte raus. Hat er mich..gebissen!?

Er folgte ihm aus derKammer und konnte gerade miterleben, wie er in seiner eigenen Blutlacke ausrutschte und auf dem Hintern landete. In einer anderen Situation hätte er gelacht, doch durch den Mond, der zum Fenster reinschien, konnte er erkennen wer der Angreifer war.
„Sie!?"
Elida sah ihn erschrocken an. Sie mussten in ebenfalls erst jetzt erkannt haben. Ihre Augen verengten sich,
als ihr klar wurde, wer er war.
„Sie!"
Keine Verbeugung, kein Knicks, kein Garnichts. Sie rappelte sich auf und sein Blick viel auf ihre Nase. Sie blutete und war komplett angeschwollen. Sie sammelte sich wieder. „Ich kann mich nicht erinnern, irgendjemandem die Erlaubnis gegeben zu haben, Sie frei herumlaufen zu lassen." Anstatt sich zu entschuldigen, besaß sie auch noch die Unverschämtheit zu widersprechen. „Ich habe eben das Vertrauen der anderen geweckt. Ich darf hingehen wo ich will, denn falls Sie es vergessen haben, ich bin ich ein vollwertiges Mitglied deiner Armee." Ihre Augen blitzten ihn herausfordernd an.

„Teil meiner Armee zu sein bedeutet aber nicht, sich mit meinen Männern zu prügeln und danach Medizin zu stehlen." Er deutete mit einem Nicken auf ihre Nase hin. Ihre Finger schossen zur Wunde und berührten sie leicht. „Haben Sie schon wieder jemanden angegriffen?" Er machte einen drohenden Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück, doch ihr Auge zuckte unmerklich. „Und wenn das so wäre? Was würden Sie tun, Eure Hochwohlgeborenheit? Würden Sie mich in ein Zimmer verbannen oder würdest Sie mich auf einem Schlachtfeld in den Tod schicken?!...Oh warte... Das tun Sie ja eh schon! Da muss ich mir ja keine Sorgen machen. Viel Schlimmes kann mir nicht passieren." Ihre sarkastischen Bemerkungen brachte sein kaltes Blut zum kochen.

„Sie wagen es mit Ihrem König so zu reden!" Sie zog eine Grimasse. „Welcher König?" Das wars. Sie hatte die Grenze erreicht. Er wollte gerade die Wache rufen, doch das könnte Schwäche zeigen. Deswegen besann er sich eines Besseren. Mit einem Griff hatte er sie am Arm gepackt und zerrte sie durch den Gang. Die Göre stemmte sich dagegen und versuchte seinen Arm loszuwerden. Als Halbelfe besaß sie eine Stärke, die ihr noch nicht bewusst war, doch gegen ihn konnte sie nicht viel ausrichten. Von ihrem Gezappel nahm er kaum Notiz. Ungerührt schliff er sie den nächsten Gang entlang.

Er wusste noch genau wo ihr Zimmer sich befand. Er hatte es damals für genau solche Fälle ausgewählt. An den erstaunten Wachen vorbei öffnete er die Tür und schleuderte sie hinein. Unsanft kam sie auf dem Teppich auf. Sofort war Elida wieder auf den Beinen und starrte ihn fuchsteufelswild an.

„Wenn Sie das nächste Mal, Ihre Zunge nicht zügeln können, sehe ich sie auch bald im Dreck liegen." Darauf schlug er die Tür zu und ließ sie mit den Worten alleine. Beim Vorbeigehen befahl er der Wache noch. „Passt auf, dass sie Dummheiten macht und bestellt eine Heilerin. Ich glaube sie könnte es brauchen." Einer der beiden Männer erschrocken die Augen auf. Er schritt wortlos an ihnen vorbei. Spätestens nach der kommenden Schlacht, wir auch dieses kleine Problem beseitigt sein.

The Missing CrowHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin