28. Kapitel

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Während ich so durch die Gänge eile, überschlagen sich meine Gedanken.
Erst dieser verdammte Traum, dann Negan's Drohung... die Tatsache, dass es vermutlich noch eine Ewigkeit dauern wird, bis sich mir eine Gelegenheit bietet von hier wegzukommen – oder Simon endlich fertig zu machen.
Aber einerseits... Hey, warum reg ich mich auf? Warum mach ich mir um meine Leute draußen Sorgen? Ich habe ihnen klipp und klar gesagt, dass uns das Alles früher oder später noch um die Ohren fliegen wird, tja und wie man sieht hatte ich damals nicht unrecht damit.
Wie gesagt – ich kenne Negan.
'Du sorgst dich um deine Leute, weil sie deine Familie sind. Rick, Carl, Judith.... Daryl.'
Als meine Gedanken zu Daryl abschweifen, bleibe ich kurz stehen und halte inne... dieser Traum – Gott verdammt, er war so real und seitdem habe ich Angst.
Angst um Ihn!
Dieser Idiot ist mit Sicherheit durchgedreht als Jesus und Michonne ohne mich nach Alexandria zurückgekommen sind. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er die Beiden, allen voran Jesus dafür verantwortlich macht. Dafür kenne ich ihn zu gut!
Er macht sich wahrscheinlich sogar noch selbst Vorwürfe, weil er Michonne und mich raus gelassen hat.
Ich weiß nicht, aber irgendetwas sagt mir, dass er und Rick und der Rest der Gruppe, sich irgendwas Blödes ausdenken um mich rauszuholen.
Und dann knallt es gewaltig!

Wenn sie auf Negan treffen... Wenn Negan kapiert WER sie sind...
„Scheiße..."


„Julie?...", ich drehe mich um und sehe D's Gesicht: „Fuck, Julie was machst du hier? Im Zellentrakt? Du weißt du hast hier nichts verloren!"
„Dwight... du musst mir helfen!"
Mein Gegenüber fährt sich mit der Hand durch sein Haar und sieht sich kurz um: „Ich hab doch gesagt, dass ich...."
„Du musst nach Alexandria!", unterbreche ich ihn.
„WAS?"
„Du musst Rick und den Anderen sagen, dass es mir gut geht. Und dass ich zurückkommen werde, aber sie dürfen nichts unüberlegtes machen, dass Negan auf den Plan holen wird..."
„Julie.. die Saviors haben dich mitgenommen. Deal hin oder her, wenn ich in Alexandria auftauche, machen die mich fertig – allen voran dein Freund, dieser Redneck aus der Hütte!"
Ich sehe ihn an. Er hat Recht, natürlich hat er das – aber trotzdem, er ist im Moment alles was ich habe.
„Das werden sie nicht!", sage ich schnell, obwohl ich mir darüber alles andere, als sicher bin: „Daryl weiß wer du bist... und auch wenn er im ersten Moment eine scheiß Wut haben wird, weiß er dass du nicht grundlos kommst.... Rick wird dir glauben, wenn du sagst dass ich dich schicke..."
Dwight mustert mich, dann schüttelt er den Kopf: „Ich weiß nicht...."

„D. vorhin war Negan bei mir. Er weiß, dass meine Leute irgendwann einen Fehler machen... und du weißt, was er mit ihnen machen wird, wenn er ihnen begegnet. Simon und seine Leute sind jeden Tag draußen unterwegs.... früher oder später werden sie....", ich sehe ihn eindringlich an: „Bitte!"

Er zieht hörbar die Luft ein.
„Verhalt dich ruhig... und mach ja keine Dummheiten solange ich draußen bin!"
Dankbar nicke ich.
„Hast du 'ne Karte oder sowas?"
„Ja.. sicher.. ich..."
Dwight sieht mich wieder an, als würde er wissen, dass ich nichts dergleichen habe.
„Mit dem Auto ist es gut eine halbe Tagesstrecke.... Richtung Osten."
Er nickt und mit einem „Sieh zu dass du hier wegkommst", verschwindet er in einem der angrenzenden Flure.

Dankbar sehe ich ihm nach, ehe ich beschließe mich so normal wie möglich zu verhalten.
„Dann misch dich mal unter das Volk, Julie", sage ich zu mir selbst.

Ein paar Minuten später, finde ich mich im Garten des Sanctuarys wieder. Ich sehe einige Männer der Saviors, vereinzelt auch Frauen – die mit grimmigem Blick und ausgerüstet mit Waffen an mir vorbeigehen, und jede Menge Männer, die müde aussehen und in den gelben Arbeiteroutfits stecken.
Im Moment kümmern sie sich um das Gemüse, das hier angebaut wird.... und natürlich um die Beißer, die auch diesen Teil des Zauns zieren.
Ich lasse meinen Blick umherwandern und sehe, wie einer der Arbeiter, der offensichtlich krank ist stürzt und statt ihm aufzuhelfen, wird er von einem der Saviors angepöpelt und getreten.
Ich will zu ihm gehen und ihm helfen, als ich eine Stimme hinter mir höre: „Misch dich da nicht ein!"
Dann schlendert er an mir vorbei und ich erkenne, wie sich jeder, der sich momentan hier im Garten aufhält niederkniet und zu Boden schaut.
'Was zum?...'

„Haben wir hier etwa einen Dessarteur?"
„Er ist krank, Negan!", sage ich laut und mache einen Schritt auf ihn zu, halte aber inne als Negan sich zu mir umdreht.
Sein Blick wandert kurz umher, ehe er mich ansieht und lächelt. Offensichtlich gefällt es ihm, dass ich die Einzige bin, die sich nicht vor ihm auf die Knie begiebt.
„Er braucht einen Arzt!"
„Aaaaaah... und du hast neuerdings auch Medizin studiert, dass du das weißt?!"
„Sieh ihn dir doch an, ich meine...."
Er geht einen Schritt auf mich zu: „Das tu ich. Und weißt du, was ich sehe? Einen elenden Dreckskerl, der seine Arbeit nicht macht.. der jedesmal vorgibt krank zu sein, ständig Unruhe stiftet, unsere Ressourcen in Anspruch nimmt und MEINE NERVEN BIS AUF DAS LETZTE STRAPAZIERT!", die letzten Worte brüllt er schon fast über das Gelände, während er Lucille herumwirbelt.
Dann lächelt er mich an: „Das ist übrigens Tom. Julie, Tom.. Tom, Julie!"
Ich verdrehe die Augen, seine scheiß Spielchen. Ich könnte kotzen.
„Was soll das?.. Lass ihn doch einfach reinbringen und.."
Ich verstumme, als Negan sich von mir wegdreht und vor Tom auf die Knie geht.
Tom sieht mich mit einem müden Blick an und schüttelt kaum merklich den Kopf.
Es macht fast den Eindruck auf mich, als würde er wollen, dass es endlich vorbei ist.

„Das hatten wir doch jetzt schon soooo oft Tom! Du tust nicht was man dir sagt, ich erteile dir eine Lektion und dann geht das Alles wieder von vorne los.", sagt Negan in einem gelangweilten Ton.
„Weißt du, ich muss mich auch noch um andere Dinge kümmern, das verstehst du doch?"
„Na los... du elender Scheißkerl, bringen wir es endlich hinter uns!"
Negan lächelt Tom an: „Scheiße... du hast echt Eier. Schade, dass du nie einer von uns geworden bist... du hättest ganz groß werden können!"
Dann steht er auf und schwingt Lucille blitzschnell nach vorne.
Ich höre einen dumpfen Aufschlag und dann geht Tom regungslos zu Boden.
Ich halte mir die Hand vor dem Mund und starre Tom's Leiche an.
„Na los... Schafft ihn weg und macht das hier sauber!"
So als ob nichts gewesen wäre, als ob er nicht gerade jemanden eiskalt getötet hätte, dreht er sich um und macht sich daran den Garten zu verlassen.

Als er an mir vorbeigeht, lächelt er mich diabolisch an, nur um kurz darauf laut pfeifend weiter über das Gelände zu gehen.

'Hoffentlich kommst du nicht zu spät nach Alexandria, Dwight!', kommt es mir in den Sinn.

The dead beside meWhere stories live. Discover now