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Minho

Ich hörte die Vögel in der Ferne zwitschern und merkte, wie meine Glieder langsam aufwachten. Die letzte Nacht lag mir noch in den Knochen und ich drehte mich etwas hin und her. Ich fühlte mich noch so müde, aber im selben Moment wollte ich aufstehen und energisch den Tag starten.

Ich wurde wacher, doch behielt die Augen fürs erste zu. Was war gestern passiert?

Etwas kniff ich die Augen zusammen, ehe mich jede Erinnerung von gestern überrollte. Hatte ich das alles nicht geträumt? War das alles wirklich so passiert?! Ich hatte mit ihm geschlafen?

Sofort hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch und eine Gänsehaut breitete sich an meinem ganzen Körper aus. Ich fühlte mich auf einmal so glücklich. Der Gedanke an gestern ließ irgendwas in mir flattern. Zumindest fühlte es sich so an.

Ich hatte alles noch so genau vor Augen und die Sachen, die Jisung zu mir gesagt hatte. Still lächelte ich in mich hinein, ehe ich realisiert, was ich hier gerade tat. War ich so glücklich, weil ich meinen Spaß hatte oder weil ich Spaß mit IHM hatte?

Sofort riss ich die Augen auf und saß kerzengerade im Bett.

Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich hielt mir schnell die Hand vors Gesicht. Endlich mal wieder etwas Sonne. Es war die letzten Tage immer nur schwül und wolkig gewesen.

Vorsichtig und mit etwas Angst, als auch Freude sah ich neben mich, in der Hoffnung Jisung neben mir zu finden. Doch die Seite neben mir war eisig kalt. Kein Avatar in der Nähe. Etwas deprimiert seufzte ich aus und ließ mich wieder ins Bett fallen.

Ich umarmte das Kissen neben mir. Das war Jisungs. Sein Geruch war wirklich sehr intensiv, aber nicht im schlechten Sinne. Er roch irgendwie immer nach Kirschblüten. Ja, er roch immer nach diesen wunderschönen Frühlingstagen, die man unter den blühenden Kirschbäumen verbrachte. Fest drückte ich das Kissen an mich und lächelte vor mich hin.

Ich musste verrückt aussehen. Warum tat ich das überhaupt? Nichts an diesem Kissen war interessant, außer das es Jisungs war.

Etwas peinlich berührt, ließ ich von dem Kissen ab und entschloss mich meinen fetten Arsch aus dem Bett zu bewegen.

Ich brachte die Kraft auf um mich auf die Kante dessen Bettes zu sitzen und mich einmal ausgiebig zu strecken. Mein Rücken knackte einmal und ich drehte den Kopf ein paar mal, um meinen Nacken etwas einzurenken.

Mein Blick fiel auf den Nachtschrank, der neben dem Bett stand und bemerkte sowohl ein Glas mit Wasser, als auch ein Teller mit Haferschleim mit ein paar Früchten. Sofort schlich sich ein kurzes Lächeln auf meine Lippen. Das musste Jisung wohl für mich hier hingestellt haben, da er wusste, dass ich nicht mit den anderen essen würde und somit gar nichts essen würde.

Da war es wieder. Dieses Flattern, das sich in meinem Magenbereich ausbreitete. Komisch.

Ich entschloss, es fürs erste zu ignorieren und mir etwas anzuziehen, bevor ich das Essen zu mir nehmen würde.

Ich nickte mir selbst zu und stand auf. Mein Unterleib tat etwas weh und ich zischte leise. Okay, das würde sicher über den Tag hinweg besser werden. Etwas humpelnd hievte ich mich zum Stuhl, wo meine Klamotten lagen. Schnell zog ich mir die Hose, sowie ein neues, weißes Hemd an. Sofort fühlte ich mich etwas wacher und frischer.

Irgendwie war das der erste Tag seit langer, langer Zeit, der gut zu sein schien. Ein Tag an dem ich ehrlich glücklich war. Das letzte Mal, dass ich so froh aufgewacht bin, muss um die 10 Jahre her gewesen sein. In Kindheitstagen...

Lag es einfach an dem Tag oder das ich hier war? Bei Team Avatar? War ich glücklich, weil ich alle meine Gefühle zeigen durfte und nicht nur Wut und Desinteresse. Hier hatte mich bis jetzt noch keiner dafür gestraft, dass ich weinte oder lachte. Ich musste mich nicht mehr zurückhalten.

My Beautiful EnemyWhere stories live. Discover now