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Jisung

Es waren drei Tage seit dem Abschied vom Tempels vergangen und das, von Anfang an sowieso schon kleine, Proviant wurde von Tag zu Tag weniger. Nicht mehr lange und Yeong wird zusammenbrechen, da wir für sie das wenigste Essen hatten.

Felix war es gewöhnt weniger zu essen, da er damals, aufgrund seines knappen Geldes, sowieso tagelang auf Essen verzichtet hatte. Hyunjin und ich waren es eher weniger gewöhnt und Chan, der, wie es für einen König nun einmal typisch war, viel Essen bekommt, war es gar nicht gewöhnt.

Also kann man sich das ganze so vorstellen: Yeong war deutlich langsamer als sonst und wollte uns mehrmals einfach vom Rücken werfen. Hyunjin schlief, aufgrund der wenigen Energie. Ich ritt Yeong und passte auf alles auf. Chan war fast am Weinen und drehte sich hin und her vor Hunger. Das alles passierte, während Felix wie immer da saß und den Rest von uns auslachte.

„Wir sollten echt mal irgendwo was zu essen besorgen. Chan stirbt uns sonst noch weg.", meinte Felix amüsiert und beobachtete, wie Chan ihm einen bösen Blick zuwarf. So sehr ich auch über Chan lachen wollte, ging es mir nicht anders.

„Anstatt dich lustig zu machen, könntest du ja mal auf die Karte schauen und gucken, wo wir uns befinden", meinte ich zu Felix. Ich musste mich echt anstrengen nicht genervt oder sauer zu klingen.

Felix nickte schnell und kramte die Karte aus einer der Taschen.

„Wir sollten in wenigen Minuten die Grenze zwischen Luft- und Erdkönigreich erreichen", meinte er und zeigte mit dem Finger auf einen Punkt.

„Ist da irgendwo eine Stadt oder zumindest ein kleines Dorf eingezeichnet?", fragte ich.

Felix brauchte eine Sekunde.

„Ja, da!", sagte er dann so laut, dass Hyunjin aufwachte.

„In welche Richtung müssen wir laufen und wie lange dauert es bis dahin?", fragte ich und Hyunjin sah uns etwas verwirrt an.

„Nein, da vor uns ist ein kleines Dorf!", meinte er und deutete auf ein paar Holzhütten in der Ferne. Es waren vielleicht zwei Kilometer bis dahin. Es war aber schon im Bereich des Erdkönigreichs. Hoffentlich haben sie da wirklich was zu essen für uns.

Schnell ritt ich weiter.

Nach ein paar Minuten hatten wir das Dorf erreicht. Es war sehr klein. Ich schätzte mal, dass hier vielleicht um die 200 Leute wohnten. Einen kleinen Marktplatz hatten sie auch.

Nur wenige Leute waren draußen und sahen uns skeptisch an. Irgendwas in mir verriet mir, dass hier etwas nicht stimmte. Auch nur wenige Läden hatten geöffnet. Der Marktplatz wirkte ebenfalls irgendwie leer. Nur ein paar Stände waren aufgebaut.

„Kommt es mir nur so vor oder ist hier irgendwas nicht ganz richtig?", fragte Felix etwas verwirrt und blickte sich unsicher um. Wenigstens war ich mit dieser Sicht nicht alleine.

„Ist das nicht erst einmal egal? Ich habe Hunger. Yeong auch!", meinte Chan und deutete auf mein Begleittier, dass fast den Stand eines älteren Mannes aufressen wollte.

„Vielleicht hast du Recht", atmete ich aus und machte mich auf die Suche nach einem Stand, wo wir alle etwas zu essen finden könnten.

Wie schon gesagt, waren nicht viele Leute hier, also hatten wir einen guten Überblick über alles.

Irgendwann blieb ich vor einem Nudelladen stehen. Er war klein und nicht anders, als jeder andere Laden hier. Aber er schien der einzige Nudelladen im ganzen Dorf zu sein.

Die anderen hatten den Laden auch schon bemerkt und folgten mir eilig.

Langsam betrat ich den Laden und das Läuten der Glocke über der Tür war zu hören. Sofort drehten sich zwei Gesichter in unsere Richtung und ich begrüßte sie höflich. Das eine war eine Frau mittleren Alters. Sie war ungefähr im selben Alter, wie meine Mutter. Neben ihr stand ein Junge. Er war so alt wie Felix und ich, vielleicht etwas jünger. Beide hatten schwarze Haare und sahen sich sehr ähnlich. Vermutlich Mutter und Sohn.

My Beautiful EnemyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora