Königinnen und Könige von Narnia

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Eowyn bewegte sich von einem Bein auf das andere und beobachtete sich in dem Spiegel vor ihr mit vor Vorfreude glänzenden Augen. Das nachtblaue Kleid was sie trug, schimmerte, als sie sich in Kreis drehte. Das Kleid, was elegant an ihrer Seite gehangen hatte, ging nun wie eine Blüte auf und nahm einem den Atem weg. Eowyn war erst begeistert von ihrem eigenen Anblick im Spiegel, aber ihre Mundwinkel zogen sich augenblicklich nach unten, als sie die Reflektion ihrer Mutter sah. Diese schaute ihre Tochter nämlich mit zusammengepressten Lippen und wütend geschwungenen Augenbrauen an. Eowyn war zu einer wunderschönen jungen Frau herangewachsen und hatte von Natur aus mehr Kurven, eine dünne Taille und gebräunte, von Sommersprossen bedeckte Haut. Und ihr Gesicht war noch schöner anzusehen. Dunkelbraune, schön geschwungene Augenbrauen hingen über den schönsten Augen im ganzen Königreich. Manche würden ihre Augen als Vergissmeinnichtblau bezeichnen, aber die richtige Farbe war ein wunderschönes Lila, mit kristallblauen Punkten. Eowyn's Lippen waren rosig und gefüllt. Ihre Wangenknochen ließ sie weit aus eleganter wirken, als sie es für möglich hielt. Ja, ihre Mutter Madriane war neidisch auf ihre Tochter. Mehr noch. Sie war entsetzlich wütend. Warum hatte auch ihr einziges Kind aus einer unehrlichen Ehe alle Schönheit der Welt bekommen? Und nicht nur das.
Sie bewegte sich auch noch anmutig und sie vergaß nie, freundlich zu allen zu sein. Auch ihre Schlauheit erfreute ihre Mutter kein kleines bisschen. Für Madriane und ihre anderen fünf Kinder war Eowyn das schwarze Schaf der Familie. Selbst, wenn sie nur Gutes für die Familie brachte, aber ihre Mutter wollte, dass eine ihrer Töchter aus der ehrlichen, jetzigen Ehe ihre Schönheit hatte. Denn sie hatte alles, was jedes Mädchen wollte. Schönheit, Intiligenz, Eleganz und Charme. Genau darum wurde sie von ihrer Stiefmutter verachtet. So schlau wie Eowyn auch war, ihre Freundlichkeit wollte einfach nicht einsehen, dass Madriane kein bisschen Gutes für sie wünschte. Nicht nur sie, sondern auch vier ihrer Stiefgeschwister. Nein, sie dachte nur, dass sie versuchen würden ihr zu helfen, selbst wenn sie ihr die harte Warheit, die natürlich eine komplett ausgedachte Lüge war, ins Gesicht sagten. Madriane schaute ihre Tochter verachtend an. ,,Ich wünschte, sie hätten dir ein Kleid mit Ärmeln gemacht, dann müsste man deine dicken Arme nicht sehen. Und erst deine Speckröllchen am Hals!" Jammernd packte sie ihrer Tochter an den Hals, aber dort war kein bisschen Fett, was sie hätte zwischen ihren knochigen Finger packen können, also schaute sie ihre Tochter einfach nur durch den Spiegeln an. Ohne die Ärmel konnte jeder ihre reine weiche Haut, die schlanken Arme und ihre eingeengte Brust sehen. ,,Du hast wieder zugenommen, stimmt's? Dein Bauch ist dicker als meiner im neunten Monat mit den Zwillingen! Du hast eine Diät!" Eowyn kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an, die mit Schuldgefühlen kamen. ,,Es tut mir schrecklich leid Mutter. Ich war diejenige, die das drittletzte Stück Kuchen gegessen hat." Das hatte sie in der Tat, aber nur, weil ihr Magen nach achtzehn Stunden ohne Essen geschmerzt und brüllend laut geknurrt hatte. ,,Das billige ich nicht und das weißt du. Dafür werde ich noch eine geeignete Strafe finden, um die wir uns aber erst Morgen kümmern können. Heute werde ich Spaß haben. Du nicht. Schau dich doch Mal an. Niemand kann dich mit deinen Unmengen an Speck auch nur angucken!" Mit einem Ruck an den Schnüren, die an dem Korsett um Eowyn's Taille steckten, wurde der Oberkörper ihre Tochter noch mehr zusammengequetscht und Eowyn japste nach Luft. ,,Das kommt davon, wenn man seine Diät nicht einhält." Zischte sie ihrer Tochter ins Ohr, war aber einmal mehr davon geschockt, dass die Taille ihrer Tochter so eng geschnürt werden konnte. Das Schnappen nach Luft hat Eowyn nicht besonders weitergeholfen, da sie durch die Enge um ihre Brust nur flach atmen konnte. ,,Ich kann kaum atmen Mutter." Flüsterte sie, aber mit einem dramatischen Seufzer band ihre Mutter das Korsett nur noch fester zu. ,,Komm. Wir haben schon genug Zeit mit dir vertrödelt. Nicht, dass wir noch zu spät kommen." Mit diesen Worten stolzierte Madriane nach draußen, wo schon eine Zofe auf sie wartete und ihr einen dünnen Schal um die Schultern drapierte. Eowyn schaute sich noch einmal traurig im Spiegel an und folgte dann ihrer Mutter nach draußen. Die Zofe lächelte ihr flüchtig zu und verschwand in einem der vielen Zimmer in dem Schloss. Madriane war die Frau von Edward dem vierten, der rechtmäßige Thronfolge von Archenland. Wenn er König werden würde, wäre Madriane Königin und dass würde alle ihre sechs Kinder zu Prinzen und Prinzessinnen machen. Auch Eowyn. Aber manche nannten sie dennoch schon Prinzessin. So schnell wie Eowyn es mit dem zugeschnürten Korsette schaffte, lief sie die Gänge entlang und durch das Eingangstor zum Schloss nach draußen, wo schon zwei Kutschen bereit standen. Edward war gerade dabei, seine Frau und die beiden Zwillinge in eine Kutsche zu helfen und stieg direkt hinterher, während Niel, der jüngere der beiden Brüder, der blonde Haare hatte, der ältesten Tochter, Saana, half in die andere Kutsche zu kommen und stieg hinterher, gefolgt von seinem größeren Bruder Kóran, der rotschwarzes Haar hatte, was bei ihm einfach nur lächerlich aussah. Beide Brüder waren groß und stämmige gebaut, hatten aber unfreundliche Gesichter und zerknautschte Nasen. Saana war sehr groß und sehr dünn. Ihre Haut war von Flecken übersäht und ihre Wangenknochen und Augen waren leicht eingefallen, woran ihre unheilbaren Krankheit Schuld war.
Die Ärzte wussten nicht an was sie erkrankt war. Nur, dass sie weniger noch als ein ganzes Jahr zu leben hatte. Und dann gab es noch die beiden Zwillinge Azrail und Azula die beide klein, schwarzhaarig und pummelig waren. Eowyn tat alles, um Sanaa's letzte Monate zu den schönsten zu machen und deshalb war Saana die einzige unter ihren Geschwistern, die ihrer Stiefschwester nicht nur Hass zeigte.
Schnell lief Eowyn auf die Kutsche zu, in der sie verschwunden war und half sich selbst hinauf. Die beiden Brüder saßen auf der einen Seite der Kutsche und Saana saß auf der anderen. Kurz lächelte sie Eowyn zu, als sie diese bemerkte, dann blickte sie aus den Fenster. Leise setzte Eowyn sich neben sie und schloss die Kutschentür. Mit einem Ruck bewegten sie sich und fuhren los. Dieser war ihr erster Ball. Nicht so wie bei ihren anderen Stiefgeschwistern. Madriane hatte Eowyn nie gesagt, dass sie eingeladen wurde und hatte dann immer die Einladung für sie abgelehnt, mit Entschuldigungen wie, dass es ihr nicht gut ginge, sie krank sei, sie Unterricht nachholen musste, oder etwas ähnliches. Nach einer Zeit hatten die Hoheiten es aufgegeben, sie auch einzuladen, aber nun war sie schon volljährig und zudem auch noch heiratsfähig. Tatsächlich hatte Eowyn schon oft Anträge zugesendet bekommen, von denen sie natürlich nicht bescheid wusste. Madriane hatte mit allen Mitteln versucht, die Männer dazu zu bringen, eine ihrer anderen Töchter stattdessen zu nehmen, aber diese Bitte wurde dann abgelehnt und die jungen Männer haben sich eine andere junge Frau gesucht. Irgendwann war es überall in der Gegend bekannt geworden, dass Eowyn keine Erwerber annahm und die Männer hörten auf, ihr Anfragen zu senden. Aber niemals hörten sie auf, sie anzuschauen, wenn sie vorbeilief, oder hin zu hören, wenn jemand ihren Namen erwähnte. Ja, Eowyn war bekannt. Jeder sprach nur gutes von ihr, außer Madriane und ihren anderen Kindern natürlich.
Plötzlich beugte sich Niel vor und flüsterte zu Eowyn: ,,Ich soll dir von Mutter sagen, dass du möglichst alle Anfragen ablehnen sollst, wenn dich jemand fragen sollte, ob du mit ihnen tanzen könntest. Wer würde das schon tun wollen, aber nur um sicher zu gehen, verstehst du? Nicht dass du uns dann noch mehr blamiert, als du es schon so tust. Und du sollst nichts essen. Sonst wirst du noch fetter. Verstanden?" Eowyn nickte, wieder einmal den Tränen nahe. Sie wollte nicht, dass sie eine Last für ihre Familie war und dennoch wurde ihr von fast jedem klar gemacht, dass sie genau dies war. Sie versuchte ihre Atmung zu beruhiegen, was nur mit tiefen Atemzügen funktionierte, aber nicht klappte, da Eowyn durch das enge Korsett kaum atmen konnte. Nach einer sehr langen Weile waren sie an dem großen Schloss angekommen und Eowyn war die letzte, die aus der Kutsche ausstieg. Ihre Familie stand zusammen und sprach über etwas. Sie wollte sich ihnen nähern, aber ihre Mutter schickte ihr einen Todesblick zu, also drehte sich Eowyn um und schaute sich das große Schloss genauer an. Kurz darauf liefen ihre beiden Eltern an ihr vorbei und Edward lächelte ihr zu. Glücklich darüber, dass eine Person freundlich war, lächelte sie zurück. Ihr Lächeln wurde aber sofort wieder aus ihrem Gesicht gewischt, als vier ihrer Geschwister an ihr vorbei liefen und sie während ihres Weges anrempelten. Schnell verusuchte Eowyn, wieder ins Gleichgewicht zu kommen und konnte gerade noch sehen, wie Saana an ihr vorbei lief und ihr ein trauriges Lächeln zeigte.
Leise seufzte Eowyn und lief dann mit eleganten Schritten hinter ihrer Familie her. Da sie direkt vor den Toren abgesetzt worden waren, mussten sie nicht mehr lange laufen, um zum Schloss zu gelangen und Edward zeigte alle ihre Einladungen vor, um dann kurz darauf von den Wachen durchgelassen zu werden. Eowyn lächelte sie freundlich an und die beiden jungen Männer grinsten sofort zurück, nicht, ohne ihr hinterher zu gucken. Schon in den Hallen standen Leute und tratschten in einer angenehmen Lautstärke miteinander. Als sie dann endlich vor den weit geöffneten Doppeltüren zu einem großen Ballsaal ankamen, war Eowyn, als würde ihr alle Luft weggenommen werden. Nicht nur das Korsett war daran Schuld, sondern auch die unglaubliche Schönheit des Saals. Denn der gesamte Raum glänzte förmlich und war reich geschmückt worden. Die tanzenden Menschen unter den hohen Decken machten den Raum noch um ein weiteres schöner durch die leuchtenden Farben ihrer Gewänder. Mit gesenktem Kopf lief Eowyn ihrer Familie hinterher.
Dadurch, dass ihr Vater Edward der Prinz von Archenland war, wurden sie förmlich begrüßt und die Königinnen und Könige von Narnia kamen zu ihnen, schüttelten ihnen die Hände und verbeugten sich. Während Eowyn's Familie sich im Saal verteilte, hakte Königin Susan sich sofort bei ihr unter und lief mit ihr durch den Ballsaal. ,,Ich muss sagen, ich bin erstaunt, dass Sie sich heute zu uns gesellt haben. Die letzten Male als wir Ihnen eine Einladung geschickt haben, waren sie krank oder entschuldigt. Das ist eine angenehme Überraschung, dass Sie endlich heute die Zeit gefunden haben, sich zu uns zu gesellen und etwas Spaß zu haben." Redete Königin Susan sofort los. Eowyn zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. ,,Ich bin ebenfalls hoch erfreut, heute dabei sein zu dürfen, doch bin ich etwas verwirrt. So weit ich weiß, ist zuvor noch nie eine Einladung von den Königen von Narnia gekommen." Königin Susan blieb überrascht stehen. ,,Tatsächlich nicht? Aber Sie haben uns jedes Mal eine Absage zugesendet." Schnell verusuchte Eowyn, aus ihrer Situation heraus zu kommen. ,,Oh, das liegt wahrscheinlich daran, dass meine Mutter sie zurück gesendet hat. Ich war tatsächlich leider des öfteren krank. Aber heute bin ich sehr froh, nun endlich hier sein zu dürfen. Vielen Dank noch einmal für die Einladung." ,,Keine Ursache Miss Eowyn. Von heute an hoffe ich sehr, Sie jeden Ball zu sehen." Königin Susan zwinkerte ihr zu. Eowyn lächelte glücklich zurück. ,,Glauben Sie bloß nicht, dass ich mir auch nur einen einzigen Ihrer Bälle entgehen lassen werde. Und bitte nennen Sie mich nur Eowyn. Diese Förmlichkeiten bin ich nicht gewohnt." Mit einem letzten Nicken und Lächeln verschwand Königin Susan in der tanzenden Menge und Eowyn schaute sich nach einer Ecke um, in der sie ungesehen verschwinden  und für den Rest des Abends bleiben könnte. Aber ihre Suche wurde unterbrochen. ,,Darf ich Sie um einen Tanz bitten, gnädige Frau?" Fragte ein groß gewachsener junger Mann und hielt ihr seine Hand hin. Eowyn zeigte ein entschuldigendes Lächeln. ,,Es tut mir sehr leid, aber von der langen Anreise ist mir noch etwas schwindelig und ich fürchte, dass ein Tanz es nur verschlimmern würde." Der Mann zog seine Hand mit einem traurigen Blick zurück, lächelte dann aber verstehend und ging weiter. Dieses Szenario ging noch viele weitere Male weiter, bis Eowyn sich einen neuen Platz suchte, um besser unsichtbar zu sein. Mit einem hungrigen Ausdruck in ihrem Gesicht lief sie zu den langen Tischen, wo viele unterschiedliche Sorten von Essen platziert waren. Da es über sieben Stunden her war, dass Eowyn etwas gegessen hatte, knurrte ihr Magen augenblicklich, als sie das Essen sah. ,,Da scheint wohl jemand hungrig zu sein." Sagte das grinsende Gesicht von Königin Lucy und nahm Eowyn bei der Hand. Sie zeigte ihr, welches Essen ihr am besten schmeckte und welches sie umbedingt probieren sollte. Ab und zu drückte sie Eowyn ein kleines Törtchen oder einen Stückchen Pastete in die Hand und ermunterte sie so lange, bis Eowyn es aß. Lachend erzählte Königin Lucy ihr von ihren Geschwistern und einige von den vielen Geschichten und Abenteuern, die sie erlebt hatte. Mit der Zeit viel das Atmen Eowyn schwerer und schwerer, da durch das Essen das Korsett noch enger wurde und ihrer Luft kaum noch Platz ließ, um in den Körper zu gelangen. Wieder nahm Königin Lucy sie bei der Hand und führte sie durch den Saal mit tanzenden Leuten. ,,Komm und Tanz mit meinem Bruder, bevor Peter ihn dazu verdonnert, mit einer älteren Dame zu tanzen und um ehrlich zu sein, damit du nicht mit Sir Whitewise tanzen musst, denn er tritt einem anscheinend so schrecklich gerne auf die Füße." Den letzten Teil kicherte Königin Lucy hinter vorgehaltener Hand und blieb vor dem jungen schwarzhaarigen König stehen, auf dessen dunkler Schopf eine silberne Krone thronte.
Das gefiel Eowyn natürlich gar nicht, selbst wenn sie es nicht zeigte. Ihre Mutter hatte ihr ja mitteilen lassen, dass sie unter keinen Umständen mit jemandem tanzen solle, aber Eowyn konnte ja schlecht die Anfrage eines Königs ablehnen, also setzte sie ein Lächeln auf und zwang sich flach zu atmen, um überhaupt Luft in ihre Lungen zu bekommen. Nebenbei bemerkte sie, wie nicht nur die Menschen, die an ihr vorbei kamen, sie anschauten, sondern auch der dunkel haarige König selbst sie mit seinen Augen abgwanderte. Augenblicklich erröteten ihre Wangen und sie schaute zu Boden, um es zu verstecken, erfolglos. ,,Keine Sorge Eowyn, Edmund wird weder beißen, noch dir auf die Füße treten." Flüsterte Königin Lucy ihr ins Ohr, patschte ihr aufmunternd auf den Rücken und verschwand dann in der Menge. ,,Darf ich Sie um einen Tanz bitten, Mylady." Erschrocken schaute Eowyn zur Seite und zu der Person, von der sie angesprochen wurde. Es war definitiv nicht König Edmund. Der Mann vor ihr hatte braungraues Haar, einen fülligen Bauch und schaute seiner Gegenüber nicht in die Augen, sondern darunter. Unbehaglich versuchte Eowyn sich eine Ausrede auszudenken, denn der Mann hatte sie bereits am Arm gepackt, wurde aber wieder einmal aus ihren Gedanken gerissen, als jemand dem Mann eine Hand von hinten auf die Schulter legte. ,,Darf ich um Verzeihung bitten der Herr. Dies ist meine Tanzbegleitung. Ich bin mir sicher, dass Miss Aldorea dort hinten am Essenstisch gerne mit ihnen tanzen würde." Der junge König zeigte auf eine ältere Dame in einem olivgrünen Kleid und weißen hochgesteckten Haaren. Ihre Haut war dunkel von Altersflecken und faltig durch die viele Jahre, die sie schon lebte. Grummelig verschwand der Mann in der Menge und nun stand Eowyn ganz ungeschützt vor dem schwarzhaarigen König. ,,König Edmund." Atmete Eowyn überrascht ein, und vergaß, dass das durch das Korsett kaum funktionierte. Das Lied im Hintergrund kam gerade zu einem Ende und die Tanzpaare verbeugten sich voreinander. ,,Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?" Er streckte seine behandschuhte Hand nach ihr aus und der Hauch eines Lächelns war auf seinem Gesicht zu erkennen. Für normaler Weise waren die vielen Ballabende, die seine Schwester Königin Susan wirft, uninteressant für ihn und er langweilte sich zu Tode. Dieser war aber bisher ein kleines bisschen anders gewesen. Zu einem waren die Frauen und jungen Damen nicht so fokussiert darauf, ihn dazu zu bringen, mit ihnen zu tanzen, da sie viel mehr damit beschäftigt waren, die Frau zu beneiden, die nun vor ihm stand, in ihrer unvergleichlichen Schönheit und Eleganz. Zum anderen war es diese junge Dame selbst, die den Abend weniger langweilig gemacht hatte. Sie hatte nicht ein einziges Mal versucht mit jemandem zu reden oder ihn dazu zu bringen mit ihr zu tanzen. Nicht Mal bei König Peter hatte sie es versucht. Und das war etwas Neues.
Eowyn schaute sich kurz nach rechts und links um, um sich zu verzugewissern, dass ihre Mutter sie nicht beobachtete und legte dann ihr kleine Hand in die des Königs. Das Lächeln von König Edmund wurde noch ein wenig breiter und er führte sie mit langen Schritten in die Mitte des Saals. Nun war es offensichtlich, dass Eowyn's Mutter sie sehen würde, denn fast alle Augen waren auf das Tanzpaar gerichtet. König Edmunds Geschwister waren verwirrt, Königin Susan und Hoher König Peter, bis auf Königin Lucy, die ja Bescheid wusste, und sie hatten ihre Augenbrauen kurz zusammengezogen in Verblüffen und Iritation, dann aber, fingen beide an zu lächeln, so stark wie Königin Lucy und sie machten bei dem weiter, womit sie unterbrochen wurden. Auch das Orchester hatte für einen Moment aufgehört, sich auf die Musik zu konzentrieren und fing nun mit einem Walzer an. Augenblicklich führte König Edmund seine eine Hand an Eowyn's Hüfte, wo er irritiert fest stellte, wie schmal sie war, und die andere zu ihrer Hand. Sie wiederum legte eine Hand auf seine Schulter und die andere legte sie in die Hand des Königs. Gleichmäßig bewegten sie sich tanzend durch den Saal und auch die anderen Gäste fingen an, eilig zu ihren Tanzpartnern zu gelangen und mit zu tanzen. Eowyn's nachtblaues Kleid wehte um die beiden tanzenden Körper und man könnte meinen, dass sie und König Edmund schon seit Jahren zusammen tanzen würden. Was natürlich nur dem vielen Training zu verdanken war. Eowyn war zu scheu, um den König ins Gesicht zu sehen und schaute in die Menge um sich herum, nur um ihre Familie ausfindig zu machen, die sie alle, bis auf Edward und Saana, finster anstarrten. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie erstickte fast. Hätte sie nach Luft schnappen können, hätte sie es getan, aber stattdessen kam kaum Luft in ihre Lungen und sie bemühte sich, sich zu beruhiegen. Durch das Tanzen, kam Eowyn noch mehr außer Atem und vor ihren Augen bildeten sich kleine schwarze Pünktchen und ihr war, als würde nicht sie sich drehen, sondern auch noch der ganze Raum um sie herum. Schwitzend packte sie König Edmunds Hand fester und schloss die Augen für einen Moment. Am Ende des Stücks machte sie einen wackeligen Knicks vor dem König und auch er verbeugte sich. Während die anderen Gäste um sie herum wieder zu einem neuen schnelleren Lied anfingen zu tanzen, versuchte Eowyn, auf ihren Füßen zu bleiben. König Edmund, der bemerkte dass es ihr nicht so gut ging, kam einen Schritt auf sie zu und hielt sie sanft am Arm fest. ,,Hey, ist alles gut bei Ihnen?" Fragte er und beugte sich vor, nur um zu sehen, dass seine Tanzpartnerin ganz bleich geworden war. ,,Luft. Frische Luft." Flüsterte diese ihm zu und er hakte sich dann bei ihr ein und führte sie auf einen der Balkone. Sobald sie durch die dünnen Tücher, die die Balkone von der großen Halle abtrennten, durchtraten, wurde ihnen die frische Abendluft ins Gesicht geweht. Das kam für Eowyn wie ein Signal und ihr Körper erschlaffte. Sofort fing König Edmund sie auf, legte sie vorsichtig auf den Boden und hockte sich neben sie. ,,Miss Eowyn. Was ist los? Können Sie mich hören?" Fragte er besorgt und beobachtete ihre Gesichtszüge. ,,Luft. Das... Korsett ist .... so eng." Presste sie noch hervor, um dann von dem König vorsichtig auf den Bauch, über seine Knie gerollt zu werden und hastig machte er sich an den vielen Bändern und Schnüren zu schaffen, die das Korsett zuschnürten. Da dies mit seinen Handschuhen nicht funktionierte, streifte er sie kurzerhand einfach ab, warf sie achtlos bei Seite und schaffte es nach einiger Zeit, die Schnüren, am Rücken von Eowyn, aufzubinden. Wieder rollte er die junge Frau zurück auf den Rücken und wartete einige Augenblicke. Dann schnappte Eowyn nach Luft und riss die Augen auf. Mit der einen Hand, die König Edmund zugewandt war, krallte sie sich an seinem Arm fest und ließ die frische Abendluft durch ihre Lungen fluten. ,,Wie- wie haben Sie es geschafft?" Fragte sie nach einer Weile, während König Edmund sie still beobachtet hatte. ,,Er tippte auf ihren Rücken und hob eine Braue. ,,Ihr Korsett war sehr straff zugebunden. Wieso das?" Eowyn schaute in seine schokoladenbraunen Augen und seufzte. ,,Meine Mutter." Flüsterte sie dann, bis ihr einfiel, was König Edmund, ein offensichtlicher Mann, für eine Methode benutzt hatte, damit sie an Luft gekommen war. Mit feuerroten Wangen drehte sie sich von dem Gesicht des Königs weg und versuchte, die Schnüren an ihrem Korsett wieder fest zu binden. Eine große Hand legte sich auf ihre beiden kleinen und schnell nahm sie ihre von ihren Rücken und drehte sich zum König um. ,,Wieso sollte Ihre Mutter Ihr Korsett so eng zusammenziehen? Das ist gefährlich." Meinte dieser und Eowyn errötete erneut, unter dem intensiven Blick des schwarzhaarigen jungen Mannes vor ihr. ,,Weilichzudickbin." Nuschelte sie mit halb geschlossenen Lippen. König Edmund hob erneut eine Braue. ,,Wie bitte?" ,,Ichbinzudickfürmeinemu-tter." Flüsterte sie noch leiser. ,,Könnten Sie bitte lauter und deutlicher sprechen, ich kann Sie ni-" ,,Ich bin zu dick!" Rief Eowyn ihm ins Gesicht und schlug sich die Hand vor den Mund, in Schock, dass sie einen König so angefahren hatte. ,,Tu- tut- mir lei-" ,,Wer behauptet denn so was?" Statt Wut war nur Verblüffen in den Zügen von König Edmund zu erkennen. Jetzt war Eowyn verwirrt. ,,Uh... Meine Mutter. Und meine Stiefgeschwister. Aber das ist unwichti-" ,,Ich verspüre nicht das Verlangen, dass sie denken, ich würde mit Ihnen flirten, aber Sie sind das Gegenteil von dick. Und jetzt richten Sie sich bitte auf, dann kann ich Ihnen die Schnüren wieder zu binden. Aber nicht so fest wie vorher natürlich." König Edmund richtete sich auf, half Eowyn auf die Beine und drehte sie, mit den Händen an ihrer Hüfte um, damit ihr Rücken nun zu seinem Gesicht zeigt. Mit seinen langen Fingern band er die Schnüren zusammen und um die Stille zu durchbrechen, flüsterte Eowyn ein leises 'Danke', gefolgt von: ,,Außerdem dürfen Sie mich bitte duzen und Eowyn nennen, Eure Hoheit." König Edmund hielt für einen Moment inne. ,,Das gleiche gilt für dich, Eowyn." Wieder einmal verblüfft, drehte sie sich um, lächelte ihn schüchtern an, errötete und drehte sich wieder nach vorne, damit er seine Arbeit zu Ende bringen konnte. ,,Komm. Wir gehen besser wieder rein, bevor noch jemand denkt, wir treiben irgendetwas intimes hier draußen." Grinste Edmund und führte Eowyn an der Hand wieder in den Saal, nicht, ohne vorher noch seine Handschuhe wieder vom Boden aufzugeben.

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Sooooo, das war das erste Kapitel. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Ich werde nicht oft, oder gar nicht am Ende ein Kapiteln etwas schreiben, aber dar dies das erste Kapitel ist, muss ich schon einmal vorwarnen, dass ich seeehr unregelmäßig update und sicher etwas länger brauche, um ein neues Kapitel zu machen. Wenn es nach mir ginge, würde ich diese Fanfiction erst zu Ende schreiben, aber meine Freundin will die lesen, also veröffentliche ich sie dann einfach jetzt schon. Außerdem tut es mir leid, wenn ihr Bilder erwartet, wie Eowyn aussieht oder die Kleider die sie trägt, aber ich beschreibe es lieber, denn dann könnt ihr euch die beste Version von ihr vorstellen, anstatt dass ich irgendein Bild aus dem Internet nehme.

Date: 25.5.2021 Dienstag

Yesterday, all my trouble seemed so far away (Edmund Pevensie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt