Giftige Blicke

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,,Schau nach unten, du sprichst mit deiner Hoheit!" Flüsterte er wütend und hielt sein Schwert an ihre Kehle. Dann spürte er Druck in seinem Bauch und sah nach unten. Sie hielt einen Dolch gegen seine Brust und drückte ihn mit der anderen Hand auf seiner Schulter in die Knie. ,,Schau nach unten, du sprichst mit deiner Hoheit." Flüsterte sie zurück und ihre Lippen berührten sein Ohr. ,,Das ist Betrug, es ist ein Schwertkampf und kein Dolchkampf." Beschwerte sich Edmund, was aber eher wie ein schwaches Flüstern klang. Schon fast drei Monate waren vergangen, in denen Eowyn und er nicht nur den Schwertkampf trainiert haben, sondern fast drei Monate, in denen sie sich näher gekommen waren und oft späte Ausritte in den Wald oder an den Strand gemacht hatten. ,,Du beschwerst dich doch nur, weil ich gewonnen habe, Mal wieder." Spielerisch verdrehte Eowyn ihre Augen, der Druck auf Edmund's Brust ließ aber nicht nach. ,,Du kämpfst aber auch nicht fair." Sie legte ihren Kopf in den Nacken, um zu lachen, was dazu führte, dass ihre langen braunen Haare in der Sonne glitzerten. Ein wenig geblendet kniff Edmund seine Augen zusammen. ,,Ach und wie habe ich nicht fair gekämpft, wenn ich das fragen darf?" Fragte Eowyn und starrte ihn abwartend an. Hätte Edmund mit seinem Bruder gekämpft, hätte er den Angriff mit einem Dolch kommen sehen und ihn abgewährt. Eowyn war aber etwas anderes. Sie lenkte ihn ab. Nicht mit Bewegungen, die ihn in die falsche Richtung geführt hätten, nein, sondern einfach mit ihrer Anwesenheit und ihrem Aussehen. Mit dem kleinen Schmunzeln, was sich immer in ihrem Gesicht bildete, wenn sie ihm einen Schritt voraus war. Die Art, wie sie ihre langen Haare nach hinten warf, wenn sie ihr ins Gesicht fielen. Oder die Art, wie sie immer triumphierend über ihm hockte, wenn sie einen Kampf gewonnen hatte. ,,Ich habe dich absichtlich gewinnen lassen." Sagte Edmund schnell und Eowyn beugte sich noch etwas vor, was ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagte. ,,Bist du dir da sicher?" Er hatte sein Schwert sinken lassen und sie nahm ihren Dolch von seiner Brust weg und führte ihn an seinem Gesicht entlang. ,,Es wäre doch wirklich schade, wenn dein hübsches Gesicht verunstaltet wird, oder?" Ein hinterlistiges Grinsen hatte sich auf Eowyn's Gesicht geschlichen. Edmund schluckte schwer. Er hatte keine Angst vor ihr, nein, das war es nicht. ,,Ok ok, du hast gewonnen." Gab er schnell zu. ,,Wie bitte? Ich glaube, ich habe dich nicht richtig gehört." Fragte sie nach. ,,Du hast gewonnen und ich habe dich nicht gewinnen lassen." Presste Edmund durch seine Zähne hervor und augenblicklich nahm Eowyn ihren Dolch aus seinem Gesicht weg und steckte ihn in eine Tasche in ihren Gürtel. Als sie ihm die Hand hin hielt, um ihm aufzuhelfen, wurde sie von Edmund zu ihm auf den Boden gezogen. ,,Hey!" Rief sie überrascht und wurde auf den Rücken gerollt. Edmund hielt ihr sein Schwert unters Kinn. ,,Wer hat jetzt gewonnen?" Fragte er außer Atem, aber Eowyn sah überhaupt nicht überzeugt aus. Er saß aufrecht auf seinen Knien und hatte seinen Oberkörper auf seinen linken Arm gestützt, dessen Hand direkt neben Eowyn's linkem Ohr platziert worden war. Sie verdrehte ihre Augen, die in der Sonne wiedereinmal atemberaubend violet glitzerten. ,,Ich natürlich." Antwortete sie auf seine Frage und sofort danach hob sie energisch ihr Knie und platzierte ihren Tritt in seinen Genitalbereich. Augenblicklich ließ Edmund sein Schwert fallen und krümmte sich über Eowyn's Brust. ,,Arh, du weißt ganz genau, wie sehr das weh tut!" Rief er aufgebracht und sie tätschelte ihm lachend den Rücken. ,,Das ist doch der Sinn dahinter." Edmund wimmerte ein: ,,Ich werde niemals Kinder bekommen können." Was sie noch mehr zum Lachen brachte und ihre Brust vibrieren ließ. ,,Darüber mach dir Mal keine Sorgen. Wir Frauen sind diejenigen, die die Kinder zur Welt bringen." Scherzte sie und Edmund entspannte seinen Körper etwas, da der Schmerz nachgelassen hatte. ,,Dann bezweifle ich, dass ich jemals wieder auf die Toilette gehen kann. Und das ist deine Schuld." Eowyn machte einen Schmollmund. ,,Naw, nicht böse sein, großer starker Edmund." Er reckte sein Kinn in die Höhe, sodass er ihr in die Augen schauen konnte und meinte: ,,Der große und starke Edmund ist dir aber sehr sehr böse." Sie zwirbelte seine Locken um ihren Finger und lächelte. ,,Wirklich?" Edmund kniff seine Augen zusammen und stieß seine Luft aus. ,,Lass das, sonst gebe ich noch nach." Sie fuhr mit der anderen Hand sein Kinn entlang, so wie sie es mit ihrem Dolch getan hatte und er ließ seinen Kopf auf ihre Brust fallen. ,,Ist ja gut, dir sei vergeben." Murmelte er in ihren Stoff und Eowyn grinste. ,,Und....?" Hakte sie nach. ,,Und der große und sehr sehr starke Edmund ist dir nicht mehr böse." Sie legte ihre Arme um ihn und so lagen sie für mehrere Minuten auf der Wiese zwischen den Obstgärten, bis Eowyn versuchte sich aufzusetzen, was ihr durch Edmund's Rüstung nicht gelang. ,,Steh auf, ich hab Hunger und du bist einfach zu schwer für mich." Edmund verdrehte seine Augen, richtete sich dann aber auf und half ihr auf die Beine. Während sie zum Essenssaal gingen, stießen sie sich mit ihren Schultern und Hüften an, sodass Eowyn, gerade, als ihnen die Türen geöffnet wurden,  fast gegen den Türrahmen prallte, wovon sie nur aufgehalten wurde, indem Edmund sie am Arm festhielt. Lachend gingen sie dann in den Saal hinein, wo nur Peter schon auf seinem Platz saß. ,,Hi Pete." Begrüßte Eowyn ihn und er lächelte, als er die beiden rein kommen sah. Eowyn und er hatten sich in der Zeit, in der sie schon in Narnia war, näher kennengelernt und waren Freunde geworden, womit Edmund hoffte, dass er ihn leichter dazu überzeugen können wird, sie länger in Narnia zu halten. ,,Hat er diesmal gewonnen?" Fragte Peter und hob amüsiert eine Braue, als Eowyn nur grinste. ,,Ja, hab ich." Sagte Edmund schnell. ,,Nein, hat er nicht. Er hat Schlosshoch verloren." ,,Es war ganz knapp." ,,Nein, war es nicht, du lagst wehrlos auf dem Boden, du hattest keine Chance, mich zu besiegen." ,,Ja, okay, aber ich habe es wie ein Mann hingenommen." ,,Du hast mich auf den Boden gezogen, anstatt mich dir aufhelfen zu lassen." ,,Ich wollte es dir heimzahlen und ich hab's geschafft." ,,Du hast einen Tritt in deinen Genitalbereich bekommen." ,,Das zählt nicht, diesmal habe ich aber wie ein Mann reagiert." ,,Du sagtest, du wirst niemals Kinder bekommen und niemals wieder auf die Toilette gehen können." ,,Das stimmt aber. Es ist ein Wunder, dass ich noch laufen kann." ,,Du hattest genug Zeit gehabt, deine mickrigen Dinger verheilen zu lassen, als du auf mir lagst." ,,Tja, ich habe dich doch in Grund und Boden gezwungen." ,,Ach hör mir au-" ,,Was habe ich verpasst?" Unrerbrach Lucy die beiden Streitenden und schaute zwischen ihnen hin und her, in Vorfreude, davon zu erfahren, worüber sie gesprochen hatten. Peter erledigte diese Aufgabe für die beiden. ,,Eowyn hat gewonnen." ,,Schon wieder?!" Edmund verteidigte sich: ,,Sie hat einen Dolch benutzt, darauf war ich nicht vorbereitet!" Eowyn lachte auf. ,,Ich stand fast eine halbe Minute vor dir mit dem Dolch in der Hand, aber du konntest deine Aufmerksamkeit ja nicht von mei-" ,,Ist ja gut, sie hat gewonnen, aber Dolche sind in einem Kampf mit Schwertern nicht erlaubt." Eowyn lief zu dem Essenstisch und setzte sich schräg gegenüber von Peter. ,,Auf den Schlachtfeld würde es also Betrug sein, alle seine Waffen zu benutzen, die man dabei hat?" Das brachte auch Peter und Lucy zum Lachen und Edmund setzte sich Zähne knirschend gegenüber von Eowyn. ,,Sei nicht so mürrisch, Edmund. Vielleicht wirst du ja einmal gewinnen, wenn du nicht so fokussiert auf Eowyn wärst." Er rollte bei Lucy's Worten seine Augen und erstach ein armes, nichtsahnendes Würstchen mit seiner Gabel. Um von diesem Thema abzulenken, fragte Eowyn an Lucy gewandt: ,,Wie laufen die Vorbereitungen für den heutigen Ball?" ,,Wir sind fast fertig mit dem Schmücken, vielleicht könnt ihr euch ja etwas Zeit freinehmen, um den Ballsaal mit uns fertig schmücken zu können." Edmund wollte etwas erwidern, aber Eowyn unrerbrach ihn mit mahnenden Blicken. ,,Das wäre eine fantastische Idee, nicht wahr Edmund?" ,,Jaja, eine wundervolle Idee, Schwesterherz." Susan, die an den Tisch gekommen war, setzte sich und sagte: ,,Und ihr beide wagt es gar nicht erst, euch während des Balls rauszuschleichen, habt ihr mich verstanden?" ,,Ja, Mutter." ,,Ach sei nicht so, Edmund. Der letzte Ball hat dir sogar mehr gefallen als mir, was vielleicht an einem ganz bestimmten Besucher lag. Eowyn, deine Familie hat zugesagt, das hatte ich vergessen zu sagen." Sofort funkelte Eowyn Edmund an, der beschämt auf seinen Teller starrte. Er hatte ihr versprochen gehabt, dass er es schaffen würde, dass ihre Familie nicht kommen würde. Und er hatte versagt. Susan hatte nicht verstanden, wieso sie sie nicht einladen sollte und hat die Einladung trotz der vielen Bitten von Edmund abgeschickt. Aber er hatte es sich einfach nicht übers Herz gebracht, Eowyn zu verraten und Susan davon zu erzählen, was sie ihm anvertraut hatte. Eowyn versuchte die Aufkommende Angst zu unterdrücken und schob ihren Teller von sich weg. ,,Darf ich gehen, mir geht es nicht so gut." Susan nickte sofort verstehend und schnell stand sie auf. Hinter sich hörte sie, wie jemand seinen Stuhl ernergisch nach hinten schob und hinter ihr her eilte. Sie musste nicht nach hinten gucken um zu wissen wer es war. Die großen Türen fielen hinter ihnen zu und die Wachen schauten die beiden irritiert an. ,,Es tut mir wirkli-" ,,Nein, du hast mir versprochen, dass du Susan dazu überreden wirst, si-" ,,Hör mir bitte zu, i-" ,,Nein, du hörst mir jetzt zu!" Eowyn und Edmund waren stehen geblieben, einen halben Gang von dem Essenssaal entfernt und während sie ihn anfunkelte, war Mitgefühl in seinen Augen zu erkennen. Die Wachen, von denen sie nur einige Schritte entfernt waren, schauten hilflos um sich, als wäre es eine Ablenkung von den lauten Worten die die beiden tauschten. Eowyn machte einen Schritt auf Edmund zu, sodass sie direkt vor ihm, nur eine Nasenlänge entfernt, stand und bohrte ihm ihren Zeigefingers in die Brust. In einem zitternden leisen Ton sagte sie: ,,Deine Mutter ist es nicht, der du heute unter die Augen treten musst, die dich vergiftet hat, dir die Freude am Leben nicht erlaubt hat, dein Pfer-" ,,Eowyn-" ,,-töten lassen hat und dei-" ,,Eowy-" ,,-einzigen Freund getö-" Edmund hatte ihr einen Finger auf den Mund gelegt, um sie zum schweigen zu bringen und schaute ihr tief in die Augen, um zu erkennen, dass sie nicht noch einmal weiter redet. ,,Ich werde den ganzen Abend bei dir sein, versprochen. Wenn es nötig ist, halte ich vor der Toilette Wache und warte so lange an deinem Bett, bist du eingeschlafen bist, aber bitte sei mir nicht böse. Ich habe versucht, Susan mit allen Mitteln dazu zu brin-" ,,Offensichtlich hat es nicht funktio-" ,,Hälst du bitte deinen Mund?" Er hatte mittlerweile seine gesamte Hand über ihren Mund gelegt, damit sie ja nicht weiterredete. ,,Aber Susan hat sie schon abgeschickt. Was hätte ich tun sollen? Dem Boten hinterherreiten und den Brief verbrennen und ins Meer werden?" Eowyn hob trotzig ihr Kinn und er ließ seine Hand seufzend sinken. ,,Es tut mir wirklich leid. Wirklich." Eowyn wusste nicht, ob sie etwas sagen sollte, oder einfach weggehen wollte, aber ihre Wahl wurde von Edmund getroffen, der sie einfach in den Arm nahm. ,,Geh weg." Murmelte sie, denn sie wollte ihm noch nicht verzeihen, was die Umarmung aber schwer machte. Edmund hielt sie dadurch noch fester an sich gedrückt und dann ließ Eowyn es zu, in seinen Armen dahinzuschmelzen und drückte sich an ihn. Seine Brust vibrierte an ihrer Wange, als er leise lachte. ,,Du hast mich aber nicht wirklich davon überzeugt zu gehen." Flüsterte er in ihr Haar und sie verdrehte innerlich ihre Augen. ,,Shhh. Sonst geh ich." Flüsterte sie zurück und schon war sie über Edmund's Schulter geworfen worden. ,,Du gehst nirgendwo hin." ,,He!" Überrascht hielt sich Eowyn an seinem Shirt fest und versuchte sich aus seinem Griff zu winden. Erfolglos. ,,Lass mich runter du dämlicher König!" Kreischte sie, als Edmund Treppen hochrannte. ,,Dämlicher König?!" ,,Verdammter, dämlicher, gut aussehender, blöder, charmanter, selbstüberzeugter, nerviger König!" Rief Eowyn wütend und klopfte auf seinen Rücken, als würde das helfen, ihn davon zu überzeugen, sie wieder auf den Boden zu lassen. ,,Gut aussehend und charmant? Wo ist das ritterlich, königlich, schlau, unheimlich attraktiv und bester Schwertkämpfer in ganz Narnia?" ,,Ach, du kannst mi-" ,,Mach einen Termin bei meinen Dienern." Eowyn verstummte, stützte ihr Gesicht in ihre Hände und schaute stur geradeaus. ,,Ich werde sich sehen wann ich will, wo ich will und so oft ich will." Entgegnete sie mürrisch, während Diener an ihnen vorbeiliefen und amüsiert hinterher schauten. ,,Und in den Klamotten, in denen ich will." Fügte Eowyn hinzu und Edmund grinste. ,,Und in was willst du mich sehen?" ,,In einem rosanen Minikleid mit weißen Rüschen und weißer Spitze." Er blieb stehen. ,,Oh. Ich hatte da eher.... an etwas anderes gedacht." ,,Lass mich runter." ,,Nein." ,,Doch." ,,Ich hab nein gesagt." ,,Als Prinzessin von Archenlands befehle ich dir, dass du mich runter lassen sollst." ,,Und als König von Narnia sage ich nein." ,,Das ist ungerecht, ich werde nie Königin sein." ,,Wenn du mich heiraten würdest schon." ,,Oder Peter." ,,Du würdest Peter heiraten?!" ,,Du würdest mich heiraten?" Edmund war in Eowyn's Zimmer angekommen und warf sich mit ihr auf ihr großes Bett. ,,Das habe ich nicht gesagt." Verteidigte er sich. ,,Doch, hast du. Du sagtest, ich zitiere: 'Wenn du mich heiraten würdest', siehst du deinen Fehler?" ,,Ich habe würdest gesagt, nicht- oh." Eowyn strampelte sich frei und schubste Edmund von sich runter. ,,Komm jetzt mit in den Ballsaal, wir sollen ja Lucy hel- He! Kannst du Mal aufhören, mich immer zu unterbrechen?! Das ist sehr unhöflich und nicht königlich!" ,,Das sagt ja genau die Richtige!" Edmund hatte sie zurück aufs Bett gezogen und wickelte sie nun in ihre Bettdecke ein. Die Kanten steckte er fest, sodass Eowyn nicht alleine wieder raus kommen würde. ,,Was soll das? Willst du mich gefangen nehmen?" ,,Shhh. Ich werde jetzt deine Beweglosigkeit genießen." Er legte sich auf seinen Rücken und schloss die Augen. ,,Da hast du falsch gedacht, ich kann immer noch reden." ,,Du benimmst dich wie ein Teenager, sei leise." ,,Bring mich dazu."

Yesterday, all my trouble seemed so far away (Edmund Pevensie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt