Kapitel 4

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Im Wartezimmer der Psychologischen Praxis von Frau Dr. Imida trifft Shoya auf ein bekanntes Gesicht. Toshi kommt aus der Tür des Behandlungszimmers und verlässt die Praxis. Für ein Gespräch blieb keine Zeit, aber Shoya war sich sicher, zumindest seine roten Haare beim hinausgehen wieder erkannt zu haben. Nach der, noch wenig aussagenden, ersten Therapiestunde, begibt sich auch Shoya wieder nach draußen.

Zu seiner Überraschung sieht er dort Toshi mit einem Buch auf der Parkbank sitzen. Hatte er etwa die ganze Zeit auf ihn gewartet? Er beschließt auf ihn zu zu gehen. ,,Hey, dachte ich mir doch, dass Ich dich gesehen habe." sagte Toshi bald darauf. ,,Ja Hallo. Darf ich mich setzen?" ,,Selbstverständlich, ich wollte sowieso mit dir reden." Er hatte also tatsächlich gewartet. ,,Es ist naheliegend, dass sie dich in Behandlung gegeben haben, nachdem was passiert ist... Entschuldige, ich hoffe es fällt dir nicht so schwer darüber zu reden." Toshi wusste was geschehen war, auch wenn Shoya noch immer wenig mit ihm im Austausch steht. Deshalb, weiß er auch wenig über sein Gegenüber. ,,Schon gut. Ich wusste nicht, dass du auch in Behandlung bist. Ist alles in Ordnung?" Versuchte er möglichst vorsichtig zu fragen. ,,Naja wenn es so wäre, würde ich ja nicht in die Praxis gehen..." Er setzte ein leichtes Lächeln auf, scheinbar um seine Gefühle zu verbergen. ,,Aber ich habe das eigentlich schon seit meiner Kindheit. Zwangsstörungen und Perfektionismus. Ich will jetzt nicht zu genau darauf eingehen, aber meine Eltern setzten mich wegen meiner Schulleistung immer sehr unter Druck. Deshalb war ich in der Schule immer sehr zurückgezogen und konzentrierte mich allein auf meine Leistung. Während andere sich mit Freunden trafen, dachte ich, es sei nur Zeitverschwendung und würde mich vom Lernen abhalten." Ein Sonnenstrahl fiel zwischen die beiden. ,,Durch meine Therapie versuche ich aber mehr Kontakte zu knüpfen." Shoya erinnerte sich, wie er der Freundesgruppe zugestoßen war und bereute nicht freundlicher ihm gegenüber gewesen zu sein. Er konnte Toshis Absichten nicht einschätzen und verschloss seine Augen vor der Chance einer Freundschaft. ,,Nun, das versuche Ich auch, aber es fällt mir noch schwer, die Menschen um mich herum... einzuordnen." Wieder musste er an Shoko denken. ,,Ich weiß einfach nicht, was andere für Erwartungen haben und habe Angst sie zu enttäuschen oder selbst enttäuscht zu werden." Toshi schien sich seine Antwort gut überlegt zu haben: ,,Eins wirst du in der Therapie bei Fau Imida jedenfalls lernen: Kommunikation ist der Schlüssel zum Herzen eines Menschen." ,,Kannst du das wiederholen?" fragte Shoya. Toshi wirkte bedacht wie immer. ,,Kommunikation ist der Schlüssel zum Herzen eines Menschen."

A Silent Voice 2 - Die Stimme des HerzensWhere stories live. Discover now