Kapitel 42
Es vergingen keine zwei Tage, als der Höllenfürdt such schon wieder zurückkehrte.
Wie die Male zuvor erschien er aus einer schwarzen Wolke, doch dieses Mal als menschenähnliches Wesen, auch wenn er noch immer diese großen Hörner auf den Kopf trug, die zeigten, dass er ein Dämon war.
Heute wirkte Sienna wesentlich gefassten, was vielleicht auch daran lag, dass sie nicht in die Hölle musste und auch nicht allein mit dem Höllenfürsten sein würde.
Luana, Ragnar und Amon würden ihr Gesellschaft leisten.
Der Höllenfürst stellte sich ihnen als Nemesis vor, was Luana erst verwirrte, doch dann wollte er durch die Stadt geführt werden und ihr wurde klar, dass er versuchte, normal zu sein. Er war es nicht, gab sich aber große Mühe.
Daher wirkte er auch fast wie ein Besucher. Doch hier waren Besucher überhaupt nicht üblich, weshalb alle ihn neugierig betrachteten.
Gemeinsam führten sie den Höllenfürsten durch das gesamte, kleine Dorf, bis sie zurück zur großen Halle kamen, wo andere bereits umgeräumt hatten. Jetzt war viel Platz, aber es gab trotzdem noch immer die Feuerstelle in der Mitte und einen kleinen Tisch.
"Wie gut kennt ihr Euch mit anderen Rassen aus?", fragte Nemesis, nachdem sie sich niedergelassen hatten. Luana bot einen Tee an, obwohl sie nicht wusste, ob Nemesis diesen überhaupt mochte. Allerdings nahm er einen Schluck, was sie irgendwie beruhigte.
"Ich denke gut", meinte Sienna zögerlich. "Immerhin leben wir hier alle zusammen", bemerkte sie und blickte von Luana zu Amon, der ihr zustimmend zunickte.
"Und was ist mit den Engeln und Höllendämonen?", fragte der Höllenfürst, wobei er ein belustigtes Lächeln auf den Lippen hatte.
"Engel?", fragte Luana überrascht. Von den Höllendämonen wusste sie. Nur dank Nemesis, aber zumindest hatte sie davon gehört. Jetzt aber auch noch von Engeln zu hören war überraschend.
Der Höllenfürst nickte. "Einst waren die Engel diejenigen, welche die ehrenvolle Aufgabe hatten, die Seelen der Verstorbenen zu sammeln und zum Reinigen in die Hölle zu bringen. Man nannte sie Todesengel", sagte er, wobei er klang, als wäre er gedanklich in einer weit vergangenen Zeit.
"Waren?", fragte Amon überrascht. "Sind sie es nicht mehr?", wollte er wissen. Dabei wirkte er angespannt und so, als würde er jederzeit mit einer Abfuhr rechnen.
"Es wurde ihnen zu viel, weshalb sie sich entschieden, die Hölle zu verlassen und ihren eigenen Planeten zu gründen. Damals war eine Hüterin unter ihnen, obwohl das hätte gar nicht passieren dürfen", sagte er, wobei sein Blick über die Anwesenden glitt.
"Das ist interessant. Das heißt, sie leben so wie wir?", fragte Sienna nachdenklich. Auch Luana fragte sich, ob es möglich war, mit diesen Kontakt aufzunehmen. Immerhin kannte sie Siennas Wunsch nach einer Gesellschaft, in der alle friedlich miteinander lebten. Das schloss auch Engel und Dämonen mit ein.
"So gesehen, ja", antwortete Nemesis, der seinen Tee trank, als wäre es der beste, den er je zu sich genommen hatte. Er wirkte dabei sehr elegant, was dafür sorgte, dass Luana leicht rot wurde. Er war ein wirklich faszinierender, schöner Mann.
"Kann man mit ihnen Kontakt aufnehmen?", fragte Sienna mit funkelnden Augen. Luana ließ das leicht schmunzeln. Das war Sienna, wie sie war.
Auf den Lippen des Höllenfürsten tauchte ein Lächeln auf, was Luana leicht schaudern ließ. Sie konnte nicht sagen, ob dieses etwas Gutes oder Böses symbolisierte.
"Ich hatte also Recht, was meine Einschätzung Euch gegenüber anbelangte", stellte Nemesis fest, was Luana noch mehr verunsicherte. Was sollte das heißen? Was hatte er vor? Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, ihn hierherkommen zu lassen.
"Was meint Ihr?", fragte Sienna höflich und vorsichtig.
Nemesis machte eine wegwerfende Handbewegung. "Ihr seid eine Hüterin, mit einem sehr großen Aspekt einer Königin. Euch liegt es im Blut, andere gerecht zu regieren und dieses Bedürfnis lebt Ihr bereits aus", sagte er mit einem Lächeln, was jedoch nur für allgemeine Verwirrung sorgte.
"Hüterin? Königin?", fragte Ragnar, der leicht die Stirn runzelte. "Ich habe davon gehört, aber sind das nicht nur Legenden?", wollte er wissen. Diese Legenden kannte nicht einmal Luana.
"Wo denkt Ihr hin", lachte Nemesis. "Als der erste Planet geschaffen wurde, wurde jedem Wesen eine Klasse mitgegeben. Es gibt geborene Heiler, wie es auf Luana zutrifft", sagte Nemesis und deutete auf diese. Luana riss ihre Augen auf. Sie sollte was sein? Eine geborene Heilerin? "Ihre Magie ist darauf ausgelegt andere zu heilen. Sie kann durch die Aura in den Körper eindringen, wie es keine andere Klasse kann. Zudem hat sie den Drang zu helfen."
Luana starrte ihn einfach nur an, während sie darüber nachdachte. "Das ist ... angeboren?", fragte sie zögerlich. Waren dann ihre Brüder auch so?
Nemesis nickte. "Ja, doch die Klassen folgen nicht den Blutlinien. Sie können einfach so auftauchen. Ragnar hingegen ist ein Krieger. Seine Magie ist darauf ausgelegt seinen Körper und andere Dinge zu verstärken. Das kann sie am besten."
"Was gibt es denn alles für ... Klassen?", fragte Amon neugierig.
"Es gibt die Imps. Das sind nicht magische Wesen. Dann die Heiler wie Luana, die Krieger wie Ragnar und die Magier wie dich", erklärte Nemesis. "Das sind die Klassen, die am meisten vertreten sind. Dann gibt es die Klasse der Könige und Königinnen. Ihre Aura ist anziehend und sie haben das Bedürfnis zu herrschen. Zudem können sie die Magie auf die Art eines Krieger, Magiers oder Heilers einsetzen", erklärte der Höllenfürst weiter, während er über die kleine Gruppe blickte. "Die höchste Klasse ist die der Hüterin oder die des Speichers. Hüterinnen sind Frauen, welche die Gabe haben den Sternenstaub, die Essenz der Magie, in ihren Körper zu produzieren."
"Ach, deshalb funktionierten die Ringe nie", murmelte Amon leise vor sich hin, wofür er von Sienna einen leichten Kuss auf die Wange bekam. Luana ließ das lächeln.
"Was sind Speicher?", fragte Rangar, der ganz im Thema versunken zu sein schien.
"Speicher sind Männer, die eine Art Gegengewicht zu den Hüterinnen bildet. Sie können den Sternenstaub aufnehmen und speichern", sagte Nemesis mit einem Lächeln. Dann erhob er sich plötzlich. "Meine Zeit für heute ist um. Das nächste Mal bringe ich Euch Besuch mit", verkündete er, was Luana überraschte. Sie wollte gerade fragen, was er meinte, als er auch schon wieder verschwunden war.
"Das war ... ein interessantes Gespräch", bemerkte Sienna, die genauso überfordert wirkte wie alle anderen.
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Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)
WerewolfBEENDET Als die Werwölfin Luana im Dunkelwald einen fremden Mann findet, der ganz eindeutig nicht zu ihrem Rudel gehört, beginnt für sie eine Reise, die ihr einiges abverlangt. Sie deckt das Geheimnis ihres Rudels auf und alles, was sie kennt, brich...