Kapitel 45

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Kapitel 45

Amons Plan lief wunderbar und er kam gesund wieder zurück. Das war für die Bewohner von Yama ein Grund zu feiern und so wurde er mit einem Festessen empfangen.

Für Nadeschada und Nikidamus schien das sehr überraschend, denn sie nahmen alles neugierig in sich auf.

Wochen später trug sein Plan die ersten Früchte.

Ragnar hatte einige der Werwölfe zusammengesucht, mit denen sie die neuen Sklaven abholen wollte. Diese sollten, wie vereinbart, an einem Platz übergeben werden. Sie hofften, dass nichts schieflief. Luana machte sich dennoch Sorgen.

Es war jedes Mal ein weiter Weg. Gerade für die Wölfe. Mittlerweile kannte Amon den Weg, denn er war diesen sehr häufig mit Sienna geflogen und hatte sich somit Punkte in der Umgebung gemerkt. Was nicht einfach war, da der Boden von oben fast nur weiß war. Zumindest hatte Amon ihr das einmal erzählt. Er hatte ihr allerdings auch gesagt, dass er Sienna sogar über eine große Distanz hinweg spüren konnte. Wenn dem wirklich so war, dann sollte er kein Problem haben, hierher zurückzufinden, solange Sienna hier war.

Dieser Gedanke brachte Luana zum Seufzen, denn sie musste noch mit Sienna sprechen, weshalb sie diese auch in ihrem Arbeitszimmer aufsuchte. Dieses war bisher noch recht spärlich eingerichtet, doch es war alles da, was man brauchte.

Es gab einen Schreibtisch, ein großes Regal und wunderschöne Gardinen vor den Fenstern. Beleuchtet wurde der Raum mit magischen Lichtkugeln. Etwas, was Sienna steuern konnte.

Luana klopfte leise, bevor sie eintrat. Sie, sowie Amon und Ragnar, durften eintreten, wann immer sie wollten.

Sienna sah auf und lächelte schief, was Luana dazu veranlasste, sie zu mustern. Nicht nur mit ihren Augen, sondern auch mit ihren Sinnen. Das hatte sie von der Heilerin gelernt, weshalb sie auch bemerkte, dass mit Siennas mentaler Signatur etwas nicht stimmte. Sie war anders als die Aura, die einem einen Eindruck von der Macht des Individuums gab. Die mentale Signatur hingegen zeigte, wie es körperlich und geistig um die Person bestellt war.

Das, was Luana bei Sienna spürte, gefiel ihr gar nicht. Sie wirkte müde und irgendwie gestresst. Zudem spürte Luana auch, dass sie etwas geschwächt war. "Geht es dir nicht gut?", fragte sie sofort besorgt und kam weiter auf Sienna zu. 

Diese erhob sich von ihrem Schreibtisch und trat auf Luana zu, um sie mit einer Umarmung zu begrüßen. "Es ist alles gut", versicherte Sienna beruhigend. "Einmal im Monat spielt meine Magie etwas verrückt und mein Körper will nicht so recht mit dieser hantieren, ohne, dass es mich schmerzt", erklärte sie zögerlich. "Der Höllenfürst hat es als Blutmond bezeichnet. Eigentlich hat jedes Wesen das. Je nach Menge der eigenen Kraft, spürt man es mehr oder weniger. In diesen paar Tagen im Monat wird das Blut gereinigt, sodass man in dieser Zeit Magie wesentlich schwerer wirken kann", erklärte Sienna mit einem schiefen Lächeln.

Überrascht schob Luana sie ein Stück von sich. "Davon höre ich das erste Mal", sagte sie alarmiert. "Ist das der Grund, warum du körperlich so erschöpft bist?", wollte sie wissen. 

Sienna blickte zur Lichtkugel und seufzte. "Es fängt eigentlich erst an. Morgen werde ich ganz schöne Krämpfe bekommen", sagte sie und ließ die Schultern hängen. "Amon wusste das, weshalb er mir die Lichtkugel hiergelassen hat und auch nicht los ist, sondern Ragnar geschickt hat."

Luana führte Sienna zu einem kleinen Sessel, auf den sie bestanden hatte. Dort bat sie die Rothaarige sich zu setzen. "Ich weiß, du möchtest es nicht, aber vielleicht solltest du dich ein bisschen ausruhen. Die Arbeit kann diese paar Tage warten", sagte sie sanft. Zudem fragte sie sich, ob es wohl möglich war einen der Neuankömmlinge für die Küche einzustellen. Bisher kochte sie in Abwechslung mit Sienna, doch dazu hatten sie fast keine Zeit mehr, weshalb ihre Mahlzeiten oft recht spärlich ausfielen. Bisher hatte es noch nicht geschadet, doch das würde mit der Zeit kommen.

Sienna brummte. "Ich wollte Nora fragen, ob sie mir einen speziellen Trank machen kann. der Höllenfürst hat mir das Rezept dagelassen, aber ich weiß nicht, ob wir dafür alles haben", murmelte die Itari, die sich tatsächlich etwas zurücklehnte. Ein Zeichen für Luana, dass es ihr wirklich nicht so gut ging.

Sie selbst hatte diese Probleme noch nie so deutlich gemerkt, wenn sie aber jetzt zurückdachte, dann stellte sie fest, dass es wirklich ein paar Tage im Monat gab, an denen sie es mit der Magie schwieriger hatte. Allerdings nutzte sie dann einfach keine, was wohl Sienna nicht so leicht fiel.

Dafür mussten sie eine dauerhafte Lösung finden, denn auch dass die Menschen, die generell keine Magie nutzen konnten, in ihren Häusern Fackeln als Lichtquelle nutzten, war nicht gerade sehr praktisch. Deshalb war es schon einmal zu einem Brand gekommen, der fast auf ein weiteres Haus übergesprungen wäre.

"Jetzt fühl ich mich fast schlecht, weil ich mit Nachrichten komme, die dir sicherlich nicht gefallen werden", bemerkte Luana zögerlich, während sie sich umsah. Hatte Sienna etwa nicht einmal eine Karaffe mit Wasser oder Blut? Oder eine Kleinigkeit zu essen? Sie musste doch zumindest zwischendurch etwas essen.

Sienne seufzte. "Mit was genau willst du mich heute quälen?", fragte sie, wobei sie ein wenig belustigt klang.

Luana wusste, dass diese Belustigung ihr bald vergehen würde, denn dieses Thema mochte sie überhaupt nicht. Daher räusperte sie sich. "Ich habe die Umfrage ausgewertet", erklärte sie zögerlich, was dafür sorgte, dass Sienna ihre goldenen Augen aufriss.

"Was?", fragte sie mit belegter Stimme. "Was ist rausgekommen?", wollte sie wissen und rieb sich unruhig die Hände.

"Die komplette Bevölkerung hat einstimmig gewählt. Ob du willst oder nicht, sie wollen dich als Oberhaupt dieser Stadt. Genau genommen als Königin", brachte Luana nüchtern hervor.

Sienna stöhnte gequält. "Ich habe es befürchtet", murmelte sie. "Aber was genau soll sich dadurch dann ändern?", fragte sie, denn sie verstand nicht, warum es nicht einfach so weitergehen konnte. Darüber hatte sie schon oft mit Luana diskutiert.

"Im Grunde nur die Tatsache, dass du dich nicht mehr mit Kleinigkeiten herumschlagen musst und alles, was wir machen, ablehnen kannst", antwortete Luana. "Ich weiß nicht genau, was an anderen Orten von einer Königin erwartet wird, aber ich glaube, dass du deinen Hof oder wie du es nennen willst, nach deinem Ermessen aufstellen kannst."

Sienna verdrehte die Augen. "Wenn es nach mir ginge, wirst du meine Heilerin, Ragnar Anführer der Verteidigung und Amon mein Berater. Reicht doch, oder?", wollte sie wissen. Damit würde sich nicht viel ändern.

"Nun, das würde reichen, aber denkst du nicht, es wäre gut, wenn wir vielleicht auch Helfer einstellen? Es werden sicherlich immer mehr Einwohner und diese müssen koordiniert werden. Das wird auf Dauer sicherlich zu viert nicht zu schaffen", gab sie zu bedenken.

Sienna fuhr sich durch ihre Haare. "Schon gut, ich verstehe das durchaus. Aber lass uns nichts überstürzen", bat sie erschöpft.

Nun war es an Luana schief zu lächeln. "Deine Krönung wird bereits geplant", gestand sie zögerlich, was dafür sorgte, dass Sienna ihre Augen schloss und den Kopf in ihre Hände legte.

Leicht und aufmunternd klopfte Luana ihr auf die Schultern. "Lass diese Information erst einmal sacken. Ich hol dir eine Erfrischung", meinte sie, bevor sie den Raum verließ. Es war gut, dass Sienna so sehr dagegen war. Das hieß nur, dass sie keine selbstherrliche Herrscherin sein würde. Genau das, was sie brauchten.






Luana-Tochter des Mondes (Leseprobe)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora