22. Alles für die Katz'

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„Ääääääähhhh", war die geistreiche Antwort von Ruby und mir, was uns allgemein skeptische Blicke einbrachte. Eigentlich war die Frage ja einfach zu beantworten. Allerdings waren die Geschehnisse davor etwas ... hm, wie soll ich sagen ... heikel.

Schließlich rang sich Ruby zu einem unsicheren „Ja?" durch. Levi zog eine Augenbraue hoch und Hanji meinte: „Das hört sich aber nicht sonderlich überzeugt an."

„Doch, doch! Die Frage hat uns nur ein wenig aus der Bahn geworfen", versuchte ich unseren Hals aus der Schlinge zu ziehen, schaffte es allerdings nicht nach diesen Worten noch in die Gesichter der Anwesenden zu sehen, was der Aussage eindeutig nicht guttat und Levi deshalb weiter stocherte: „Was verschweigt ihr uns?" DASS ARMIN FAST STIRBT UND DU DICH ZWISCHEN IHM UND ERWIN ENTSCHEIDEN MUSST, VERDAMMT!!!!

„Nichts. Ein Jahr nach der Zurückeroberung sind die Titanen fast vollständig ausgerottet und ihr besucht das Meer", erklärte Ruby mit fester Stimme. Ich konnte nach wie vor nur auf den Boden starren. Was ich bis vor Kurzem noch eher als kleinen Spaß gesehen hatte, war für mich nun zu bitterem Ernst geworden. Umso länger ich an diesem Geschehnis hängen blieb, umso mehr begannen meine Augen zu brennen. Mir wurde das erste Mal so richtig klar, dass ich die Leute, um die es in einer fiktiven Geschichte ging,  persönlich kannte und in einer durchaus engen Beziehung zu ihnen stand.

Vor mir tauchten ein Paar Beine auf, die sich kurz darauf als Levis entpuppten als er sich vor mich hockte. Er hob meinen Kopf und sah mich eindringlich an: „WAS verschweigt ihr uns?" Ich kniff die Augen zusammen und flüsterte: „Das Davor." Berechnend musterten seine grauen Augen mein Gesicht und mich packte plötzlich die Entschlossenheit.

Ich dränge die Tränen zurück und knurrte den Schwarzhaarigen vor mir an: „Vergiss es." Der Mann vor mir zog eine Augenbraue hoch und fragte minimal irritiert nach: „Was?" Entschlossen blickte ich zu Levi: „Ich sagte: Vergiss es. Ich werde darüber nicht reden. Verbrenn das Buch. Meinetwegen. Aber DAS werde ich nicht sagen."

Ich konnte Rubys verwirrten Blick auf mir spüren. Als Levi von mir abließ und nun abwartend zu Ruby sah, strahlten ihre Augen Verständnis aus. Mit eisernen Blick wandte sie sich an Levi und stellte fest: „Es reicht. Das war's. Wir sagen kein Wort mehr." Levi wirkte zwar so als würde er noch etwas fragen wollen, doch sah er ein, dass man aus uns nichts mehr herausbekommen würde.

Wir schnappten uns Buch und Handy und gingen wortlos in Richtung Stiegenhaus. Als wir an den anderen vorbeikamen, begann Eren zu fragen: „Ist alles ..." Ich hob ruckartig meine Hand und er schloss seinen Mund wieder. Ich spürte die Blick im Rücken, doch uns kam keiner nach.

Unten angekommen ließen wir uns im Wohnzimmer auf das Sofa fallen. Ich atmete tief durch und sank erschöpft zurück. „Oh Götter", stieß ich aus, „ich hätte nie gedacht, dass sie so weit gehen." Zustimmend nickte Ruby. „Das werden sie morgen büßen", grinste Ruby wie der Oberfolterknecht des Teufels höchstpersönlich. Leicht schniefend begann ich zu lachen: „Sie werden leiden."

Zusammen amüsierten wir uns ein wenig über die Pläne für morgen und als der Strom auch endlich wieder da war, zappten wir im Fernseher herum. Und so verstrich die Zeit. Irgendwann wurden wir von der offenen Terassentür angemaunzt. Unsere Köpfe fuhren zu dem Fliegengitter und wir begannen zu lachen als Sunny uns erneut entgegen miaute.

Mit einem fetten Grinsen im Gesicht schob ich der braungetigerten Katze das Fliegengitter zur Seite und wartete, bis sie mir um die Füße nach drinnen strich, ehe ich es wieder zu zog.

Sunny setzte sich dann mitten ins Wohnzimmer und miaute uns auffordernd an. Nach dem Motto Ich bin jetzt da, jetzt gebt mir was zu fressen. Ich lachte und bückte mich hinunter: „Na? Holen wir deinen Bruder?" Erneut kam mir ein „Miau" entgegen. Ich sah kurz zu Ruby, die breit grinsend auf der Couch saß, und machte mich auf den Weg hinüber ins Schlafzimmer, um Amadeus zu holen. Sunny wie ein Hund hinten nach.

Keine drei Minuten später stand abermals eine Katze miauend vor dem Fliegengitter zur Terrasse. Das ganze Spiel von vorne und mit zwei Katzen im Schlepptau machte ich mich auf den Weg nach oben.

Vor der Wohnungstür oben blieb ich stehen und atmete einmal tief durch, während meine zwei Fellknäuel schon an mir vorbeizischten. Allerdings kam Amadeus sofort wieder mit angstgeweiteten Augen wieder heraus und versteckte sich hinter meinen Füßen.

Mit einem milden Lächeln hob ich den grauen Kater hoch und ging mit einem Seufzen durch die Tür. Ich sammelte die Futternäpfe, so gut es mir mit einem Kater auf dem Arm gelang, zusammen und ging durch das Esszimmer in die Küche. Im Vorbeigehen sah ich, dass die ganze Gruppe nach wie vor auf der Couch oder auf der Essbank saßen.

Ihre Blicke verfolgten mich, bis ich in der Küche nicht mehr zu sehen war und den Kater absetzte, sowie die Katzenschüsseln zu füllen begann. Als plötzlich beide Katzen möglichst weit von der Tür weg in der Ecke standen, wandte ich mich zur Tür. In dieser erblickte ich Armin, der mich besorgt ansah. Er wollte etwas sagen. Das sah man ihm an. Allerdings war ich nach Vorhin noch nicht so weit, um auf Friede, Freude, Eierkuchen zu machen. „Tu mir den Gefallen und setze dich einfach ins Wohnzimmer und warte bis die Katzen fertiggefressen haben", meinte ich gedrückt.

Er senkte den Kopf und verschwand. Dann grinste ich die Katzen an und pfiff. Sofort stürmten die Katzen nach draußen, halb verschreckt, halb begeistert. Als ich an den anderen im Wohnzimmer vorbeikam und Connie aufstehen wollte, befahl ich: „Platz!" Unverzüglich ließ er sich wieder zurück auf seinen Allerwertesten fallen.

Ich stellte den zwei Wonnebrocken die Futterschüsseln hin und meinte noch ins Wohnzimmer: „Keiner rührt sich, solange die Katzen noch fressen, ist das klar?" Mir wurde irritiert entgegengeblickt, weshalb ich noch einmal auf das Militärtraining plädierte: „Ist das angekommen, Kadetten?!" Sofort flog mir ein einstimmiges „Jawohl!" entgegen. Mit einem zufriedenen Grinsen ging ich wieder nach unten.

Ruby und ich schauten uns noch einen Film an und gingen dann schlafen.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWhere stories live. Discover now