32. Kulinarische Neuheiten und ihre Tücken

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Da wir wussten, dass unsere Gäste gar keine Burger kennen konnten und sie ziemlich verwirrt auf die Einzelteile blickten, erklärten wir ihnen, was wir jetzt von ihnen erwarteten. „Also, jeder nimmt sich ein Brötchen und ein Patty", erklärte ich und deutete zur Sicherheit auf die besagten Dinge, „Und belegt oder bestreicht das Brötchen, mit was auch immer er will." Wie ich es ihnen gesagt hatte, taten sie es auch und stellten ihre eigenen Burger zusammen.

Allerdings waren sie dann doch etwas verwirrt als sie den Burger essen sollten, aber kein Besteck auf dem Tisch zu finden war. „Könntest du mir bitte Gabel und Messer geben, Ruby?", fragte Mikasa. Meine Freundin begann zu kichern und erklärte: „Mikasa. Einen Burger isst man doch nicht mit Besteck. Das ist Fast-Food. Das isst man mit den Fingern." Dann biss sie herzhaft in ihren Burger und kaute so genüsslich, dass man schon meinen konnte, sie würde sich in einer anderen Galaxie befinden. Skeptisch wurde das eigene Essen begutachtet, ehe einer nach dem anderen Rubys Beispiel folgte. Nur einer nicht. Was war auch anderes zu erwarten?

Gerade als ich meinen ersten Bissen von dieser ungesunden Herrlichkeit machen wollte, stand Levi auf, holte sich Besteck und setzte sich wieder hin. Er stach die Gabel in das Brötchen und schnitt sich ein Stück ab. Entsetzt blickte ich den schwarzhaarigen an und meinte streng: „Levi, nein. Böse." Allerdings blickte er mich nur wie zu erwarten an und gab sein üblichen „Tz" von sich, ehe er das erste Stück aß. Na gut, ein Versuch war's wert.

Eine halbe Stunde, in der sich so gut wie jeder darüber beschwert hatte, dass der Burger auseinanderfiel - ja, auch ich habe gemeckert - waren wir beinahe fertig mit dem Essen. Ich hatte noch ein kleines Stück und auch Levi spießte sein letztes Stück auf. Ich biss die Hälfte von meinem Rest ab und ihm fiel der aufgespießte Rest von der Gabel auf's Hemd.

Bei seinem Gesichtsausdruck, der aus einem Viertel Entsetzten, zwei Viertel Langeweile und einem Viertel Den Fleck bekomme ich nie wieder raus bestand, musste ich mir wahrlich das Lachen verkneifen. Ich wusste nicht, dass er ein solches Mimik-Talent war. Ja klar, er schaffte es die verschiedensten Emotionen mit einem EINZIGEN Gesichtsausdruck darzustellen, aber dass man Den Fleck bekomme ich nie wieder raus als Gesichtsausdruck darstellen konnte, grenzte doch schon an eine Begabung.

Als Levi einmal verarbeitet hatte, dass sein schönes, weißes Hemd soeben einen BBQ-Fleck abbekommen hatte, nahm er das Stück Essen mit spitzen Fingern und legte es zurück auf den Teller. Dann blickte er zu mir und fragte, ob ich etwas hätte, womit er den Fleck auswaschen könne. Ich meinte: „Oben im Bad, unter dem Waschbecken steht eine Tube Reisepaste zum Waschen, aber ...", noch bevor ich erwähnen konnte, dass ich es auch einfach mit der Waschmaschine waschen konnte, war er ohne ein „Danke" davon gerauscht.

Ruby und ich wechselten einen Blick und zuckten mit den Schultern, ehe wir den Tisch abräumten und die Sachen nach oben in die Küche brachten. Als das erledigt war, schauten wir ins Bad nach Levi und seinem Problem. Der Anblick, der sich uns bot, war ... äh ja.

Levi rubbelte den Fleck, der sich irgendwie einfach noch mehr auf dem Hemd verteilte, mit der Handwaschbürste und schien von Sekunde zu Sekunde verzweifelter zu werden. An sich ja nichts Ungewöhnliches. Allerdings hatte er dabei kein Oberteil an. ... Ja ... hrm. „Wir sind im falschen Alter, um sowas zu sehen", stellte Ruby fest. „JJJap", bestätigte ich. Keiner von uns konnte die Augen von der Szenerie lassen und Levi? Der bemerkte uns gar nicht so gefesselt war er von diesem Fleck. Ruby seufzte: „Eindeutig zu viele Hormone. Und dabei habe ich einen Freund", und ging ein paar Schritte den Gang weiter, um nicht mehr ins Bad sehen zu können. Kopfschüttelnd und mit einem geschlagenen „Ne", wandte ich mich ebenfalls ab.

Ich suchte in meinem Zimmer, das zurzeit ja von Hanji und Levi genutzt wurde, nach einem Hemd, das Levi gehörte, und ging dann wieder Richtung Bad. Neben Ruby, die noch immer so stand, dass sie nicht in den Raum hineinsah, blieb ich stehen und murmelte: „Ich will da nicht hinein." Mit klarem Blick sah mich meine beste Freundin an und meinte: „Was soll schon passieren." Ohne eine Miene zu verziehen, erklärte ich: „Er könnte mich mit der Handwaschbürste erschlagen." Ruby holte Luft, um zu widersprechen, allerdings kam aus ihrem Mund: „Das ... stimmt."

Ich warf ihr einen Na siehste-Blick zu, bevor ich noch einmal durchatmete und mir vorstellte, wie ich in das Badezimmer marschierte, Levi das Hemd in die Hand drückte und anfauchte, dass ich das dreckige Hemd mit der Waschmaschine waschen würde. Alles ganz würdevoll.

Stattdessen trat ich mit zusammengekniffenen Augen in die Tür, warf blind das Hemd nach Levi, drehte mich wieder weg, sodass die Badzimmer Tür links von mir war und ich, an die Wand gelehnt, auf die gegenüberliegende Seite schaute und Levi eher ankreischte: „Zieh verdammt nochmal das Hemd an und hör auf auf dem Fleck herum zu schrubben." Ruby neben mir sah mich mit einem Blick an, der fragte Dein Ernst? Meine Antwort war der Sowas in der Art-Blick.

„Siehst du das", wurde ich plötzlich von hinter mir angefaucht, sodass ich mich erschrocken zu der Badezimmertür umdrehte und auf einen äußerst unzufriedenen Levi schaute, der glücklicherweise das saubere Hemd angezogen hatte. Den Göttern sei Dank.

Levi hielt mir das pitschnasse, versaute Hemd unter die Nase und brüllte mich beinahe an: "Das ist ein Fleck! Ein Fleck, ... der nicht heraus geht!" Umso mehr mich mein Gegenüber anbrüllte, desto ruhiger wurde ich, bis ich stoisch meinte: „Levi, wir haben eine Waschmaschine. Die hat nur einen Zweck ...", ich hielt meinen Zeigefinger in die Höhe, „nämlich Wäsche sauber kriegen."

Levi schaute daraufhin so belämmert drein, dass man schon dachte, er wäre eine Maschine, die einen Kurzschluss erlitt. Mit leicht offenem Mund und diesem Blick stand er vor mir und hatte das versaute Hemd in der Hand.

Erst als Ruby die Hand an mir vorbeistreckte und vor seinem Gesicht ein paar Mal schnipste, erwachte der schwarzhaarige aus seiner Starre. Ohne ein Wort drückte er mir das Hemd in die Hand und rauschte davon.

Attack on Titan becomes reality 2 - Willkommen in der RealitätWhere stories live. Discover now