Kapitel 71

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Vorsichtig schaute ich wieder auf. Als ich auf das Kampffeld blickte, erstarrte ich. Glurak lag Kampfunfähig auf dem Boden, während Libelldra sich mit Mühe auf den Beinen hielt. Das mein Partner besiegt wurde war nicht das Schlimmste. Was mich am meisten schockierte, ist das Gluraks Flamme ziemlich schwach flackerte. Sofort lief ich auf ihn zu und kniete mich vor ihm. „Glurak, bist du okay?", fragte ich ihn besorgt. Victor lobte sein Drachenpokemon, rief es zurück und gesellte sich zu mir. „Es sieht nicht so aus, als wäre es etwas Ernstes. Bring ihn am besten auf der Stelle ins Pokemoncenter, damit er sich erholen kann.", meinte er, nachdem er Glurak kurz inspiziert hatte. Verwirrt starrte ich ihn an. „Mach dir um die Zuschauer keine Gedanken. Wir werden später über unseren Kampf unterhalten. Jetzt los!", winkte Victor ab. Ich nickte ihn kurz zustimmend zu, stütze Glurak mit meiner Schulter und machte mich auf dem Weg. Wie zu erwarten fingen die Zuschauer an, verrückt laut durcheinander zu erledigen. Mir war das alles aber völlig egal. Ich machte mir jetzt eher Sorgen um meinen Partner. Je weiter wir gehen, desto mehr habe ich das Gefühl, dass seine Flamme immer schwächer wurde. Ich muss mich unbedingt beeilen.

Mit Mühe schaffte ich es Glurak ins Pokemoncenter zu schleppen. Zum Glück kam mir Schwester Joy sofort entgegen und half mir meinen feurigen Begleiter ins Behandlungszimmer zu bringen. Völlig erschöpft ließ ich mich auf einen der Stühle des Cafés fallen. Wie konnte das nur passieren? Wurde seine Flamme von Drachenpuls geschwächt? Oder wurde sie schon vorher schwächer und ich habe es nicht bemerkt? Wenn das der Fall ist, hätte ich sofort handeln müssen. In so einem Zustand sollte er auf keinen Fall weitekämpfen. Komplett erledigt fuhr ich mit meinen Händen durch meine Haare. Ich konnte allmählich die aufsteigenden Tränen spüren. Ich will ihn nicht verlieren. Er bedeutet mir so viel. Wenigstens bin ich nicht alleine. Was ich am allerwenigsten mag, ist vor mehreren Menschen zu weinen. „Servol?" Schluchzend blickte ich auf. Neben mir stand das Servol des Cafés. Mitfühlend schaute sie mich an. Kurz daraufhin reichte mir das Emotions-Pokemon mir einen Beerensaft. Dankbar lächelte ich ihr schwach zu. Zufrieden ging das Psychopokemon wieder an ihre Arbeit.

Je länger es dauert desto beunruhigter werde ich. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich brauche dringend frische Luft. Damit ich aber schnell zurückgehen kann, besuchte ich einen nahe gelegenen Park. Allerdings half das auch nicht gerade viel. Schon wieder wurde ich von meinen Schuldgefühlen geplagt. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkte, wie sich mir langsam jemand näherte. „Rak?" Sanft werde ich an meiner Schulter angestupst. Als ich aufblickte, schaute ein Glurak mich besorgt an. Es war allerdings nicht meiner. Dieses Glurak wirkte älter und stärker. Vorsichtig rieb es seinen Kopf an meinen. Ich schloss meine Augen und streichelte sanft seine Stirn. „Ah, du hast sie gefunden, Glurak. Gut gemacht.", ertönte eine Stimme etwas von uns entfernt.

Langsam öffnete ich meine Augen. Delion kam zu mir rüber und bemerkte meine miese Stimmung. „Hey... alles ok, Prinzessin?", fragte er mich sanft. Seine Besorgnis ist kaum zu überhören. Ich schüttelte frustriert meinen Kopf. Die Tränen kamen ein zweites Mal diesen Tages zum Vorschein. Sofort nahm mich der Champ in seine starken Arme. Er ließ erst los, als ich mich halbwegs beruhigt habe. „Besser?" „Ein wenig...", gab ich als Antwort. „Lass mich raten... Es geht um dein Glurak oder?", überlegte der Viollethaarige. Ich schweigte. „Ich nehme das mal als ein ja... Mach dir aber keine Sorgen. Schwester Joy wird ihn wieder aufpäppeln.", versucht er mich aufzuheitern. „Delion? Sag mir...was habe ich falsch gemacht?", erkundigte ich mich. „Was meinst du? Du hast nichts falsch gemacht. Wenn es wegen Gluraks Flamme geht, da konntest du nicht rechtzeitig reagieren. Ich habe das Videomaterial angeschaut, nachdem du mit Glurak gegangen bist. Er ist unsanft auf seinen Schweif gelandet. Dadurch ist das Feuer kleiner geworden. Es war ein Unfall und überhaupt nicht deine Schuld. Gib dir nie wieder für irgendetwas die Schuld, für was du nichts dafür kannst. Ok? Für Gluraks sind ihre Feuerschwänze lebenswichtig. Erlöscht diese komplett dann... Das kannst du dir ja vorstellen. Anderseits, kann man leider diese nicht einfach anzünden, damit nichts passiert. So ist es nun mal. Jedes Pokemon hat etwas anderes, worauf es aufpassen muss um zu überleben.", erklärte er mir. Sanft streichelte er meine Haare. Nach einem langen schweigen meinte Delion schließlich: „Lass uns zurück gehen. Dein Glurak wird sich sicherlich freuen, wenn er dich wieder sieht. Gesagt getan. Gemeinsam gingen wir zurück zum Pokemoncenter.

Kaum betraten wir das Gebäude, schon wurde ich zu Boden geschmissen. „Gluuuuraaaak!" Voller Freude schmiegte sich das Feuerpokemon an mich. „Glurak, dir geht es gut.", freute ich mich. Glücklich schlang ich meine Arme um seinen Hals. Glurak schnurrte vor Begeisterung. Delion und Schwester Joy lächelten bei diesem Anblick. „Am Anfang sah es um ehrlich zu sein nicht gut aus, für dein Glurak. Aber er hat sich immer schneller erholt. Er ist ein wahrer Kämpfer. Du hättest sehen müssen, wie er reagiert hatte, nachdem es ihn wieder besser ging. Er war so aufgeregt dich wiederzusehen, dass er beinahe den kompletten Behandlungsraum auf den Kopf gestellt hätte. Du bedeutest ihm wirklich viel.", berichtet die Krankenschwester. „Und er bedeutet mir sehr viel. Danke Schwester Joy.", bedankte ich mich bei ihr und kuschelte noch ein wenig meinen Partner. „Oh... bevor ich's vergesse. Könnten sie vielleicht auch meine anderen Pokemon heilen?", fragte ich vorsichtig. Die Krankenschwester lachte: „Klar, kein Problem. Gib sie mir einfach und nach einiger Zeit sind sie auch wieder fit."

Nachdem ich ihr meine Pokebälle gegeben habe, wendete ich mich wieder zu Delion. „Siehst du? Was habe ich dir gesagt? Es wird alles gut. Schwester Joy weiß was sie tut.", schmunzelte er. „Danke Delion, für deine Unterstützung. Und es tut mir leid dass ich verloren habe..." „Nur weil du verloren hast, bedeutet das nicht, dass wir nicht gegeneinander kämpfen können. Wenn du einen Trainingspartner brauchst, stehe ich dir gerne zur Verfügung.", meinte er und machte eine kurze Verbeugung. Als der Champ kurz auf seine Uhr schaute, erschrak er kurz. „Oh Mist. Ich habe ganz vergessen, dass ich noch etwas Wichtiges erledigen muss, bevor ich mich mit den Jungs treffen kann. Ich habe sie nämlich zum Essen eingeladen. Du bist natürlich auch eingeladen. Tut mir Leid, Prinzessin. Ich muss dich leider alleine zurücklassen.", entschuldigte er sich. „Nicht schlimm. Na los geh schon, immerhin musst du noch Schauen in welche Richtung du gehen musst.", scherzte ich. „Also gut. Bis bald, Prinzessin. Und überleg bitte ob du vielleicht doch Mastrich besuchen möchtest. Dann kann ich ein gutes Wort für dich einlegen und dein Glurak könnte dort auch an seiner Balance arbeiten, damit so etwas nicht wieder so schnell passiert.", verabschiedete er sich und ging davon.

Während ich ihm hinterherblickte kraulte ich weiterhin Gluraks Kinn. Gemeinsam warten wir, bis die anderen ebenfalls geheilt werden. Um die Wartezeit zu verkürzen machte ich uns und für Schwester Joy ein süßen Apfelcurry. Genau als ich fertig war, kommt die Krankenschwester auf uns zu und überreichte mir meine Pokebälle. Ich befreite jeden Einzelnen, damit wir alle gemeinsam das leckere Curry essen konnten. Nachdem wir fertig waren, bedankte sich Joy bei mir und widmete anschließend wieder ihrer Arbeit zu. Das Geschirr wusch ich im Café ab. Langsam wunderte ich mich, wo Hop und Victor blieben. Immerhin wollten sie doch nachkommen. Wie aufs Stichwort kamen die beiden Jungs. Allerdings wirkten die beiden sehr verwirrt und besorgt.

It's Champ Time!Where stories live. Discover now