Müllcontainer

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Ich weinte total und Patrick nahm mich in den Arm. Dann kam Zach herein: "Ich will nicht stören, aber die halbe Stunde wäre langsam vorbei." Wütend funkelte ich ihn an. Er hatte Patrick alles gepetzt, so dass der mich nicht mitnimmt. "Alles gut, Harley?" fragte er, was das Fass zum überlaufen brachte. "Du scheiß Bastard! Warum petzt du alles? Ich hasse dich du behindertes Arschloch! Ich will doch einfach nur nach Hause! Warum gönnst du mir das nicht?" Ich sprang auf ihn zu, packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Ich war drauf und dran, ihm eine zu verpassen, aber Patrick nahm mich und zog mich weg. "Hör auf Harley! Hör auf!" meinte er laut. Ich brach wieder in Tränen aus. Patrick sprach mit mir: "Was soll er denn tun? Mich anlügen, damit ich dich mitnehme und du dich dann Zuhause umbringst oder so? Hm? Das will ich auch nicht! Oder was denkst du, was Zuhause passieren würde, wenn ich dich in deinem Zustand mitnehmen würde? Eine Situation die dich überfordert, ein Gedanke der dich fertig macht, irgendwas was dich triggert, und aus ist es! So soll es nicht laufen! Ich brauch dich Zuhause, aber lebend, Harley. Milo braucht auch seinen großen Bruder, aber der hilft ihm nichts, wenn er sich umbringt." Ich ließ mich auf den Boden gleiten und weinte: "Mir wird's nie besser gehen. Das wird immer so bleiben." "Ja, so wird's laufen, wenn du nicht anfängst, zu nutzen, was dir hier angeboten wird. Du hast mit Zach einen richtig tollen Psychiater, Mitch und Tom sind tolle Betreuer, fang doch an mit ihnen zu reden und dich wenigstens ein bisschen auf sie einzulassen. Bitte Harley." Langsam nickte ich und Patrick meinte: "Okay. Super. Ich bin stolz auf dich Harley. Ich muss jetzt gehen. Vielleicht darf ich dich nächste Woche mal besuchen. Tschüss." "Ciao." meinte ich und Patrick verschwand durch die Türe. Zach kniete sich vor mich: "Ich kann verstehen dass du sauer auf mich bist. Aber ich denke, dass du weißt dass ich keine andere Wahl hatte, richtig?" Mit immernoch tränenden Augen meinte ich: "Ich will doch einfach nur hier raus." "Ich weiß. Kann ich gut verstehen. Sobald ich das Gefühl habe, dass du einigermaßen stabil für Zuhause bist, lass ich dich gehen. Ob das zwei Wochen oder zwei Monate dauert, liegt bei dir. Und jetzt Kopf hoch. Wenn mich nicht alles täuscht, dann gibt es jetzt Mittagessen. Na komm." Mit hängendem Kopf folgte ich Zach in den Speisesaal, wo ich mir mein Essen nahm und mich hinsetzte. Die anderen aßen schon fleißig, und so begann ich auch zu essen.

Als alle fertig waren fragte mich Zach: "Spazieren gehen?" Ich nickte und zog mir schnell meine Schuhe im Zimmer an. Dann ging ich mit Zach raus. "Wie geht's dir jetzt?" fragte Zach und ich meinte: "Geht so. Ich verstehe einfach nicht, warum ihr mich nicht einfach nach Hause lasst. Da geht's mir viel besser als hier." "Ja, für einen Tag oder so. Aber nur weil du Zuhause bist, sind deine Probleme nicht weg. Sonst wärst du ja nicht wieder hier her gekommen. Oder?" "Ich bin nur hier weil ich einmal bisschen ausgerastet bin!" "Und dann wolltest du, dass die Polizei dich erschießt. Das zählt als Suizidversuch." Ich wurde wütend: "Ja und? Ich will einfach nicht hier sein!" "Ich weiß. Bitte beruhig dich wieder." "Nein!" Wir gingen gerade am offenen Tor vorbei und ich sah meine Chance. Ich sah kurz Zach an und meinte: "Sorry.", dann begann ich zu laufen. Zach lief mir nicht hinterher. Ich hörte ihn nur noch fluchen. Ich rannte so schnell ich konnte etwas von dem Gebäude weg und versteckte mich erstmal hinter einem Müllcontainer, der am Straßenrand stand. Wenn ich weiterlaufen würde, würde ich der Polizei direkt entgegen kommen, da Zach sicherlich die Polizei gerufen hatte. So war es auch. Zwei Minuten später raste ein Polizeiauto an mir vorbei. Ich wartete noch kurz, dann lief ich weiter Richtung Stadt. Ich war sehr vorsichtig und checkte jede Straße, bevor ich sie betrat. Ich ging in eine beliebte Shoppingpassage, die voller Leute war. Ich mischte mich darunter und entwendete hier und da etwas Geld aus Taschen. Damit kaufte ich mir dann an einem Stand eine Pizza. Es tat gut mal wieder was anderes als den Klinikfraß zu essen. Dann klaute ich weiter etwas Geld, was mir irgendwie Spaß machte und kaufte mich dann bei Snipes neue Klamotten, damit ich nichtmehr so in die Fahndung passte, die sicherlich schon lief. Gegen Abend holte ich mir nochmal essen und suchte mir dann einen einigermaßen geschützten Schlafplatz in einer Ecke. Es war in der Nacht trotzdem total kalt und ich fror mega. Ich hatte schließlich keine Decke und so zitterte ich am ganzen Körper.

Am nächsten Morgen holte ich mir Frühstück und suchte mir einen Platz in der Sonne, um mich etwas aufzuwärmen. Etwas später gesellte ich mich dann zu einer Gruppe Jungs, die in einem Park chillten. "Jo, was geht?" begrüßte ich sie und sie grüßten zurück. "Bock mit uns abzuhängen?" fragte einer der Jungs und ich nickte. Sie gaben mir Kippen ab und wir verstanden uns ganz gut. Wir hörten Musik und quatschten ein bisschen. Später ging ich weiter kam einer Gruppe von Mädchen entgegen, eine hübscher als die andere. Ich zwinkerte ihnen zu und die eine fragte mich: "Rauchst du?" Ich nickte und sie gaben mir ebenfalls eine Zigarette ab. Ich flirtete etwas mit den Mädchen und wir lachten viel. "Heute Abend läuft ne fette Party, hast du Lust auch zu kommen?" fragte mich eine und ich stimmte sofort zu. Sie meinte: "Dann treffen wir uns heute Abend um 8 hier und wir nehmen dich mit." "Klar, cool. Dann bis dann." meinte ich und ging weiter.

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